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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
Speisen/ grossen Häuptern nachgestellet/ sie aus dem We-
ge zu räumen. Nero, eine Mißgeburth unter den Heyd-
nischen Kaysern/ lies Gifft unter die Piltze streuen/ damit
viel Vornehme den Tod gefressen. Er nennete es aber ei-
ne Götter-Speise/ weil sie darzu behülfflich waren/ daß
die/ so davon etwas genossen/ unter die Götter gezehlet
werden konten. Wie Cocton und noch eine Frau/ durch
zauberische Vergifftung/ nicht allein über 4000. Men-
schen/ durch Gifft umbgebracht/ sondern auch durch Sup-
pen oder vergifftetes Fleisch den Menschen nachgestellet/
wie auch in die Wasser-Eymer/ und Brunnen selber/ Gifft
geworffen/ also/ daß/ wenn die Leute daraus getruncken/
selbige stracks bey dem Brunnen todt dahin gefallen/ und
die/ so etwas aus selbigen Brunnen-Wasser gekocht/ eines
jähen Todes sterben müssen. Wie Madame de Brinvillers,
die ihrem Vater/ den Herren de Aubray, und ihre Brü-
der/ auch etliche Vornehmere durch Gifft in Speisen hin-
gerichtet/ eine Flasche wohlriechendes Gifft-Wasser ge-
habt/ davon ein Theil in drey/ oder 8. Tagen/ ein Theil im
Monath/ ein Jahr/ ja auch zwey Jahr sterben müssen/ ist
in den Geschichten Franckreichs/ bey den Jahren 1676.
und 80. zu finden.

Was die Kleidung anbelanget/ so ist genugsam be-
wust/ daß der Todt auch darein sich verkleide/ wenn aus
inficirten Orten durch die Kleider die Pest in andere ge-
sunde Häuser geschleppet worden. Otto III. bekam von
Crescentij Wittib/ welche regiersichtig war/ statt eines lieb-
reitzendes Geschenckes/ ein paar vergifftete Handschuch/Buno in
Idea Hist.
p.
163.

durch derer Gifft er in der schönsten Blüte seiner Jugend/
erblassen muste.

Ein
c

Abdanckungs-Rede.
Speiſen/ groſſen Haͤuptern nachgeſtellet/ ſie aus dem We-
ge zu raͤumen. Nero, eine Mißgeburth unter den Heyd-
niſchen Kayſern/ lies Gifft unter die Piltze ſtreuen/ damit
viel Vornehme den Tod gefreſſen. Er nennete es aber ei-
ne Goͤtter-Speiſe/ weil ſie darzu behuͤlfflich waren/ daß
die/ ſo davon etwas genoſſen/ unter die Goͤtter gezehlet
werden konten. Wie Cocton und noch eine Frau/ durch
zauberiſche Vergifftung/ nicht allein uͤber 4000. Men-
ſchen/ durch Gifft umbgebracht/ ſondern auch durch Sup-
pen oder vergifftetes Fleiſch den Menſchen nachgeſtellet/
wie auch in die Waſſer-Eymer/ und Brunnen ſelber/ Gifft
geworffen/ alſo/ daß/ wenn die Leute daraus getruncken/
ſelbige ſtracks bey dem Brunnen todt dahin gefallen/ und
die/ ſo etwas aus ſelbigen Brunnen-Waſſer gekocht/ eines
jaͤhen Todes ſterben muͤſſen. Wie Madame de Brinvillers,
die ihrem Vater/ den Herꝛen de Aubray, und ihre Bruͤ-
der/ auch etliche Vornehmere durch Gifft in Speiſen hin-
gerichtet/ eine Flaſche wohlriechendes Gifft-Waſſer ge-
habt/ davon ein Theil in drey/ oder 8. Tagen/ ein Theil im
Monath/ ein Jahr/ ja auch zwey Jahr ſterben muͤſſen/ iſt
in den Geſchichten Franckreichs/ bey den Jahren 1676.
und 80. zu finden.

Was die Kleidung anbelanget/ ſo iſt genugſam be-
wuſt/ daß der Todt auch darein ſich verkleide/ wenn aus
inficirten Orten durch die Kleider die Peſt in andere ge-
ſunde Haͤuſer geſchleppet worden. Otto III. bekam von
Creſcentij Wittib/ welche regierſichtig war/ ſtatt eines lieb-
reitzendes Geſchenckes/ ein paar vergifftete Handſchuch/Buno in
Ideâ Hiſt.
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163.

durch derer Gifft er in der ſchoͤnſten Bluͤte ſeiner Jugend/
erblaſſen muſte.

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[17/0017] Abdanckungs-Rede. Speiſen/ groſſen Haͤuptern nachgeſtellet/ ſie aus dem We- ge zu raͤumen. Nero, eine Mißgeburth unter den Heyd- niſchen Kayſern/ lies Gifft unter die Piltze ſtreuen/ damit viel Vornehme den Tod gefreſſen. Er nennete es aber ei- ne Goͤtter-Speiſe/ weil ſie darzu behuͤlfflich waren/ daß die/ ſo davon etwas genoſſen/ unter die Goͤtter gezehlet werden konten. Wie Cocton und noch eine Frau/ durch zauberiſche Vergifftung/ nicht allein uͤber 4000. Men- ſchen/ durch Gifft umbgebracht/ ſondern auch durch Sup- pen oder vergifftetes Fleiſch den Menſchen nachgeſtellet/ wie auch in die Waſſer-Eymer/ und Brunnen ſelber/ Gifft geworffen/ alſo/ daß/ wenn die Leute daraus getruncken/ ſelbige ſtracks bey dem Brunnen todt dahin gefallen/ und die/ ſo etwas aus ſelbigen Brunnen-Waſſer gekocht/ eines jaͤhen Todes ſterben muͤſſen. Wie Madame de Brinvillers, die ihrem Vater/ den Herꝛen de Aubray, und ihre Bruͤ- der/ auch etliche Vornehmere durch Gifft in Speiſen hin- gerichtet/ eine Flaſche wohlriechendes Gifft-Waſſer ge- habt/ davon ein Theil in drey/ oder 8. Tagen/ ein Theil im Monath/ ein Jahr/ ja auch zwey Jahr ſterben muͤſſen/ iſt in den Geſchichten Franckreichs/ bey den Jahren 1676. und 80. zu finden. Was die Kleidung anbelanget/ ſo iſt genugſam be- wuſt/ daß der Todt auch darein ſich verkleide/ wenn aus inficirten Orten durch die Kleider die Peſt in andere ge- ſunde Haͤuſer geſchleppet worden. Otto III. bekam von Creſcentij Wittib/ welche regierſichtig war/ ſtatt eines lieb- reitzendes Geſchenckes/ ein paar vergifftete Handſchuch/ durch derer Gifft er in der ſchoͤnſten Bluͤte ſeiner Jugend/ erblaſſen muſte. Buno in Ideâ Hiſt. p. 163. Ein c

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/17>, abgerufen am 26.04.2024.