Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.Abdanckungs-Rede. Aristoxenus Philosophus, und Dicaearchus Peripateti- wohl
Abdanckungs-Rede. Ariſtoxenus Philoſophus, und Dicæarchus Peripateti- wohl
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <pb facs="#f0020" n="20"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#aq">Ariſtoxenus Philoſophus,</hi> und <hi rendition="#aq">Dicæarchus Peripateti-<lb/> cus,</hi> verlaͤngneten die Seele gar in dem menſchlichen Leibe/<lb/> vorgebende/ daß ein Glied das andere triebe/ und die Wuͤr-<lb/> ckungen aus einer Gleichfoͤrm̃igen Ubereinſtimmung her-<lb/> kaͤmen. Ob nun gleich andere eine Seele ſelbſten verſpuͤh-<lb/> ret/ ſo haben ſie doch nicht ſolche Schluß-Reden gema-<lb/> chet/ die von einer vernuͤnfftigen Seelen herſtammeten.<lb/><hi rendition="#aq">Aratus, Zeno, Tatianus, Apollinaris, Alexandrinus, Ari-<lb/> ſtoteles, Plinius, Galenus, Lucretius, Epicurus,</hi> und an-<lb/> dere haben die Seelen der Menſchen vor ſterblich gehal-<lb/> ten/ wie denn auch/ was etliche Roͤmer nebſt andern ge-<lb/> glaubet/ aus ihren Grab-Schrifften genugſamb be-<lb/> kandt/ als <hi rendition="#aq">Ede, bibe, lude, reliqva ne digitorum qvi-<lb/> dem ſtrepitu digna ſunt. Qvo vadam neſcio, invitus mo-<lb/> rior. Vixi qvemadmodum volui, qvare mortuus ſim neſ-<lb/> cio. Vixi, & ultra vitam nihil credidi.</hi> Sie gedachten es<lb/> wuͤchſe und nehme ab die Seele mit wachſenden/ und ab-<lb/> nehmenden Kraͤfften/ und verginge gleich wie eine Lampe<lb/> der-Oel mangele/ und wie ein Nebel der ſich verzeucht.<lb/> Klugere Reden wolten andere hervor bringen/ und irꝛeten<lb/> doch ſehr/ wenn ſie gleich die Seele unſterblich macheten/<lb/><hi rendition="#aq">Averrhoes</hi> und <hi rendition="#aq">Themiſtius</hi> ſagten: Es waͤre nur eine See-<lb/> le/ welche alle Menſchen bewegete. Die Egyptier glaube-<lb/> ten mit dem <hi rendition="#aq">Pythagora,</hi> etliche Juden mit dem <hi rendition="#aq">Carpocrate,</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Baſilide,</hi> daß die Seelen nach dem Tode in andere Coͤr-<lb/> per wanderten/ ſo daß wenn einer ſtuͤrbe/ empfinge gleich<lb/> ein angehendes Kind/ deſſen Seele. Die <hi rendition="#aq">Manichæer</hi> leh-<lb/> reten die Seele des Menſchen kehre zur Herberge ein bey<lb/> den Thieren/ die ſie in der Welt entweder geliebet/ oder auch<lb/> <fw type="catch" place="bottom">wohl</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0020]
Abdanckungs-Rede.
Ariſtoxenus Philoſophus, und Dicæarchus Peripateti-
cus, verlaͤngneten die Seele gar in dem menſchlichen Leibe/
vorgebende/ daß ein Glied das andere triebe/ und die Wuͤr-
ckungen aus einer Gleichfoͤrm̃igen Ubereinſtimmung her-
kaͤmen. Ob nun gleich andere eine Seele ſelbſten verſpuͤh-
ret/ ſo haben ſie doch nicht ſolche Schluß-Reden gema-
chet/ die von einer vernuͤnfftigen Seelen herſtammeten.
Aratus, Zeno, Tatianus, Apollinaris, Alexandrinus, Ari-
ſtoteles, Plinius, Galenus, Lucretius, Epicurus, und an-
dere haben die Seelen der Menſchen vor ſterblich gehal-
ten/ wie denn auch/ was etliche Roͤmer nebſt andern ge-
glaubet/ aus ihren Grab-Schrifften genugſamb be-
kandt/ als Ede, bibe, lude, reliqva ne digitorum qvi-
dem ſtrepitu digna ſunt. Qvo vadam neſcio, invitus mo-
rior. Vixi qvemadmodum volui, qvare mortuus ſim neſ-
cio. Vixi, & ultra vitam nihil credidi. Sie gedachten es
wuͤchſe und nehme ab die Seele mit wachſenden/ und ab-
nehmenden Kraͤfften/ und verginge gleich wie eine Lampe
der-Oel mangele/ und wie ein Nebel der ſich verzeucht.
Klugere Reden wolten andere hervor bringen/ und irꝛeten
doch ſehr/ wenn ſie gleich die Seele unſterblich macheten/
Averrhoes und Themiſtius ſagten: Es waͤre nur eine See-
le/ welche alle Menſchen bewegete. Die Egyptier glaube-
ten mit dem Pythagora, etliche Juden mit dem Carpocrate,
und Baſilide, daß die Seelen nach dem Tode in andere Coͤr-
per wanderten/ ſo daß wenn einer ſtuͤrbe/ empfinge gleich
ein angehendes Kind/ deſſen Seele. Die Manichæer leh-
reten die Seele des Menſchen kehre zur Herberge ein bey
den Thieren/ die ſie in der Welt entweder geliebet/ oder auch
wohl
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |