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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.
auß dem Gefängniß loß-gelassen/ von dem Joch außgespannet/
von der Dienstbarkeit frey-gelassen/ und auß der Frembde ins
himmlische Vaterland versetzet werden? Sind doch auß solchem
Grunde die Märtyrer/ Ignatius, Basilius, &c. dem allergrau-
samsten Tod mit Freuden entgegen gangen. Wer wolte/ wenn
1. Sam. 10.
v.
22.
ihm die Krone solte auffgesetzet werden/ mit Saul sich unter das
Geräthe verstecken? Die Heiligen GOttes freueten sich wenn
sie nur Christum sehen konten. Johannes hüpffete für Jhm in
Mutter Leibe da Maria die Elisabeth gegrüsset. Die Weysen
fielen für Jhm nieder da Er in der Krippen gelegen. Die Engel
frolockten bey seiner Geburth. Die Hirten lieffen mit Freuden zu
seinem Stall. Simeon nahm Jhn in seiner Kindheit auff seine
Arme/ und ist mit Freuden/ mit seinem Nunc dimittis, HERR
nu lässest du etc.
von der Welt geschieden. Jst das leibliche An-
schauen JEsu in dem Stande der Erniedrigung so freudig gewe-
sen? Was wird nicht für Freude seyn/ wenn wir in dem Himmel
werden bey Jhm seyn? Was ist doch für eine Gleichheit zwi-
schen seinem damahligen Ansehen und itziger Glory/ die Er hat
bey dem Ewigen Vater?

Usus 3. Versichert euch aber auch dessen wohl in diesem Le-
ben/ daß Jhr nach dem Tod werdet bey Christo seyn. Christi Ge-
beth und letzter Wille kan zwar nicht des Zwecks verfehlen. Aber
die desselben Krafft empfinden wollen/ müssen es jhnen applici-
ren,
und sich desselben Nachdrucks versichern. Ach daran ist viel
gelegen! daß der Mensch gewiß wisse/ wo Er nach dem Tode hin-
gehören wird. Wir sind ja für dieses Leben vorsichtig und suchen
desselben Versicherung. Wir machen im Sommer Verfassung
für den Winter/ in der Jugend für das Alter/ und sind bey Frie-
dens-Zeiten bedacht auff den Krieg. Jst nu GOtt besser denn
die Welt/ der Himmel besser als die Erde/ die Seele dann der Leib?
Wie solten wir nicht sorgen damit wir versichert seyn/ daß wir

nach

Chriſtliche Leich-Predigt.
auß dem Gefaͤngniß loß-gelaſſen/ von dem Joch außgeſpannet/
von der Dienſtbarkeit frey-gelaſſen/ und auß der Frembde ins
him̃liſche Vaterland verſetzet werden? Sind doch auß ſolchem
Grunde die Maͤrtyrer/ Ignatius, Baſilius, &c. dem allergrau-
ſamſten Tod mit Freuden entgegen gangen. Wer wolte/ wenn
1. Sam. 10.
v.
22.
ihm die Krone ſolte auffgeſetzet werden/ mit Saul ſich unter das
Geraͤthe verſtecken? Die Heiligen GOttes freueten ſich wenn
ſie nur Chriſtum ſehen konten. Johannes hüpffete fuͤr Jhm in
Mutter Leibe da Maria die Eliſabeth gegruͤſſet. Die Weyſen
fielen fuͤr Jhm nieder da Er in der Krippen gelegen. Die Engel
frolockten bey ſeiner Geburth. Die Hirten lieffen mit Freuden zu
ſeinem Stall. Simeon nahm Jhn in ſeiner Kindheit auff ſeine
Arme/ und iſt mit Freuden/ mit ſeinem Nunc dimittis, HERR
nu laͤſſeſt du ꝛc.
von der Welt geſchieden. Jſt das leibliche An-
ſchauen JEſu in dem Stande der Erniedrigung ſo freudig gewe-
ſen? Was wird nicht fuͤr Freude ſeyn/ wenn wir in dem Himmel
werden bey Jhm ſeyn? Was iſt doch fuͤr eine Gleichheit zwi-
ſchen ſeinem damahligen Anſehen und itziger Glory/ die Er hat
bey dem Ewigen Vater?

Uſus 3. Verſichert euch aber auch deſſen wohl in dieſem Le-
ben/ daß Jhr nach dem Tod werdet bey Chriſto ſeyn. Chriſti Ge-
beth und letzter Wille kan zwar nicht des Zwecks verfehlen. Aber
die deſſelben Krafft empfinden wollen/ muͤſſen es jhnen applici-
ren,
und ſich deſſelben Nachdrucks verſichern. Ach daran iſt viel
gelegen! daß der Menſch gewiß wiſſe/ wo Er nach dem Tode hin-
gehoͤren wird. Wir ſind ja fuͤr dieſes Leben vorſichtig und ſuchen
deſſelben Verſicherung. Wir machen im Sommer Verfaſſung
fuͤr den Winter/ in der Jugend fuͤr das Alter/ und ſind bey Frie-
dens-Zeiten bedacht auff den Krieg. Jſt nu GOtt beſſer denn
die Welt/ der Himmel beſſer als die Erde/ die Seele dañ der Leib?
Wie ſolten wir nicht ſorgen damit wir verſichert ſeyn/ daß wir

nach
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[20/0022] Chriſtliche Leich-Predigt. auß dem Gefaͤngniß loß-gelaſſen/ von dem Joch außgeſpannet/ von der Dienſtbarkeit frey-gelaſſen/ und auß der Frembde ins him̃liſche Vaterland verſetzet werden? Sind doch auß ſolchem Grunde die Maͤrtyrer/ Ignatius, Baſilius, &c. dem allergrau- ſamſten Tod mit Freuden entgegen gangen. Wer wolte/ wenn ihm die Krone ſolte auffgeſetzet werden/ mit Saul ſich unter das Geraͤthe verſtecken? Die Heiligen GOttes freueten ſich wenn ſie nur Chriſtum ſehen konten. Johannes hüpffete fuͤr Jhm in Mutter Leibe da Maria die Eliſabeth gegruͤſſet. Die Weyſen fielen fuͤr Jhm nieder da Er in der Krippen gelegen. Die Engel frolockten bey ſeiner Geburth. Die Hirten lieffen mit Freuden zu ſeinem Stall. Simeon nahm Jhn in ſeiner Kindheit auff ſeine Arme/ und iſt mit Freuden/ mit ſeinem Nunc dimittis, HERR nu laͤſſeſt du ꝛc. von der Welt geſchieden. Jſt das leibliche An- ſchauen JEſu in dem Stande der Erniedrigung ſo freudig gewe- ſen? Was wird nicht fuͤr Freude ſeyn/ wenn wir in dem Himmel werden bey Jhm ſeyn? Was iſt doch fuͤr eine Gleichheit zwi- ſchen ſeinem damahligen Anſehen und itziger Glory/ die Er hat bey dem Ewigen Vater? 1. Sam. 10. v. 22. Uſus 3. Verſichert euch aber auch deſſen wohl in dieſem Le- ben/ daß Jhr nach dem Tod werdet bey Chriſto ſeyn. Chriſti Ge- beth und letzter Wille kan zwar nicht des Zwecks verfehlen. Aber die deſſelben Krafft empfinden wollen/ muͤſſen es jhnen applici- ren, und ſich deſſelben Nachdrucks verſichern. Ach daran iſt viel gelegen! daß der Menſch gewiß wiſſe/ wo Er nach dem Tode hin- gehoͤren wird. Wir ſind ja fuͤr dieſes Leben vorſichtig und ſuchen deſſelben Verſicherung. Wir machen im Sommer Verfaſſung fuͤr den Winter/ in der Jugend fuͤr das Alter/ und ſind bey Frie- dens-Zeiten bedacht auff den Krieg. Jſt nu GOtt beſſer denn die Welt/ der Himmel beſſer als die Erde/ die Seele dañ der Leib? Wie ſolten wir nicht ſorgen damit wir verſichert ſeyn/ daß wir nach

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/22>, abgerufen am 21.11.2024.