Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich-Predigt.
und doch eine unzüchtige Braut. Wir sagen das Wieder-Spiel.
Nicht so. Das ist unsre Lehre/ daß/ wer erwehlet ist/ dersel-
be auch beruffen ist/ gerechtfertiget und geheiliget ist. Wer nicht
heilig ist/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit
besserm fuge fragen/ was das sey für ein Mysterium? daß in den
Büchern jhrer Scholasticorum entweder gar nicht/ oder sehr sel-
ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun-
den wird?

Die Summ unseres Reformirten Glaubens von der Gnaden-
Wahl bestehet in diesen sechs Stücken. Wir glauben

1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus blosser freyer unverdienter
Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex praevisa fide & o-
peribus bonis,
von wegen des vorgesehenen Glaubens und der
gutten Wercke/ (denn beydes ist seine freye Gnaden-Gabe/ der
Glaube und die gutten Wercke) so seyn dar in der Gnaden-wahl
eingeschlossen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die
Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Böses ge-
than haben/ muste der Fürsatz bestehen nach der Wahl/
nicht auß verdienst der Wercke/ sondern aus Gnaden des
Beruffers.
Rom. 9, 11.

2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er so wol von
Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem solchen erkandt/
verstehe/ mit einer innerlichen/ sonderlichen/ gewissen/ beständigen
Erkäntnüß. Joh. 10, 14.

3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß
der Finsternüß zum Lichte. Von der Unwissenheit zur Erkändt-
nüß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein-
schafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Thess. 4, 7. Hebr. 3, 1.

4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht-
fertiget wird/ so giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die
seine Verderbnüß dämpffet/ daß Er nicht wandele nach dem
Fleisch sondern nach dem Geist. Rom. 8, 1.

5. Wenn

Chriſtliche Leich-Predigt.
und doch eine unzüchtige Braut. Wir ſagen das Wieder-Spiel.
Nicht ſo. Das iſt unſre Lehre/ daß/ wer erwehlet iſt/ derſel-
be auch beruffen iſt/ gerechtfertiget und geheiliget iſt. Wer nicht
heilig iſt/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit
beſſerm fuge fragen/ was das ſey fuͤr ein Mÿſterium? daß in den
Büchern jhrer Scholaſticorum entweder gar nicht/ oder ſehr ſel-
ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun-
den wird?

Die Summ unſeres Reformirten Glaubens von der Gnaden-
Wahl beſtehet in dieſen ſechs Stuͤcken. Wir glauben

1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus bloſſer freyer unverdienter
Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex prævisâ fide & o-
peribus bonis,
von wegen des vorgeſehenen Glaubens und der
gutten Wercke/ (denn beydes iſt ſeine freye Gnaden-Gabe/ der
Glaube und die gutten Wercke) ſo ſeyn dar in der Gnaden-wahl
eingeſchloſſen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die
Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Boͤſes ge-
than haben/ muſte der Fuͤrſatz beſtehen nach der Wahl/
nicht auß verdienſt der Wercke/ ſondern aus Gnaden des
Beruffers.
Rom. 9, 11.

2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er ſo wol von
Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem ſolchen erkandt/
verſtehe/ mit einer innerlichen/ ſonderlichen/ gewiſſen/ beſtaͤndigen
Erkaͤntnuͤß. Joh. 10, 14.

3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß
der Finſternuͤß zum Lichte. Von der Unwiſſenheit zur Erkaͤndt-
nuͤß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein-
ſchafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Theſſ. 4, 7. Hebr. 3, 1.

4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht-
fertiget wird/ ſo giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die
ſeine Verderbnuͤß daͤmpffet/ daß Er nicht wandele nach dem
Fleiſch ſondern nach dem Geiſt. Rom. 8, 1.

5. Weñ
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0033" n="31"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi></fw><lb/>
und doch eine unzüchtige Braut. Wir &#x017F;agen das Wieder-Spiel.<lb/>
Nicht &#x017F;o. <hi rendition="#fr">Das i&#x017F;t un&#x017F;re Lehre/ daß/ wer erwehlet i&#x017F;t/</hi> der&#x017F;el-<lb/>
be auch beruffen i&#x017F;t/ gerechtfertiget und geheiliget i&#x017F;t. Wer nicht<lb/>
heilig i&#x017F;t/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erm fuge fragen/ was das &#x017F;ey fu&#x0364;r ein <hi rendition="#aq">Mÿ&#x017F;terium?</hi> daß in den<lb/>
Büchern jhrer <hi rendition="#aq">Schola&#x017F;ticorum</hi> entweder gar nicht/ oder &#x017F;ehr &#x017F;el-<lb/>
ten das Wort <hi rendition="#aq">Sanctificatio</hi> (Heiligung/ Heiligmachung) gefun-<lb/>
den wird?</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Summ</hi> un&#x017F;eres <hi rendition="#aq">Reformir</hi>ten Glaubens von der Gnaden-<lb/>
Wahl be&#x017F;tehet in die&#x017F;en &#x017F;echs Stu&#x0364;cken. Wir glauben</p><lb/>
            <p>1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus blo&#x017F;&#x017F;er freyer unverdienter<lb/>
Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben <hi rendition="#aq">ex prævisâ fide &amp; o-<lb/>
peribus bonis,</hi> von wegen des vorge&#x017F;ehenen Glaubens und der<lb/>
gutten Wercke/ (denn beydes i&#x017F;t &#x017F;eine freye Gnaden-Gabe/ der<lb/>
Glaube und die gutten Wercke) &#x017F;o &#x017F;eyn dar in der Gnaden-wahl<lb/>
einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. <hi rendition="#fr">Ehe die<lb/>
Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Bo&#x0364;&#x017F;es ge-<lb/>
than haben/ mu&#x017F;te der Fu&#x0364;r&#x017F;atz be&#x017F;tehen nach der Wahl/<lb/>
nicht auß verdien&#x017F;t der Wercke/ &#x017F;ondern aus Gnaden des<lb/>
Beruffers.</hi> <hi rendition="#aq">Rom.</hi> 9, 11.</p><lb/>
            <p>2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er &#x017F;o wol von<lb/>
Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem &#x017F;olchen erkandt/<lb/>
ver&#x017F;tehe/ mit einer innerlichen/ &#x017F;onderlichen/ gewi&#x017F;&#x017F;en/ be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß. <hi rendition="#aq">Joh.</hi> 10, 14.</p><lb/>
            <p>3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß<lb/>
der Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß zum Lichte. Von der Unwi&#x017F;&#x017F;enheit zur Erka&#x0364;ndt-<lb/>
nu&#x0364;ß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein-<lb/>
&#x017F;chafft der Heiligen. 1. <hi rendition="#aq">Pet. 2, 3. 1. The&#x017F;&#x017F;. 4, 7. Hebr.</hi> 3, 1.</p><lb/>
            <p>4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht-<lb/>
fertiget wird/ &#x017F;o giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die<lb/>
&#x017F;eine Verderbnu&#x0364;ß da&#x0364;mpffet/ daß Er nicht wandele nach dem<lb/>
Flei&#x017F;ch &#x017F;ondern nach dem Gei&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Rom.</hi> 8, 1.</p><lb/>
            <fw type="catch" place="bottom">5. Wen&#x0303;</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0033] Chriſtliche Leich-Predigt. und doch eine unzüchtige Braut. Wir ſagen das Wieder-Spiel. Nicht ſo. Das iſt unſre Lehre/ daß/ wer erwehlet iſt/ derſel- be auch beruffen iſt/ gerechtfertiget und geheiliget iſt. Wer nicht heilig iſt/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit beſſerm fuge fragen/ was das ſey fuͤr ein Mÿſterium? daß in den Büchern jhrer Scholaſticorum entweder gar nicht/ oder ſehr ſel- ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun- den wird? Die Summ unſeres Reformirten Glaubens von der Gnaden- Wahl beſtehet in dieſen ſechs Stuͤcken. Wir glauben 1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus bloſſer freyer unverdienter Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex prævisâ fide & o- peribus bonis, von wegen des vorgeſehenen Glaubens und der gutten Wercke/ (denn beydes iſt ſeine freye Gnaden-Gabe/ der Glaube und die gutten Wercke) ſo ſeyn dar in der Gnaden-wahl eingeſchloſſen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Boͤſes ge- than haben/ muſte der Fuͤrſatz beſtehen nach der Wahl/ nicht auß verdienſt der Wercke/ ſondern aus Gnaden des Beruffers. Rom. 9, 11. 2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er ſo wol von Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem ſolchen erkandt/ verſtehe/ mit einer innerlichen/ ſonderlichen/ gewiſſen/ beſtaͤndigen Erkaͤntnuͤß. Joh. 10, 14. 3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß der Finſternuͤß zum Lichte. Von der Unwiſſenheit zur Erkaͤndt- nuͤß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein- ſchafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Theſſ. 4, 7. Hebr. 3, 1. 4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht- fertiget wird/ ſo giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die ſeine Verderbnuͤß daͤmpffet/ daß Er nicht wandele nach dem Fleiſch ſondern nach dem Geiſt. Rom. 8, 1. 5. Weñ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354523/33
Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/33>, abgerufen am 27.04.2024.