Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
GOtt Jacob. GOTT aber ist nicht ein GOTT der Tod-
ten/ sondern der Lebendigen: So musten Abraham, Isaae
und Jacob, gewiß der Seelen nach leben: Denn sie waren
dazumahl dem Leibe nach/ schon lange todt. Kan also die
Seele wohl unsterblich seyn/ ob gleich der Leib verstorben.
Zu dem so hat GOtt bald in der ersten Schöpffung/ die
Seele des Menschen/ nicht eben aus der materie erschaf-Gen. II, 7.
fen/ dar aus die Thiere ihre Seelen haben: Sondern Gott
hat dem aus Erde erbaueten menschlichen Leibe/ einen le-
bendigen Athem eingeblasen. Hierzu gehöret die in heili-
ger Schrifft gewöhnliche Redens-Art: Daß die Menschen
zu ihren Vätern versammlet werden sollen. Welches nicht
eben die Beysetzung in einer allgemeinen Grufft/ Gewölbe
und Erb-Begräbnis bedeutet: Sondern vielmehr/ daß
die Seelen versammlet werden in Bündlein der Lebendigen:
Daß sie in die Ewigkeit eingehen zu ihren Vätern. Denn/
vom Abraham stehet; Daß er zu seinen Vätern mit Frie-Gen. XV.
v. 15.
Devtr. 32.
v.
50.

den fahren solle. Und von Moyse stehet; Daß er solle ver-
sammlet werden zu seinen Vätern. Welche Versammlung die
Seele angehen muß/ weil des Abrahams Väter in Chal-
daea
er aber im Lande Canaan: Und Moyses in einem sol-
chem Orthe/ den man nicht außkundschafften kan/ begra-
ben. Da man sonst/ wenn die Versammlung den Leib an-
gienge/ den Moysen bey seiner Väter Erb-Begräbnis hätte
sinden können.

So haben wir auch helle Exempel dehrer nach dem
Tode lebenden Seelen an dem auf Erden sehr reich gewese-
nen/ und in der Hölle sehr armen Reichen: Und an dem in
der Welt sehr Armen/ und in Himmel sehr reichen Lazaro.

Bey-
d

Abdanckungs-Rede.
GOtt Jacob. GOTT aber iſt nicht ein GOTT der Tod-
ten/ ſondern der Lebendigen: So muſten Abraham, Iſaae
und Jacob, gewiß der Seelen nach leben: Denn ſie waren
dazumahl dem Leibe nach/ ſchon lange todt. Kan alſo die
Seele wohl unſterblich ſeyn/ ob gleich der Leib verſtorben.
Zu dem ſo hat GOtt bald in der erſten Schoͤpffung/ die
Seele des Menſchen/ nicht eben aus der materie erſchaf-Gen. II, 7.
fen/ dar aus die Thiere ihre Seelen haben: Sondern Gott
hat dem aus Erde erbaueten menſchlichen Leibe/ einen le-
bendigen Athem eingeblaſen. Hierzu gehoͤret die in heili-
ger Schrifft gewoͤhnliche Redens-Art: Daß die Menſchen
zu ihren Vaͤtern verſam̃let werden ſollen. Welches nicht
eben die Beyſetzung in einer allgemeinen Grufft/ Gewoͤlbe
und Erb-Begraͤbnis bedeutet: Sondern vielmehr/ daß
die Seelen verſam̃let werden in Buͤndlein der Lebendigen:
Daß ſie in die Ewigkeit eingehen zu ihren Vaͤtern. Denn/
vom Abraham ſtehet; Daß er zu ſeinen Vaͤtern mit Frie-Gen. XV.
v. 15.
Devtr. 32.
v.
50.

den fahren ſolle. Und von Moyſe ſtehet; Daß er ſolle ver-
ſam̃let werden zu ſeinen Vaͤtern. Welche Verſam̃lung die
Seele angehen muß/ weil des Abrahams Vaͤter in Chal-
dæa
er aber im Lande Canaan: Und Moyſes in einem ſol-
chem Orthe/ den man nicht außkundſchafften kan/ begra-
ben. Da man ſonſt/ wenn die Verſam̃lung den Leib an-
gienge/ den Moyſen bey ſeiner Vaͤter Erb-Begraͤbnis haͤtte
ſinden koͤnnen.

So haben wir auch helle Exempel dehrer nach dem
Tode lebenden Seelen an dem auf Erden ſehr reich geweſe-
nen/ und in der Hoͤlle ſehr armen Reichen: Und an dem in
der Welt ſehr Armen/ und in Himmel ſehr reichen Lazaro.

Bey-
d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="25"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
GOtt <hi rendition="#aq">Jacob.</hi> GOTT aber i&#x017F;t nicht ein GOTT der Tod-<lb/>
ten/ &#x017F;ondern der Lebendigen: So mu&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Abraham, I&#x017F;aae</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Jacob,</hi> gewiß der Seelen nach leben: Denn &#x017F;ie waren<lb/>
dazumahl dem Leibe nach/ &#x017F;chon lange todt. Kan al&#x017F;o die<lb/>
Seele wohl un&#x017F;terblich &#x017F;eyn/ ob gleich der Leib ver&#x017F;torben.<lb/>
Zu dem &#x017F;o hat GOtt bald in der er&#x017F;ten Scho&#x0364;pffung/ die<lb/>
Seele des Men&#x017F;chen/ nicht eben aus der <hi rendition="#aq">materie</hi> er&#x017F;chaf-<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen. II,</hi> 7.</note><lb/>
fen/ dar aus die Thiere ihre Seelen haben: Sondern Gott<lb/>
hat dem aus Erde erbaueten men&#x017F;chlichen Leibe/ einen le-<lb/>
bendigen Athem eingebla&#x017F;en. Hierzu geho&#x0364;ret die in heili-<lb/>
ger Schrifft gewo&#x0364;hnliche Redens-Art: Daß die Men&#x017F;chen<lb/>
zu ihren Va&#x0364;tern ver&#x017F;am&#x0303;let werden &#x017F;ollen. Welches nicht<lb/>
eben die Bey&#x017F;etzung in einer allgemeinen Grufft/ Gewo&#x0364;lbe<lb/>
und Erb-Begra&#x0364;bnis bedeutet: Sondern vielmehr/ daß<lb/>
die Seelen ver&#x017F;am&#x0303;let werden in Bu&#x0364;ndlein der Lebendigen:<lb/>
Daß &#x017F;ie in die Ewigkeit eingehen zu ihren Va&#x0364;tern. Denn/<lb/>
vom Abraham &#x017F;tehet; Daß er zu &#x017F;einen Va&#x0364;tern mit Frie-<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen. XV.<lb/>
v. 15.<lb/>
Devtr. 32.<lb/>
v.</hi> 50.</note><lb/>
den fahren &#x017F;olle. Und von <hi rendition="#aq">Moy&#x017F;e</hi> &#x017F;tehet; Daß er &#x017F;olle ver-<lb/>
&#x017F;am&#x0303;let werden zu &#x017F;einen Va&#x0364;tern. Welche Ver&#x017F;am&#x0303;lung die<lb/>
Seele angehen muß/ weil des Abrahams Va&#x0364;ter in <hi rendition="#aq">Chal-<lb/>
dæa</hi> er aber im Lande <hi rendition="#aq">Canaan:</hi> Und Moy&#x017F;es in einem &#x017F;ol-<lb/>
chem Orthe/ den man nicht außkund&#x017F;chafften kan/ begra-<lb/>
ben. Da man &#x017F;on&#x017F;t/ wenn die Ver&#x017F;am&#x0303;lung den Leib an-<lb/>
gienge/ den <hi rendition="#aq">Moy&#x017F;en</hi> bey &#x017F;einer Va&#x0364;ter Erb-Begra&#x0364;bnis ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;inden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>So haben wir auch helle Exempel dehrer nach dem<lb/>
Tode lebenden Seelen an dem auf Erden &#x017F;ehr reich gewe&#x017F;e-<lb/>
nen/ und in der Ho&#x0364;lle &#x017F;ehr armen Reichen: Und an dem in<lb/>
der Welt &#x017F;ehr Armen/ und in Himmel &#x017F;ehr reichen <hi rendition="#aq">Lazaro.</hi><lb/>
<fw type="sig" place="bottom">d</fw><fw type="catch" place="bottom">Bey-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0025] Abdanckungs-Rede. GOtt Jacob. GOTT aber iſt nicht ein GOTT der Tod- ten/ ſondern der Lebendigen: So muſten Abraham, Iſaae und Jacob, gewiß der Seelen nach leben: Denn ſie waren dazumahl dem Leibe nach/ ſchon lange todt. Kan alſo die Seele wohl unſterblich ſeyn/ ob gleich der Leib verſtorben. Zu dem ſo hat GOtt bald in der erſten Schoͤpffung/ die Seele des Menſchen/ nicht eben aus der materie erſchaf- fen/ dar aus die Thiere ihre Seelen haben: Sondern Gott hat dem aus Erde erbaueten menſchlichen Leibe/ einen le- bendigen Athem eingeblaſen. Hierzu gehoͤret die in heili- ger Schrifft gewoͤhnliche Redens-Art: Daß die Menſchen zu ihren Vaͤtern verſam̃let werden ſollen. Welches nicht eben die Beyſetzung in einer allgemeinen Grufft/ Gewoͤlbe und Erb-Begraͤbnis bedeutet: Sondern vielmehr/ daß die Seelen verſam̃let werden in Buͤndlein der Lebendigen: Daß ſie in die Ewigkeit eingehen zu ihren Vaͤtern. Denn/ vom Abraham ſtehet; Daß er zu ſeinen Vaͤtern mit Frie- den fahren ſolle. Und von Moyſe ſtehet; Daß er ſolle ver- ſam̃let werden zu ſeinen Vaͤtern. Welche Verſam̃lung die Seele angehen muß/ weil des Abrahams Vaͤter in Chal- dæa er aber im Lande Canaan: Und Moyſes in einem ſol- chem Orthe/ den man nicht außkundſchafften kan/ begra- ben. Da man ſonſt/ wenn die Verſam̃lung den Leib an- gienge/ den Moyſen bey ſeiner Vaͤter Erb-Begraͤbnis haͤtte ſinden koͤnnen. Gen. II, 7. Gen. XV. v. 15. Devtr. 32. v. 50. So haben wir auch helle Exempel dehrer nach dem Tode lebenden Seelen an dem auf Erden ſehr reich geweſe- nen/ und in der Hoͤlle ſehr armen Reichen: Und an dem in der Welt ſehr Armen/ und in Himmel ſehr reichen Lazaro. Bey- d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359522
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359522/25
Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/25>, abgerufen am 21.11.2024.