Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche

Folget nun/ vors Andere/ wie Sie selig?
Welches/ nach den letzten Worten unseres Textes/ derge-
stalt zu beantworten: Durch das sehen; Das
sehen des Guten; Des Guten/ im Lande
der Lebendigen.

Jch glaübe aber/ daß ich sehen werde/ sagt Kö-
nig/ David/ daß ich sehen werde. Scheinet vorgesage-
ten zuwieder zu seyn/ da gedacht wurde/ daß der selbste
Glaube ein Auge sey/ welcher das Liecht/ im Liecht/ sehe/
woraus jemand schliessen dörffte/ daß so ferne kein ander
sehen zugewarten sey. Aber vergebens. Denn ab unius
positione, ad alterius negationem, non valet conseqventia.

Es folget nicht: Der siehet itzo; darumb wird er morgen
nicht sehen. Nicht: Er stehet/ mit der Seelen; darumb
kan er/ mit dem Leibe/ und dessen Augen/ nicht sehen.
Wir sehen hier auch; Doch nur/ im Spiegel -- Dort aber/
von Angesicht. I. Cor. XIII. v. 12. Wir sehen hier; Aber/
was das/ im Text/ beschriebene Gut betrifft/ nur/ mit den
Augen des erleüchteten Gemüths; Dort aber auch/ mit
den Augen des Leibes/ wie/ aus Hiobs Worten/ erscheinet:
Und werde darnach/ mit dieser/ meiner/ Haut/ umbgeben
werden/ und werde/ in meinem Fleische/ GOTT sehen.
Denselbigen werde ich mir sehen/ und meine Augen werden
Jhn schauen. Job. XIX, 25. 26. Man kan zulassen/ daß der
gedultige Schmertzens-Mann/ durch diesen GOtt/ beson-
ders den jenigen verstehe/ welchen er/ im vorigen/ seinen Er-

löser
Chriſtliche

Folget nun/ vors Andere/ wie Sie ſelig?
Welches/ nach den letzten Worten unſeres Textes/ derge-
ſtalt zu beantworten: Durch das ſehen; Das
ſehen des Guten; Des Guten/ im Lande
der Lebendigen.

Jch glauͤbe aber/ daß ich ſehen werde/ ſagt Koͤ-
nig/ David/ daß ich ſehen werde. Scheinet vorgeſage-
ten zuwieder zu ſeyn/ da gedacht wurde/ daß der ſelbſte
Glaube ein Auge ſey/ welcher das Liecht/ im Liecht/ ſehe/
woraus jemand ſchlieſſen doͤrffte/ daß ſo ferne kein ander
ſehen zugewarten ſey. Aber vergebens. Denn ab unius
poſitione, ad alterius negationem, non valet conſeqventia.

Es folget nicht: Der ſiehet itzo; darumb wird er morgen
nicht ſehen. Nicht: Er ſtehet/ mit der Seelen; darumb
kan er/ mit dem Leibe/ und deſſen Augen/ nicht ſehen.
Wir ſehen hier auch; Doch nur/ im Spiegel — Dort aber/
von Angeſicht. I. Cor. XIII. v. 12. Wir ſehen hier; Aber/
was das/ im Text/ beſchriebene Gut betrifft/ nur/ mit den
Augen des erleuͤchteten Gemuͤths; Dort aber auch/ mit
den Augen des Leibes/ wie/ aus Hiobs Worten/ erſcheinet:
Und werde darnach/ mit dieſer/ meiner/ Haut/ umbgeben
werden/ und werde/ in meinem Fleiſche/ GOTT ſehen.
Denſelbigen werde ich mir ſehen/ und meine Augen werden
Jhn ſchauen. Job. XIX, 25. 26. Man kan zulaſſen/ daß der
gedultige Schmertzens-Mann/ durch dieſen GOtt/ beſon-
ders den jenigen verſtehe/ welchen er/ im vorigen/ ſeinen Er-

loͤſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <pb facs="#f0044" n="44"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi> </fw><lb/>
          <p>Folget nun/ <hi rendition="#fr">vors Andere/ wie Sie &#x017F;elig?</hi><lb/>
Welches/ nach den letzten Worten un&#x017F;eres Textes/ derge-<lb/>
&#x017F;talt zu beantworten: <hi rendition="#fr">Durch das &#x017F;ehen; Das<lb/>
&#x017F;ehen des Guten; Des Guten/ im Lande<lb/>
der Lebendigen.</hi></p><lb/>
          <p>Jch glau&#x0364;be aber/ daß ich &#x017F;ehen werde/ &#x017F;agt Ko&#x0364;-<lb/>
nig/ David/ daß ich &#x017F;ehen werde. Scheinet vorge&#x017F;age-<lb/>
ten zuwieder zu &#x017F;eyn/ da gedacht wurde/ daß der &#x017F;elb&#x017F;te<lb/>
Glaube ein Auge &#x017F;ey/ welcher das Liecht/ im Liecht/ &#x017F;ehe/<lb/>
woraus jemand &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en do&#x0364;rffte/ daß &#x017F;o ferne kein ander<lb/>
&#x017F;ehen zugewarten &#x017F;ey. Aber vergebens. Denn <hi rendition="#aq">ab unius<lb/>
po&#x017F;itione, ad alterius negationem, non valet con&#x017F;eqventia.</hi><lb/>
Es folget nicht: Der &#x017F;iehet itzo; darumb wird er morgen<lb/>
nicht &#x017F;ehen. Nicht: Er &#x017F;tehet/ mit der Seelen; darumb<lb/>
kan er/ mit dem Leibe/ und de&#x017F;&#x017F;en Augen/ nicht &#x017F;ehen.<lb/>
Wir &#x017F;ehen hier auch; Doch nur/ im Spiegel &#x2014; Dort aber/<lb/>
von Ange&#x017F;icht. <hi rendition="#aq">I. Cor. XIII. v.</hi> 12. Wir &#x017F;ehen hier; Aber/<lb/>
was das/ im Text/ be&#x017F;chriebene Gut betrifft/ nur/ mit den<lb/>
Augen des erleu&#x0364;chteten Gemu&#x0364;ths; Dort aber auch/ mit<lb/>
den Augen des Leibes/ wie/ aus Hiobs Worten/ er&#x017F;cheinet:<lb/>
Und werde darnach/ mit die&#x017F;er/ meiner/ Haut/ umbgeben<lb/>
werden/ und werde/ in meinem Flei&#x017F;che/ GOTT &#x017F;ehen.<lb/>
Den&#x017F;elbigen werde ich mir &#x017F;ehen/ und meine Augen werden<lb/>
Jhn &#x017F;chauen. <hi rendition="#aq">Job. XIX,</hi> 25. 26. Man kan zula&#x017F;&#x017F;en/ daß der<lb/>
gedultige Schmertzens-Mann/ durch die&#x017F;en GOtt/ be&#x017F;on-<lb/>
ders den jenigen ver&#x017F;tehe/ welchen er/ im vorigen/ &#x017F;einen Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lo&#x0364;&#x017F;er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0044] Chriſtliche Folget nun/ vors Andere/ wie Sie ſelig? Welches/ nach den letzten Worten unſeres Textes/ derge- ſtalt zu beantworten: Durch das ſehen; Das ſehen des Guten; Des Guten/ im Lande der Lebendigen. Jch glauͤbe aber/ daß ich ſehen werde/ ſagt Koͤ- nig/ David/ daß ich ſehen werde. Scheinet vorgeſage- ten zuwieder zu ſeyn/ da gedacht wurde/ daß der ſelbſte Glaube ein Auge ſey/ welcher das Liecht/ im Liecht/ ſehe/ woraus jemand ſchlieſſen doͤrffte/ daß ſo ferne kein ander ſehen zugewarten ſey. Aber vergebens. Denn ab unius poſitione, ad alterius negationem, non valet conſeqventia. Es folget nicht: Der ſiehet itzo; darumb wird er morgen nicht ſehen. Nicht: Er ſtehet/ mit der Seelen; darumb kan er/ mit dem Leibe/ und deſſen Augen/ nicht ſehen. Wir ſehen hier auch; Doch nur/ im Spiegel — Dort aber/ von Angeſicht. I. Cor. XIII. v. 12. Wir ſehen hier; Aber/ was das/ im Text/ beſchriebene Gut betrifft/ nur/ mit den Augen des erleuͤchteten Gemuͤths; Dort aber auch/ mit den Augen des Leibes/ wie/ aus Hiobs Worten/ erſcheinet: Und werde darnach/ mit dieſer/ meiner/ Haut/ umbgeben werden/ und werde/ in meinem Fleiſche/ GOTT ſehen. Denſelbigen werde ich mir ſehen/ und meine Augen werden Jhn ſchauen. Job. XIX, 25. 26. Man kan zulaſſen/ daß der gedultige Schmertzens-Mann/ durch dieſen GOtt/ beſon- ders den jenigen verſtehe/ welchen er/ im vorigen/ ſeinen Er- loͤſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359520
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359520/44
Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/44>, abgerufen am 21.11.2024.