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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.
Sie war aus hohem Stamm uralter Hoch-Adlicher Ahnen entspros-
sen; hat neulich unter uns als ein Reiß von unvergleichlichen Tu-
genden für vielen andern geblühet/ Gott aber hat Sie vor andern
aus väterlicher Liebe abgebrochen und in das ewige Leben versetzet.

Bekant ist GOtt und der Ehrbaren Welt der Seeligen
Frauen Frömmigkeit und Gottseeligkeit. Massen Sie jeden
Tag ihres Lebens mit andächtigem Gebehte angefangen und mit
gleicher Andacht geschlossen. Das Hauß des HErrn war Jhr
wie der frommen Hanna ein angenehmes Leib-Zimmer; das
Wort des HErrn ihre erfreulichste Delicatesse; die Frommen1. Tim. 4, 8.
ihre liebste Gesellschafft; weil Sie wol gewust/ die Gottseelig-
keit sey zu allen Dingen nutz/ und habe die Verheissung die-
ses und des zukünfftigen Lebens.

Bekandt ist ihre Demuth und Niedrigkeit. So hoch Sie
GOtt in ihrem HochAdelichen Stande über viele gesetzet/ so tieff
wuste Sie sich auch gegen die zu demühtigen/ welche geringer als1. Petr. 5, 5.
Sie waren: weil Sie wol gewust/ GOtt wiederstehe den Hof-
fertigen/ aber den Demühtigen gebe Er Gnade.

Bekant ist Jhre Gedult in Creutz und Leiden/ dessen Sie als
eine Christin nicht konte überhoben seyn: weil Sie wol wuste/ daßAct. 14, 22.
wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes gehen.

Bekandt ist ihre Freundligkeit/ Gelindigkeit/ Wolthätig-
keit/ vermöge welcher Sie die Ehre GOttes gefördert/ den Die-
nern GOttes viel guttes gethan/ das liebe Armuth erquicket/ und
niemals einen dürfftigen betrübt von ihrem Angesichte gehen las-
sen: weil Sie wol gewust/ daß die Barmhertzigen seelig sind/
und werden Barmhertzigkeit erlangen.
Matth. 5, 7.

Bekandt ist ihre Christliche Beständigkeit/ denn wie Sie
einmahl ihre Füsse in den Lauff des Christenthumbs gesetzet/ so
ist Sie beständig gelauffen/ bis Sie das Ziel erreichet. Wie
Sie einmahl die Waffen des Christenthumbs ergriffen/ so hat

Sie
A 2

Chriſtliche Leich-Predigt.
Sie war aus hohem Stam̃ uralter Hoch-Adlicher Ahnen entſproſ-
ſen; hat neulich unter uns als ein Reiß von unvergleichlichen Tu-
genden fuͤr vielen andern gebluͤhet/ Gott aber hat Sie vor andern
aus vaͤterlicher Liebe abgebrochen und in das ewige Leben verſetzet.

Bekant iſt GOtt und der Ehrbaren Welt der Seeligen
Frauen Froͤmmigkeit und Gottſeeligkeit. Maſſen Sie jeden
Tag ihres Lebens mit andaͤchtigem Gebehte angefangen und mit
gleicher Andacht geſchloſſen. Das Hauß des HErrn war Jhr
wie der frommen Hanna ein angenehmes Leib-Zimmer; das
Wort des HErrn ihre erfreulichſte Delicateſſe; die Frommen1. Tim. 4, 8.
ihre liebſte Geſellſchafft; weil Sie wol gewuſt/ die Gottſeelig-
keit ſey zu allen Dingen nutz/ und habe die Verheiſſung die-
ſes und des zukuͤnfftigen Lebens.

Bekandt iſt ihre Demuth und Niedrigkeit. So hoch Sie
GOtt in ihrem HochAdelichen Stande uͤber viele geſetzet/ ſo tieff
wuſte Sie ſich auch gegen die zu demühtigen/ welche geringer als1. Petr. 5, 5.
Sie waren: weil Sie wol gewuſt/ GOtt wiederſtehe den Hof-
fertigen/ aber den Demuͤhtigen gebe Er Gnade.

Bekant iſt Jhre Gedult in Creutz und Leiden/ deſſen Sie als
eine Chriſtin nicht konte uͤberhoben ſeyn: weil Sie wol wuſte/ daßAct. 14, 22.
wir durch viel Truͤbſal muͤſſen in das Reich Gottes gehen.

Bekandt iſt ihre Freundligkeit/ Gelindigkeit/ Wolthaͤtig-
keit/ vermoͤge welcher Sie die Ehre GOttes gefördert/ den Die-
nern GOttes viel guttes gethan/ das liebe Armuth erquicket/ und
niemals einen dürfftigen betruͤbt von ihrem Angeſichte gehen laſ-
ſen: weil Sie wol gewuſt/ daß die Barmhertzigen ſeelig ſind/
und werden Barmhertzigkeit erlangen.
Matth. 5, 7.

Bekandt iſt ihre Chriſtliche Beſtaͤndigkeit/ denn wie Sie
einmahl ihre Fuͤſſe in den Lauff des Chriſtenthumbs geſetzet/ ſo
iſt Sie beſtaͤndig gelauffen/ bis Sie das Ziel erreichet. Wie
Sie einmahl die Waffen des Chriſtenthumbs ergriffen/ ſo hat

Sie
A 2
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[3/0005] Chriſtliche Leich-Predigt. Sie war aus hohem Stam̃ uralter Hoch-Adlicher Ahnen entſproſ- ſen; hat neulich unter uns als ein Reiß von unvergleichlichen Tu- genden fuͤr vielen andern gebluͤhet/ Gott aber hat Sie vor andern aus vaͤterlicher Liebe abgebrochen und in das ewige Leben verſetzet. Bekant iſt GOtt und der Ehrbaren Welt der Seeligen Frauen Froͤmmigkeit und Gottſeeligkeit. Maſſen Sie jeden Tag ihres Lebens mit andaͤchtigem Gebehte angefangen und mit gleicher Andacht geſchloſſen. Das Hauß des HErrn war Jhr wie der frommen Hanna ein angenehmes Leib-Zimmer; das Wort des HErrn ihre erfreulichſte Delicateſſe; die Frommen ihre liebſte Geſellſchafft; weil Sie wol gewuſt/ die Gottſeelig- keit ſey zu allen Dingen nutz/ und habe die Verheiſſung die- ſes und des zukuͤnfftigen Lebens. 1. Tim. 4, 8. Bekandt iſt ihre Demuth und Niedrigkeit. So hoch Sie GOtt in ihrem HochAdelichen Stande uͤber viele geſetzet/ ſo tieff wuſte Sie ſich auch gegen die zu demühtigen/ welche geringer als Sie waren: weil Sie wol gewuſt/ GOtt wiederſtehe den Hof- fertigen/ aber den Demuͤhtigen gebe Er Gnade. 1. Petr. 5, 5. Bekant iſt Jhre Gedult in Creutz und Leiden/ deſſen Sie als eine Chriſtin nicht konte uͤberhoben ſeyn: weil Sie wol wuſte/ daß wir durch viel Truͤbſal muͤſſen in das Reich Gottes gehen. Act. 14, 22. Bekandt iſt ihre Freundligkeit/ Gelindigkeit/ Wolthaͤtig- keit/ vermoͤge welcher Sie die Ehre GOttes gefördert/ den Die- nern GOttes viel guttes gethan/ das liebe Armuth erquicket/ und niemals einen dürfftigen betruͤbt von ihrem Angeſichte gehen laſ- ſen: weil Sie wol gewuſt/ daß die Barmhertzigen ſeelig ſind/ und werden Barmhertzigkeit erlangen. Matth. 5, 7. Bekandt iſt ihre Chriſtliche Beſtaͤndigkeit/ denn wie Sie einmahl ihre Fuͤſſe in den Lauff des Chriſtenthumbs geſetzet/ ſo iſt Sie beſtaͤndig gelauffen/ bis Sie das Ziel erreichet. Wie Sie einmahl die Waffen des Chriſtenthumbs ergriffen/ ſo hat Sie A 2

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/5>, abgerufen am 03.12.2024.