Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich-Predigt.
meine Zuhörer/ denen ich geprediget/ und die Kirch-Kinder:
das ist der Prediger/ dehm wir zugehöret. Kante doch Petrus
Mosen
und Eliam auff dem heiligen Berge/ da Er sie doch vorhin
nie gesehen; Und die Kinder Gottes werden Abraham, Isaac
und Jacob (wenn sie von Morgen und Abend kommen/ und mit
ihnen zu Tische sitzen werden) kennen/ da die wenigsten von ihnen
iemals einen Patriarchen gesehen. Die Herrligkeit des ewigen Le-
bens wird ja unsere Gedächtniß nicht auffheben/ sondern vollkom-
men machen. Wie hätte sonst Paulus an die Thessalonicher
schreiben können? Wer ist unsere Hoffnung oder Freude/ oder1. Thess. 2.
v.
19.

Cron des Ruhms? Seyd nicht auch Jhrs von unserm HErren
JESU Christo zu seiner Zukunfft? Jhr seyd ja unsere Ehre undBolt.
in Dead.
Saints.
Dreline.

im Trost der
Seelen/ etc.

Freude. Und das ist gewißlich wahr/ wie solches Tertull. Se-
culo II. Orig. Seculo III. August. Seculo IV.
und andere alte
Kirchen-Lehrer/ unter den Neuen aber der geist-reiche Englische
Bolton und Frantzösische Drelincourt haupt-schön und klar auß-
geführet haben.

Usus. Jst dem also? So gebt euch zu frieden ihr Gläubigen
auff Erden/ es gehe euch wie es wolle! Jhr seyd Frembdlinge und
Gäste auff Erden. Sehet aber an JEsum Christum den Anfän-Hebr. 12, 2.
ger und Vollender eures Glaubens. Er hat keinen ärgern Orth
für euch/ als den Himmel. Seyd denn zu frieden: Die Vögel des
Himmels haben ihre Nester/ die Füchse ihre Löcher/ Jhr (wie eh-
mals euer Heiland) habt nicht wo ihr euer Haupt hinleget: Es istMatt. 8, 20.
aber nicht lange/ das Blat wird sich wenden/ Jhr werdet seyn bey
Christo/ in dem Himmel/ in dem Hauß das nicht mit Händen ge-
macht ist/ das ewig ist.

Usus 2. Umb des willen fürchtet Euch nicht für dem Tode/
sondern sterbt willig. Wer wolte nicht gern aus der mühseeligen
Wanderschafft/ gefährlichen Schiff-Fahrt/ blutigem Krieg und
Streit/ in die ewige Ruh und Frieden scheiden? Wer wolte nicht

auß
C 2

Chriſtliche Leich-Predigt.
meine Zuhörer/ denen ich geprediget/ und die Kirch-Kinder:
das iſt der Prediger/ dehm wir zugehoͤret. Kante doch Petrus
Moſen
und Eliam auff dem heiligen Berge/ da Er ſie doch vorhin
nie geſehen; Und die Kinder Gottes werden Abraham, Iſaac
und Jacob (wenn ſie von Morgen und Abend kommen/ und mit
ihnen zu Tiſche ſitzen werden) kennen/ da die wenigſten von ihnen
iemals einen Patriarchen geſehen. Die Herꝛligkeit des ewigen Le-
bens wird ja unſere Gedaͤchtniß nicht auffheben/ ſondern vollkom-
men machen. Wie haͤtte ſonſt Paulus an die Theſſalonicher
ſchreiben können? Wer iſt unſere Hoffnung oder Freude/ oder1. Thesſ. 2.
v.
19.

Cron des Ruhms? Seyd nicht auch Jhrs von unſerm HErren
JESU Chriſto zu ſeiner Zukunfft? Jhr ſeyd ja unſere Ehre undBolt.
in Dead.
Saints.
Dreline.

im Troſt der
Seelen/ etc.

Freude. Und das iſt gewißlich wahr/ wie ſolches Tertull. Se-
culo II. Orig. Seculo III. Auguſt. Seculo IV.
und andere alte
Kirchen-Lehrer/ unter den Neuen aber der geiſt-reiche Engliſche
Bolton und Frantzoͤſiſche Drelincourt haupt-ſchön und klar auß-
gefuͤhret haben.

Uſus. Jſt dem alſo? So gebt euch zu frieden ihr Glaͤubigen
auff Erden/ es gehe euch wie es wolle! Jhr ſeyd Frembdlinge und
Gaͤſte auff Erden. Sehet aber an JEſum Chriſtum den Anfaͤn-Hebr. 12, 2.
ger und Vollender eures Glaubens. Er hat keinen aͤrgern Orth
fuͤr euch/ als den Himmel. Seyd deñ zu frieden: Die Voͤgel des
Himmels haben ihre Neſter/ die Fuͤchſe ihre Loͤcher/ Jhr (wie eh-
mals euer Heiland) habt nicht wo ihr euer Haupt hinleget: Es iſtMatt. 8, 20.
aber nicht lange/ das Blat wird ſich wenden/ Jhr werdet ſeyn bey
Chriſto/ in dem Himmel/ in dem Hauß das nicht mit Haͤnden ge-
macht iſt/ das ewig iſt.

Uſus 2. Umb des willen fuͤrchtet Euch nicht fuͤr dem Tode/
ſondern ſterbt willig. Wer wolte nicht gern aus der muͤhſeeligen
Wanderſchafft/ gefaͤhrlichen Schiff-Fahrt/ blutigem Krieg und
Streit/ in die ewige Ruh und Frieden ſcheiden? Wer wolte nicht

auß
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="19"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">meine Zuhörer/</hi> denen ich geprediget/ und die <hi rendition="#fr">Kirch-Kinder:</hi><lb/>
das i&#x017F;t <hi rendition="#fr">der Prediger/</hi> dehm wir zugeho&#x0364;ret. Kante doch <hi rendition="#aq">Petrus<lb/>
Mo&#x017F;en</hi> und <hi rendition="#aq">Eliam</hi> auff dem heiligen Berge/ da Er &#x017F;ie doch vorhin<lb/>
nie ge&#x017F;ehen; Und die Kinder Gottes werden <hi rendition="#aq">Abraham, I&#x017F;aac</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Jacob</hi> (wenn &#x017F;ie von Morgen und Abend kommen/ und mit<lb/>
ihnen zu Ti&#x017F;che &#x017F;itzen werden) kennen/ da die wenig&#x017F;ten von ihnen<lb/>
iemals einen Patriarchen ge&#x017F;ehen. Die Her&#xA75B;ligkeit des ewigen Le-<lb/>
bens wird ja un&#x017F;ere Geda&#x0364;chtniß nicht auffheben/ &#x017F;ondern vollkom-<lb/>
men machen. Wie ha&#x0364;tte &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#aq">Paulus</hi> an die <hi rendition="#aq">The&#x017F;&#x017F;aloni</hi>cher<lb/>
&#x017F;chreiben können? Wer i&#x017F;t un&#x017F;ere Hoffnung oder Freude/ oder<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Thes&#x017F;. 2.<lb/>
v.</hi> 19.</note><lb/>
Cron des Ruhms? Seyd nicht auch Jhrs von un&#x017F;erm HErren<lb/>
JESU Chri&#x017F;to zu &#x017F;einer Zukunfft? Jhr &#x017F;eyd ja un&#x017F;ere Ehre und<note place="right"><hi rendition="#aq">Bolt.<lb/>
in Dead.<lb/>
Saints.<lb/>
Dreline.</hi><lb/>
im Tro&#x017F;t der<lb/>
Seelen/ etc.</note><lb/>
Freude. Und das i&#x017F;t gewißlich wahr/ wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Tertull. Se-<lb/>
culo II. Orig. Seculo III. Augu&#x017F;t. Seculo IV.</hi> und andere alte<lb/>
Kirchen-Lehrer/ unter den Neuen aber der gei&#x017F;t-reiche Engli&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Bolton</hi> und Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Drelincourt</hi> haupt-&#x017F;chön und klar auß-<lb/>
gefu&#x0364;hret haben.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">U&#x017F;us.</hi> J&#x017F;t dem al&#x017F;o? So gebt euch zu frieden ihr Gla&#x0364;ubigen<lb/>
auff Erden/ es gehe euch wie es wolle! Jhr &#x017F;eyd Frembdlinge und<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;te auff Erden. Sehet aber an JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum den Anfa&#x0364;n-<note place="right"><hi rendition="#aq">Hebr.</hi> 12, 2.</note><lb/>
ger und Vollender eures Glaubens. Er hat keinen a&#x0364;rgern Orth<lb/>
fu&#x0364;r euch/ als den Himmel. Seyd den&#x0303; zu frieden: Die Vo&#x0364;gel des<lb/>
Himmels haben ihre Ne&#x017F;ter/ die Fu&#x0364;ch&#x017F;e ihre Lo&#x0364;cher/ Jhr (wie eh-<lb/>
mals euer Heiland) habt nicht wo ihr euer Haupt hinleget: Es i&#x017F;t<note place="right"><hi rendition="#aq">Matt.</hi> 8, 20.</note><lb/>
aber nicht lange/ das Blat wird &#x017F;ich wenden/ Jhr werdet &#x017F;eyn bey<lb/>
Chri&#x017F;to/ in dem Himmel/ in dem Hauß das nicht mit Ha&#x0364;nden ge-<lb/>
macht i&#x017F;t/ das ewig i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">U&#x017F;us</hi> 2. Umb des willen fu&#x0364;rchtet Euch nicht fu&#x0364;r dem Tode/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;terbt willig. Wer wolte nicht gern aus der mu&#x0364;h&#x017F;eeligen<lb/>
Wander&#x017F;chafft/ gefa&#x0364;hrlichen Schiff-Fahrt/ blutigem Krieg und<lb/>
Streit/ in die ewige Ruh und Frieden &#x017F;cheiden? Wer wolte nicht<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">C 2</fw><fw type="catch" place="bottom">auß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0021] Chriſtliche Leich-Predigt. meine Zuhörer/ denen ich geprediget/ und die Kirch-Kinder: das iſt der Prediger/ dehm wir zugehoͤret. Kante doch Petrus Moſen und Eliam auff dem heiligen Berge/ da Er ſie doch vorhin nie geſehen; Und die Kinder Gottes werden Abraham, Iſaac und Jacob (wenn ſie von Morgen und Abend kommen/ und mit ihnen zu Tiſche ſitzen werden) kennen/ da die wenigſten von ihnen iemals einen Patriarchen geſehen. Die Herꝛligkeit des ewigen Le- bens wird ja unſere Gedaͤchtniß nicht auffheben/ ſondern vollkom- men machen. Wie haͤtte ſonſt Paulus an die Theſſalonicher ſchreiben können? Wer iſt unſere Hoffnung oder Freude/ oder Cron des Ruhms? Seyd nicht auch Jhrs von unſerm HErren JESU Chriſto zu ſeiner Zukunfft? Jhr ſeyd ja unſere Ehre und Freude. Und das iſt gewißlich wahr/ wie ſolches Tertull. Se- culo II. Orig. Seculo III. Auguſt. Seculo IV. und andere alte Kirchen-Lehrer/ unter den Neuen aber der geiſt-reiche Engliſche Bolton und Frantzoͤſiſche Drelincourt haupt-ſchön und klar auß- gefuͤhret haben. 1. Thesſ. 2. v. 19. Bolt. in Dead. Saints. Dreline. im Troſt der Seelen/ etc. Uſus. Jſt dem alſo? So gebt euch zu frieden ihr Glaͤubigen auff Erden/ es gehe euch wie es wolle! Jhr ſeyd Frembdlinge und Gaͤſte auff Erden. Sehet aber an JEſum Chriſtum den Anfaͤn- ger und Vollender eures Glaubens. Er hat keinen aͤrgern Orth fuͤr euch/ als den Himmel. Seyd deñ zu frieden: Die Voͤgel des Himmels haben ihre Neſter/ die Fuͤchſe ihre Loͤcher/ Jhr (wie eh- mals euer Heiland) habt nicht wo ihr euer Haupt hinleget: Es iſt aber nicht lange/ das Blat wird ſich wenden/ Jhr werdet ſeyn bey Chriſto/ in dem Himmel/ in dem Hauß das nicht mit Haͤnden ge- macht iſt/ das ewig iſt. Hebr. 12, 2. Matt. 8, 20. Uſus 2. Umb des willen fuͤrchtet Euch nicht fuͤr dem Tode/ ſondern ſterbt willig. Wer wolte nicht gern aus der muͤhſeeligen Wanderſchafft/ gefaͤhrlichen Schiff-Fahrt/ blutigem Krieg und Streit/ in die ewige Ruh und Frieden ſcheiden? Wer wolte nicht auß C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354523/21
Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/21>, abgerufen am 27.04.2024.