Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.Abdanckungs-Rede. wohl gar geschlachtet. Plato in seinem Buche von derSeelen gestehet wohl/ daß sie unsterblich/ doch also/ daß eine Seele nach und nach in vielen Cörpern Dienste thun könte/ und einerley Tugend außrichtete/ welches er mit ei- nem fähigen Ingenio zu erweisen vermeinet/ welches eine Sache so geschwinde fassen könte/ als wenn es nicht erst solches lernete/ sondern es vor schon gewust/ itzo aber nur gleichsam wiederhohle/ und sich so leicht dessen errinnerte/ vermöge der ihme geschenckten Seele eines solchen gelehr- ten Mannes/ der solche Wissenschafft kundig gewesen/ wel- ches alles Plato aus der Poeten lügenhafften Fabeln her hatte/ wie denn Ovidius lib. XV. Metamorph. Als auch die sein Leben beschrieben/ den Pythagoram redend einführet: Er der Pythagoras wäre seiner Seelen nach schon vor etli-Confer. Rosini & Dempste- ri Anti- qvit. Rom. p. m. 943. libr. IX. chen hundert Jahren im Trojanischen Kriege gewesen/ die- selben Waffen und Soldaten wären ihm gar wohl bekannt/ er wäre dazumahl Euphorbus gewesen/ nach dessen Todte sey seine Seele in Callidem gefahren/ darnach in Hermoti- mum, endlich in Pyrrhum, und letzlich sey er erst Pythago- ras worden/ verneinete aber nicht/ daß auch menschliche Seelen in die Thiere führen/ von welchen die Menschen solche wieder ererbeten/ und alsobald den Menschen/ bald wilden Vieh an Lastern und Tugenden ähnlich und gleich wären/ und würden also solche Seelen durch immerwä- rende Fortpflantzung verewiget. Die Psychopannichyten bildeten ihnen ein die Seelen stürben zwar nicht/ sie schlief- fen aber in einem gewissen Orthe/ bis an den Jüngsten Tag/ es verirreten sich auch etliche Abergläubische bis un- ter die Sternen/ sich damit tröstende/ die Seelen würden zu c 3
Abdanckungs-Rede. wohl gar geſchlachtet. Plato in ſeinem Buche von derSeelen geſtehet wohl/ daß ſie unſterblich/ doch alſo/ daß eine Seele nach und nach in vielen Coͤrpern Dienſte thun koͤnte/ und einerley Tugend außrichtete/ welches er mit ei- nem faͤhigen Ingenio zu erweiſen vermeinet/ welches eine Sache ſo geſchwinde faſſen koͤnte/ als wenn es nicht erſt ſolches lernete/ ſondern es vor ſchon gewuſt/ itzo aber nur gleichſam wiederhohle/ und ſich ſo leicht deſſen erꝛinnerte/ vermoͤge der ihme geſchenckten Seele eines ſolchen gelehr- ten Mannes/ der ſolche Wiſſenſchafft kundig geweſen/ wel- ches alles Plato aus der Poëten luͤgenhafften Fabeln her hatte/ wie deñ Ovidius lib. XV. Metamorph. Als auch die ſein Leben beſchrieben/ den Pythagoram redend einfuͤhret: Er der Pythagoras waͤre ſeiner Seelen nach ſchon vor etli-Confer. Roſini & Dempſte- ri Anti- qvit. Rom. p. m. 943. libr. IX. chen hundert Jahren im Trojaniſchen Kriege geweſen/ die- ſelben Waffen und Soldaten waͤren ihm gar wohl bekañt/ er waͤre dazumahl Euphorbus geweſen/ nach deſſen Todte ſey ſeine Seele in Callidem gefahren/ darnach in Hermoti- mum, endlich in Pyrrhum, und letzlich ſey er erſt Pythago- ras worden/ verneinete aber nicht/ daß auch menſchliche Seelen in die Thiere fuͤhren/ von welchen die Menſchen ſolche wieder ererbeten/ und alſobald den Menſchen/ bald wilden Vieh an Laſtern und Tugenden aͤhnlich und gleich waͤren/ und wuͤrden alſo ſolche Seelen durch immerwaͤ- rende Fortpflantzung verewiget. Die Pſychopannichyten bildeten ihnen ein die Seelen ſtuͤrben zwar nicht/ ſie ſchlief- fen aber in einem gewiſſen Orthe/ bis an den Juͤngſten Tag/ es verirꝛeten ſich auch etliche Aberglaͤubiſche bis un- ter die Sternen/ ſich damit troͤſtende/ die Seelen wuͤrden zu c 3
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Abdanckungs-Rede.
wohl gar geſchlachtet. Plato in ſeinem Buche von der
Seelen geſtehet wohl/ daß ſie unſterblich/ doch alſo/ daß
eine Seele nach und nach in vielen Coͤrpern Dienſte thun
koͤnte/ und einerley Tugend außrichtete/ welches er mit ei-
nem faͤhigen Ingenio zu erweiſen vermeinet/ welches eine
Sache ſo geſchwinde faſſen koͤnte/ als wenn es nicht erſt
ſolches lernete/ ſondern es vor ſchon gewuſt/ itzo aber nur
gleichſam wiederhohle/ und ſich ſo leicht deſſen erꝛinnerte/
vermoͤge der ihme geſchenckten Seele eines ſolchen gelehr-
ten Mannes/ der ſolche Wiſſenſchafft kundig geweſen/ wel-
ches alles Plato aus der Poëten luͤgenhafften Fabeln her
hatte/ wie deñ Ovidius lib. XV. Metamorph. Als auch die
ſein Leben beſchrieben/ den Pythagoram redend einfuͤhret:
Er der Pythagoras waͤre ſeiner Seelen nach ſchon vor etli-
chen hundert Jahren im Trojaniſchen Kriege geweſen/ die-
ſelben Waffen und Soldaten waͤren ihm gar wohl bekañt/
er waͤre dazumahl Euphorbus geweſen/ nach deſſen Todte
ſey ſeine Seele in Callidem gefahren/ darnach in Hermoti-
mum, endlich in Pyrrhum, und letzlich ſey er erſt Pythago-
ras worden/ verneinete aber nicht/ daß auch menſchliche
Seelen in die Thiere fuͤhren/ von welchen die Menſchen
ſolche wieder ererbeten/ und alſobald den Menſchen/ bald
wilden Vieh an Laſtern und Tugenden aͤhnlich und gleich
waͤren/ und wuͤrden alſo ſolche Seelen durch immerwaͤ-
rende Fortpflantzung verewiget. Die Pſychopannichyten
bildeten ihnen ein die Seelen ſtuͤrben zwar nicht/ ſie ſchlief-
fen aber in einem gewiſſen Orthe/ bis an den Juͤngſten
Tag/ es verirꝛeten ſich auch etliche Aberglaͤubiſche bis un-
ter die Sternen/ ſich damit troͤſtende/ die Seelen wuͤrden
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Roſini &
Dempſte-
ri Anti-
qvit.
Rom. p.
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