Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].und wandernde Blätter. weisen. Allein so muß ich unglückseeliger Redner nur leydersagen und klagen/ (was ich mit stammlender Zunge und mit betrübtem Hertzen sage/) daß ob die Seel. Fr. Glaubitzin/ schon andern Stand-Stamm- und Tugend-Blättern gleich gegrünet/ und in dem Dalckischen Pflantz- und Ehe-Gar- ten 12. Jn dem grossen Welt-Garten aber 41. Jahr in al- lem gestanden/ es doch endlich nach Gottes weisem Rath und Willen dahin kommen/ daß Jhr Lebens-Safft vertrock- net/ wie es im Sommer dürre wird; Daß er endlich gantz und gar außgezehret/ und Sie am verwichenen 3. Septembr. verblasset und verwelcket/ Jhr Haubt geneiget/ und gleich den wandernden Blättern abgefallen/ und dahin gegan- gen/ damit aber dem Hoch-Adel. Hause Dalcke/ und de- nen Hochwerthesten Jhrigen nichts als bitters Leyd und Betrüben/ nichts als sehnliche Klage und schmachten- des Verlangen hinterlassen: So daß man itzo ein Gleiches von diesen Ehren-und Tugend-Blättern klagen und sagen muß/ was der vornehme Scaliger von sich und seinem vor- nehmen Geschlechte gesaget: Fuimus Troes! Ach wir sind es wohl gewesen/ Aber nu rein abgelesen! Ach ja/ leider/ ja! Denn eben dieses ist anitzo die Klage des und B 2
und wandernde Blaͤtter. weiſen. Allein ſo muß ich ungluͤckſeeliger Redner nur leyderſagen und klagen/ (was ich mit ſtam̃lender Zunge und mit betruͤbtem Hertzen ſage/) daß ob die Seel. Fr. Glaubitzin/ ſchon andern Stand-Stam̃- und Tugend-Blaͤttern gleich gegruͤnet/ und in dem Dalckiſchen Pflantz- und Ehe-Gar- ten 12. Jn dem groſſen Welt-Garten aber 41. Jahr in al- lem geſtanden/ es doch endlich nach Gottes weiſem Rath und Willen dahin kom̃en/ daß Jhr Lebens-Safft vertrock- net/ wie es im Sommer duͤrꝛe wird; Daß er endlich gantz und gar außgezehret/ und Sie am verwichenen 3. Septembr. verblaſſet und verwelcket/ Jhr Haubt geneiget/ und gleich den wandernden Blaͤttern abgefallen/ und dahin gegan- gen/ damit aber dem Hoch-Adel. Hauſe Dalcke/ und de- nen Hochwertheſten Jhrigen nichts als bitters Leyd und Betruͤben/ nichts als ſehnliche Klage und ſchmachten- des Verlangen hinterlaſſen: So daß man itzo ein Gleiches von dieſen Ehren-und Tugend-Blaͤttern klagen und ſagen muß/ was der vornehme Scaliger von ſich und ſeinem vor- nehmen Geſchlechte geſaget: Fuimus Troës! Ach wir ſind es wohl geweſen/ Aber nu rein abgeleſen! Ach ja/ leider/ ja! Denn eben dieſes iſt anitzo die Klage des und B 2
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und wandernde Blaͤtter.
weiſen. Allein ſo muß ich ungluͤckſeeliger Redner nur leyder
ſagen und klagen/ (was ich mit ſtam̃lender Zunge und mit
betruͤbtem Hertzen ſage/) daß ob die Seel. Fr. Glaubitzin/
ſchon andern Stand-Stam̃- und Tugend-Blaͤttern gleich
gegruͤnet/ und in dem Dalckiſchen Pflantz- und Ehe-Gar-
ten 12. Jn dem groſſen Welt-Garten aber 41. Jahr in al-
lem geſtanden/ es doch endlich nach Gottes weiſem Rath
und Willen dahin kom̃en/ daß Jhr Lebens-Safft vertrock-
net/ wie es im Sommer duͤrꝛe wird; Daß er endlich gantz
und gar außgezehret/ und Sie am verwichenen 3. Septembr.
verblaſſet und verwelcket/ Jhr Haubt geneiget/ und gleich
den wandernden Blaͤttern abgefallen/ und dahin gegan-
gen/ damit aber dem Hoch-Adel. Hauſe Dalcke/ und de-
nen Hochwertheſten Jhrigen nichts als bitters Leyd
und Betruͤben/ nichts als ſehnliche Klage und ſchmachten-
des Verlangen hinterlaſſen: So daß man itzo ein Gleiches
von dieſen Ehren-und Tugend-Blaͤttern klagen und ſagen
muß/ was der vornehme Scaliger von ſich und ſeinem vor-
nehmen Geſchlechte geſaget: Fuimus Troës!
Ach wir ſind es wohl geweſen/
Aber nu rein abgeleſen!
Ach ja/ leider/ ja! Denn eben dieſes iſt anitzo die Klage des
Hochbetruͤbteſten Hn. Wittwers/ als der bey ſich uͤber-
zeuget/ daß Er an der Seeligen eine kluge Abigail, eine treue
Caſſandram, eine wohlmeinende Alceſten, eine from̃e Olym-
piam, und eine beſtaͤndige Renatam gehabet/ itzo aber auch zu
deſto groͤſſerm Leid-Weſen verlohren. Eben das machet
die hinterbliebenen 2. kleine und liebſten Soͤhne Seuffzen
und
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