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Schröer, Friedrich : Wahre Christenthums-Bezeugung. Zittau, 1664.

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Abdanckung.
Er nichtes liebers/ als was ohne Betrug und Falschheit Ihme
aufrichtig gegeben werden kan. Das ist aber das Hertze oder wie
es der heilige Geist giebet: Liebe von reinem Hertzen/ und1. Tim. 1.
v.
5

von gutem Gewissen/ und von ungefärbtem Glauben.
Das ist der hetligste Gottes Dienst/ und das köstliche Kleinot
eines Christen

Mundes Liebe leuget:
Augen Liebe treuget:
Aber Hertzens Liebe zeuget/ daß Worte Gebärde
und Wercke aufrichtig seyn.

Wenn Menschen andere Menschen ansehen/ so sehen s[i]
an Ihrer eusserlichen Gestalt/ ob sie schön/ oder greulich: ob si
wohl oder übel gekleidet/ muthmassen auch hiebey/ ob sie arm
oder Reich seyn. Kein LuchsAuge aber kan innen werden/
ob ein sich freundlich und behäglich stellender Mensch einen
Schalck im Busen/ und Scorpion
im Hertzen trage. Nur
Gott prüfet und sichet das Hertze an/ und erfähret, ob es Ihr-
fürchte und liebe.

Wer mercket hieraus nicht/ daß am gantzen Menschen
gleichsam nur sonderlich das Hertze Gottes Eigen- und
Heiligthum: HertzensLiebe/
aber gegen Gott der wahre
Glaubens-Ruhm
eines Christen sey.Exod. 13, 2

Heilige mir alle ErsteGeburt: befahl Gott Exod. 13. Das
gehet nicht nur im alten Testament Rinder und Kinder an: Son-
dern es verbindet auch in Krafft der H. Zehen Gebote im Neuen
Testament alle Christen zum Gehorsam. Wie aber? Das
Hertze im Menschen ist Primum vivens & ultimum mori-
ens,
Zum ersten Lebende/ und am letzten Sterbende. Denn wie
die Physici fürgeben/ wird das Hertze erstlich/ hernach das Ge-
hirn/ am spätesten aber die Augen in MutterLeibe formiret.
Letztere aber wie die Erfahrung zeiget/ sterben erstlich/ und das
Hertze lebet bis zum Letzten.

Dieses
B

Abdanckung.
Er nichtes liebers/ als was ohne Betrug und Falſchheit Ihme
aufrichtig gegeben werden kan. Das iſt aber das Hertze oder wie
es der heilige Geiſt giebet: Liebe von reinem Hertzen/ und1. Tim. 1.
v.
5

von gutem Gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem Glauben.
Das iſt der hetligſte Gottes Dienſt/ und das koͤſtliche Kleinot
eines Chriſten

Mundes Liebe leuget:
Augen Liebe treuget:
Aber Hertzens Liebe zeuget/ daß Worte Gebaͤrde
und Wercke aufrichtig ſeyn.

Wenn Menſchen andere Menſchen anſehen/ ſo ſehen ſ[i]
an Ihrer euſſerlichen Geſtalt/ ob ſie ſchoͤn/ oder greulich: ob ſi
wohl oder uͤbel gekleidet/ muthmaſſen auch hiebey/ ob ſie arm
oder Reich ſeyn. Kein LuchsAuge aber kan innen werden/
ob ein ſich freundlich und behaͤglich ſtellender Menſch einen
Schalck im Buſen/ und Scorpion
im Hertzen trage. Nur
Gott pruͤfet und ſichet das Hertze an/ und erfaͤhret, ob es Ihr-
fuͤrchte und liebe.

Wer mercket hieraus nicht/ daß am gantzen Menſchen
gleichſam nur ſonderlich das Hertze Gottes Eigen- und
Heiligthum: HertzensLiebe/
aber gegen Gott der wahre
Glaubens-Ruhm
eines Chriſten ſey.Exod. 13, 2

Heilige mir alle ErſteGeburt: befahl Gott Exod. 13. Das
gehet nicht nur im alten Teſtament Rinder und Kinder an: Son-
dern es verbindet auch in Krafft der H. Zehen Gebote im Neuen
Teſtament alle Chriſten zum Gehorſam. Wie aber? Das
Hertze im Menſchen iſt Primùm vivens & ultimum mori-
ens,
Zum erſten Lebende/ und am letzten Sterbende. Denn wie
die Phyſici fuͤrgeben/ wird das Hertze erſtlich/ hernach das Ge-
hirn/ am ſpaͤteſten aber die Augen in MutterLeibe formiret.
Letztere aber wie die Erfahrung zeiget/ ſterben erſtlich/ und das
Hertze lebet bis zum Letzten.

Dieſes
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[0009] Abdanckung. Er nichtes liebers/ als was ohne Betrug und Falſchheit Ihme aufrichtig gegeben werden kan. Das iſt aber das Hertze oder wie es der heilige Geiſt giebet: Liebe von reinem Hertzen/ und von gutem Gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem Glauben. Das iſt der hetligſte Gottes Dienſt/ und das koͤſtliche Kleinot eines Chriſten 1. Tim. 1. v. 5 Mundes Liebe leuget: Augen Liebe treuget: Aber Hertzens Liebe zeuget/ daß Worte Gebaͤrde und Wercke aufrichtig ſeyn. Wenn Menſchen andere Menſchen anſehen/ ſo ſehen ſi an Ihrer euſſerlichen Geſtalt/ ob ſie ſchoͤn/ oder greulich: ob ſi wohl oder uͤbel gekleidet/ muthmaſſen auch hiebey/ ob ſie arm oder Reich ſeyn. Kein LuchsAuge aber kan innen werden/ ob ein ſich freundlich und behaͤglich ſtellender Menſch einen Schalck im Buſen/ und Scorpion im Hertzen trage. Nur Gott pruͤfet und ſichet das Hertze an/ und erfaͤhret, ob es Ihr- fuͤrchte und liebe. Wer mercket hieraus nicht/ daß am gantzen Menſchen gleichſam nur ſonderlich das Hertze Gottes Eigen- und Heiligthum: HertzensLiebe/ aber gegen Gott der wahre Glaubens-Ruhm eines Chriſten ſey. Exod. 13, 2 Heilige mir alle ErſteGeburt: befahl Gott Exod. 13. Das gehet nicht nur im alten Teſtament Rinder und Kinder an: Son- dern es verbindet auch in Krafft der H. Zehen Gebote im Neuen Teſtament alle Chriſten zum Gehorſam. Wie aber? Das Hertze im Menſchen iſt Primùm vivens & ultimum mori- ens, Zum erſten Lebende/ und am letzten Sterbende. Denn wie die Phyſici fuͤrgeben/ wird das Hertze erſtlich/ hernach das Ge- hirn/ am ſpaͤteſten aber die Augen in MutterLeibe formiret. Letztere aber wie die Erfahrung zeiget/ ſterben erſtlich/ und das Hertze lebet bis zum Letzten. Dieſes B

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Zitationshilfe: Schröer, Friedrich : Wahre Christenthums-Bezeugung. Zittau, 1664, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354533/9>, abgerufen am 21.11.2024.