Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
nern wir meinen das Plato in dem 3. Buch von denen
Gesetzen/ und Dio Chrisostomus in der XXIX. Ora-
tion
unrecht gethan/ wo sie den Homerum der Thränen
Achillis halber mit ernst bestraffen wollen/ absonderlich
wenn ein Patroclus gestorben/ und bekennen dannenhero
freyherauß/ das nach dem Tode unserer Hochseel. Jungfr.
von Festenberg die Traurigkeit in unser Hertzen Her-
berge genommen/ und die Thränen Unsernn Augen in die
Thüre getreten. Kurtz wie der schon genandte Kayser An-
tonius
nach den Worten eines bekandten Historici: Ma-
ximo omnium mortalium gemitu,
unter dem Aechzen
der gantzen Welt gestorben/ also ist Unsere Tugendhaf-
te Jungfr. unter den Thränen jhren vieler vieler begra-
ben worden. Die Thränen sind Characteres. Darumb
critisite Darius über die nassen Augen Alexandri, wa-
rum dieser seiner Gemahlin Tod beweinete. Und als je-
nem Verstorbenen Diener Tyriotes eine wenige Rand-
Glosse dabey gesetzet/ so laß der König unschwer was groß
müttiges von seines Feindes Gerechtigkeit und Uberwin-
ders Gütte. Sagte auch dahero Dii Patrii, primum
Plihi stabilite Regnum deinde, si de me jam transa-
ctum est, precor, neqvis Asiae Rex sit, qvam iste,
tam justus hostis tam misericors victor.
Jch muß
aber wohl gestehen/ die Augen der Menschen sind Obeli-
ici,
die Thränen in denselben sind Hieroglyphica da-
ran. Darum ist die Deutung dieser etwas dunckelhafft/ und
lassen aus den Wäßrigen Augen des grossen Monarchens
Xerxis, der über sein mächtiges Krieges-Heer Hier: ad He-
li:
der Menschen kurtzes Leben/ über welches er geweinet/
Seneca eine Thorheit/ daß er über die Gethränet/ die er

doch

Abdanckungs-Rede.
nern wir meinen das Plato in dem 3. Buch von denen
Geſetzen/ und Dio Chriſoſtomus in der XXIX. Ora-
tion
unrecht gethan/ wo ſie den Homerum der Thraͤnen
Achillis halber mit ernſt beſtraffen wollen/ abſonderlich
wenn ein Patroclus geſtorben/ und bekennen dannenhero
freyherauß/ das nach dem Tode unſerer Hochſeel. Jungfr.
von Feſtenberg die Traurigkeit in unſer Hertzen Her-
berge genommen/ und die Thraͤnen Unſernn Augen in die
Thuͤre getreten. Kurtz wie der ſchon genandte Kayſer An-
tonius
nach den Worten eines bekandten Hiſtorici: Ma-
ximo omnium mortalium gemitu,
unter dem Aechzen
der gantzen Welt geſtorben/ alſo iſt Unſere Tugendhaf-
te Jungfr. unter den Thraͤnen jhren vieler vieler begra-
ben worden. Die Thraͤnen ſind Characteres. Darumb
critiſite Darius uͤber die naſſen Augen Alexandri, wa-
rum dieſer ſeiner Gemahlin Tod beweinete. Und als je-
nem Verſtorbenen Diener Tyriotes eine wenige Rand-
Gloſſe dabey geſetzet/ ſo laß der Koͤnig unſchwer was groß
muͤttiges von ſeines Feindes Gerechtigkeit und Uberwin-
ders Guͤtte. Sagte auch dahero Dii Patrii, primum
Plihi ſtabilite Regnum deinde, ſi de me jam tranſa-
ctum eſt, precor, neqvis Aſiæ Rex ſit, qvam iſte,
tàm juſtus hoſtis tàm miſericors victor.
Jch muß
aber wohl geſtehen/ die Augen der Menſchen ſind Obeli-
ici,
die Thraͤnen in denſelben ſind Hieroglyphica da-
ran. Darum iſt die Deutung dieſer etwas dunckelhafft/ und
laſſen aus den Waͤßrigen Augen des groſſen Monarchens
Xerxis, der uͤber ſein maͤchtiges Krieges-Heer Hier: ad He-
li:
der Menſchen kurtzes Leben/ uͤber welches er geweinet/
Seneca eine Thorheit/ daß er uͤber die Gethraͤnet/ die er

doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="fsThanks" n="1">
              <p><pb facs="#f0102" n="94[102]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
nern wir meinen das <hi rendition="#aq">Plato</hi> in dem 3. Buch von denen<lb/>
Ge&#x017F;etzen/ und <hi rendition="#aq">Dio Chri&#x017F;o&#x017F;tomus</hi> in der <hi rendition="#aq">XXIX. Ora-<lb/>
tion</hi> unrecht gethan/ wo &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Homerum</hi> der Thra&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#aq">Achillis</hi> halber mit ern&#x017F;t be&#x017F;traffen wollen/ ab&#x017F;onderlich<lb/>
wenn ein <hi rendition="#aq">Patroclus</hi> ge&#x017F;torben/ und bekennen dannenhero<lb/>
freyherauß/ das nach dem Tode un&#x017F;erer Hoch&#x017F;eel. Jungfr.<lb/>
von Fe&#x017F;tenberg die Traurigkeit in un&#x017F;er Hertzen Her-<lb/>
berge genommen/ und die Thra&#x0364;nen Un&#x017F;ernn Augen in die<lb/>
Thu&#x0364;re getreten. Kurtz wie der &#x017F;chon genandte Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">An-<lb/>
tonius</hi> nach den Worten eines bekandten <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torici: Ma-<lb/>
ximo omnium mortalium gemitu,</hi> unter dem Aechzen<lb/>
der gantzen Welt ge&#x017F;torben/ al&#x017F;o i&#x017F;t Un&#x017F;ere Tugendhaf-<lb/>
te Jungfr. unter den Thra&#x0364;nen jhren vieler vieler begra-<lb/>
ben worden. Die Thra&#x0364;nen &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Characteres.</hi> Darumb<lb/><hi rendition="#aq">criti&#x017F;ite Darius</hi> u&#x0364;ber die na&#x017F;&#x017F;en Augen <hi rendition="#aq">Alexandri,</hi> wa-<lb/>
rum die&#x017F;er &#x017F;einer Gemahlin Tod beweinete. Und als je-<lb/>
nem Ver&#x017F;torbenen Diener <hi rendition="#aq">Tyriotes</hi> eine wenige Rand-<lb/>
Glo&#x017F;&#x017F;e dabey ge&#x017F;etzet/ &#x017F;o laß der Ko&#x0364;nig un&#x017F;chwer was groß<lb/>
mu&#x0364;ttiges von &#x017F;eines Feindes Gerechtigkeit und Uberwin-<lb/>
ders Gu&#x0364;tte. Sagte auch dahero <hi rendition="#aq">Dii Patrii, primum<lb/>
Plihi &#x017F;tabilite Regnum deinde, &#x017F;i de me jam tran&#x017F;a-<lb/>
ctum e&#x017F;t, precor, neqvis A&#x017F;iæ Rex &#x017F;it, qvam i&#x017F;te,<lb/>
tàm ju&#x017F;tus ho&#x017F;tis tàm mi&#x017F;ericors victor.</hi> Jch muß<lb/>
aber wohl ge&#x017F;tehen/ die Augen der Men&#x017F;chen &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Obeli-<lb/>
ici,</hi> die Thra&#x0364;nen in den&#x017F;elben &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Hieroglyphica</hi> da-<lb/>
ran. Darum i&#x017F;t die Deutung die&#x017F;er etwas dunckelhafft/ und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en aus den Wa&#x0364;ßrigen Augen des gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Monarch</hi>ens<lb/><hi rendition="#aq">Xerxis,</hi> der u&#x0364;ber &#x017F;ein ma&#x0364;chtiges Krieges-Heer <hi rendition="#aq">Hier: ad He-<lb/>
li:</hi> der Men&#x017F;chen kurtzes Leben/ u&#x0364;ber welches er geweinet/<lb/><hi rendition="#aq">Seneca</hi> eine Thorheit/ daß er u&#x0364;ber die Gethra&#x0364;net/ die er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94[102]/0102] Abdanckungs-Rede. nern wir meinen das Plato in dem 3. Buch von denen Geſetzen/ und Dio Chriſoſtomus in der XXIX. Ora- tion unrecht gethan/ wo ſie den Homerum der Thraͤnen Achillis halber mit ernſt beſtraffen wollen/ abſonderlich wenn ein Patroclus geſtorben/ und bekennen dannenhero freyherauß/ das nach dem Tode unſerer Hochſeel. Jungfr. von Feſtenberg die Traurigkeit in unſer Hertzen Her- berge genommen/ und die Thraͤnen Unſernn Augen in die Thuͤre getreten. Kurtz wie der ſchon genandte Kayſer An- tonius nach den Worten eines bekandten Hiſtorici: Ma- ximo omnium mortalium gemitu, unter dem Aechzen der gantzen Welt geſtorben/ alſo iſt Unſere Tugendhaf- te Jungfr. unter den Thraͤnen jhren vieler vieler begra- ben worden. Die Thraͤnen ſind Characteres. Darumb critiſite Darius uͤber die naſſen Augen Alexandri, wa- rum dieſer ſeiner Gemahlin Tod beweinete. Und als je- nem Verſtorbenen Diener Tyriotes eine wenige Rand- Gloſſe dabey geſetzet/ ſo laß der Koͤnig unſchwer was groß muͤttiges von ſeines Feindes Gerechtigkeit und Uberwin- ders Guͤtte. Sagte auch dahero Dii Patrii, primum Plihi ſtabilite Regnum deinde, ſi de me jam tranſa- ctum eſt, precor, neqvis Aſiæ Rex ſit, qvam iſte, tàm juſtus hoſtis tàm miſericors victor. Jch muß aber wohl geſtehen/ die Augen der Menſchen ſind Obeli- ici, die Thraͤnen in denſelben ſind Hieroglyphica da- ran. Darum iſt die Deutung dieſer etwas dunckelhafft/ und laſſen aus den Waͤßrigen Augen des groſſen Monarchens Xerxis, der uͤber ſein maͤchtiges Krieges-Heer Hier: ad He- li: der Menſchen kurtzes Leben/ uͤber welches er geweinet/ Seneca eine Thorheit/ daß er uͤber die Gethraͤnet/ die er doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/358833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/358833/102
Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 94[102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/102>, abgerufen am 24.11.2024.