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Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

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Abdanckungs-Rede.
doch selbsten zur Schlacht-Banck geführet: Valerius Ma-
ximus
ein geringschätziges Gemüthe/ das macht und ver-
lust derselben nicht mit gleichen Augen und ungefaltener
Stirne ansehen können. Allein weil das hin und wieder-
gehen des Diogenis daß problema jenes Philosophi: Ob
eine Bewegung sey? gar verständlich solviret, auch die
Viene daß Egyptische Hieroglypicum eines Königes
deutlich genung zuerkennen giebet/ daß ein Regente bey
dem Hönig seiner Gütte auch des Stachels der Straffe nicht
zuvergessen habe; so meine ich die Buchstaben der Thrä-
nen sind auch leichte zuverstehen/ wenn sie auf die rechte
Taffel geschrieben/ und glaube es sey nicht schwer zuerra-
then/ daß gewieß was guttes gestorben sey/ wo man bey
einem Tode und Begräbniß ungewöhnlich Weinen siehet.
Jedoch bedinge ich mir hier zu vorauß die falschen Thränen
Aristippi und der Gelliae, von der Martialis schertzet.

Amissum non flet, cum sola est Gellia,
Patrem,
Si qvis adest, jussoe prosiliunt lachry-
me.

Als mit welchen wir vor diesesmahl nichts zu scha[f]-
fen haben. Jch hätte lust einen Critium abzugeben und
die Puncta unserer Thränen etwas genauer durch zu se-
hen/ wenn sich nicht eine glückseliger Feder/ vor welcher
ich gerne meinem Segel streiche/ an die Zersallenen Mau-
ren des Prächtigen Carthaginis, an den Tugendvollen
Lebens-Lauff der Hochseeligen Verstorbenen gemachet/ und
jhrem wohlverdientem wahrhafftigem Ruhme sattsamen

Glantz/

Abdanckungs-Rede.
doch ſelbſten zur Schlacht-Banck gefuͤhret: Valerius Ma-
ximus
ein geringſchaͤtziges Gemuͤthe/ das macht und ver-
luſt derſelben nicht mit gleichen Augen und ungefaltener
Stirne anſehen koͤnnen. Allein weil das hin und wieder-
gehen des Diogenis daß problema jenes Philoſophi: Ob
eine Bewegung ſey? gar verſtaͤndlich ſolviret, auch die
Viene daß Egyptiſche Hieroglypicum eines Koͤniges
deutlich genung zuerkennen giebet/ daß ein Regente bey
dem Hoͤnig ſeiner Guͤtte auch des Stachels der Straffe nicht
zuvergeſſen habe; ſo meine ich die Buchſtaben der Thraͤ-
nen ſind auch leichte zuverſtehen/ wenn ſie auf die rechte
Taffel geſchrieben/ und glaube es ſey nicht ſchwer zuerra-
then/ daß gewieß was guttes geſtorben ſey/ wo man bey
einem Tode und Begraͤbniß ungewoͤhnlich Weinen ſiehet.
Jedoch bedinge ich mir hier zu vorauß die falſchen Thraͤnen
Ariſtippi und der Gelliæ, von der Martialis ſchertzet.

Amiſſum non flet, cum ſola eſt Gellia,
Patrem,
Si qvis adeſt, juſſœ proſiliunt lachry-
me.

Als mit welchen wir vor dieſesmahl nichts zu ſcha[f]-
fen haben. Jch haͤtte luſt einen Critium abzugeben und
die Puncta unſerer Thraͤnen etwas genauer durch zu ſe-
hen/ wenn ſich nicht eine gluͤckſeliger Feder/ vor welcher
ich gerne meinem Segel ſtreiche/ an die Zerſallenen Mau-
ren des Praͤchtigen Carthaginis, an den Tugendvollen
Lebens-Lauff der Hochſeeligen Verſtorbenen gemachet/ und
jhrem wohlverdientem wahrhafftigem Ruhme ſattſamen

Glantz/
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[95[103]/0103] Abdanckungs-Rede. doch ſelbſten zur Schlacht-Banck gefuͤhret: Valerius Ma- ximus ein geringſchaͤtziges Gemuͤthe/ das macht und ver- luſt derſelben nicht mit gleichen Augen und ungefaltener Stirne anſehen koͤnnen. Allein weil das hin und wieder- gehen des Diogenis daß problema jenes Philoſophi: Ob eine Bewegung ſey? gar verſtaͤndlich ſolviret, auch die Viene daß Egyptiſche Hieroglypicum eines Koͤniges deutlich genung zuerkennen giebet/ daß ein Regente bey dem Hoͤnig ſeiner Guͤtte auch des Stachels der Straffe nicht zuvergeſſen habe; ſo meine ich die Buchſtaben der Thraͤ- nen ſind auch leichte zuverſtehen/ wenn ſie auf die rechte Taffel geſchrieben/ und glaube es ſey nicht ſchwer zuerra- then/ daß gewieß was guttes geſtorben ſey/ wo man bey einem Tode und Begraͤbniß ungewoͤhnlich Weinen ſiehet. Jedoch bedinge ich mir hier zu vorauß die falſchen Thraͤnen Ariſtippi und der Gelliæ, von der Martialis ſchertzet. Amiſſum non flet, cum ſola eſt Gellia, Patrem, Si qvis adeſt, juſſœ proſiliunt lachry- me. Als mit welchen wir vor dieſesmahl nichts zu ſchaf- fen haben. Jch haͤtte luſt einen Critium abzugeben und die Puncta unſerer Thraͤnen etwas genauer durch zu ſe- hen/ wenn ſich nicht eine gluͤckſeliger Feder/ vor welcher ich gerne meinem Segel ſtreiche/ an die Zerſallenen Mau- ren des Praͤchtigen Carthaginis, an den Tugendvollen Lebens-Lauff der Hochſeeligen Verſtorbenen gemachet/ und jhrem wohlverdientem wahrhafftigem Ruhme ſattſamen Glantz/

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Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 95[103]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/103>, abgerufen am 24.11.2024.