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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
Beyde waren tod/ dem Leibe nach/ aber der Seelen-Pein
nach schreyet der Reiche auch biß auf den heutigen Tag:
Jch leide Pein in dieser Flammen. Und der arme Lazarus,
kan diese Worte brauchen: Meine Seele ist in GOttes
Hand/ und keine Qvaal rühret sie an. Wir hören auch
noch derer Todten Märtyrer/ so unter dem Altar liegen/
Apoc. VI,
9. 10.
ihre lebendige Stimme: HErr/ du Heiliger und Wahr-
hafftiger/ wie lange richtest du und rächest nicht unser
Blut/ an denen/ die auf Erden wohnen. Auf solche Art
kan man von den Gläubigen sagen: Dieser Jünger stir-
bet nicht. Und: Sie ist nicht tod/ sondern sie schläfft. Al-
le Sterbende können frölich rühmen: Als die Sterben-
den/ und siehe/ wir leben. Sie werden nicht sterben/ son-
dern leben. Sie haben in- und bey sich den HERREN/
Joh. XI.
v.
25.
der da ist die Aufferstehung und das Leben; Wer an Jhn
glaubet der wird leben/ ob er gleich stürbe. Und wer da
lebet und gläubet an Jhn/ der wird nimmermehr sterben.
Kommen sie gleich in Tod/ so dringen sie nur vom Tode
zum Leben hindurch/ als durch die Wüsten ins gelobte
Land. Sie sollen den Tod nicht schmecken. Derogleichen
Menschen halten sich die gantze Zeit ihres Lebens mit wah-
rem Glauben zu den Worten ihres Heylandes/ als wel-
Joh. V.
v.
24.
cher saget: Warlich/ warlich ich sage Euch; Wer mein
Wort hält/ und gläubet dem/ der mich gesand hat/ der hat
das ewige Leben/ und kommt nicht ins Gerichte/ sondern er
ist vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. Wovon
Cap. 48.
Gen.
der seel. Lutherus also redet: Tanta est vis fidei, qvae vos vi-
vos facit ex mortuis. Ac sane ea ipsa hora, qva incipimus
credere & apprehendere verbum, etiam vivere incipimus

vita

Abdanckungs-Rede.
Beyde waren tod/ dem Leibe nach/ aber der Seelen-Pein
nach ſchreyet der Reiche auch biß auf den heutigen Tag:
Jch leide Pein in dieſer Flammen. Und der arme Lazarus,
kan dieſe Worte brauchen: Meine Seele iſt in GOttes
Hand/ und keine Qvaal ruͤhret ſie an. Wir hoͤren auch
noch derer Todten Maͤrtyrer/ ſo unter dem Altar liegen/
Apoc. VI,
9. 10.
ihre lebendige Stimme: HErꝛ/ du Heiliger und Wahr-
hafftiger/ wie lange richteſt du und raͤcheſt nicht unſer
Blut/ an denen/ die auf Erden wohnen. Auf ſolche Art
kan man von den Glaͤubigen ſagen: Dieſer Juͤnger ſtir-
bet nicht. Und: Sie iſt nicht tod/ ſondern ſie ſchlaͤfft. Al-
le Sterbende koͤnnen froͤlich ruͤhmen: Als die Sterben-
den/ und ſiehe/ wir leben. Sie werden nicht ſterben/ ſon-
dern leben. Sie haben in- und bey ſich den HERREN/
Joh. XI.
v.
25.
der da iſt die Aufferſtehung und das Leben; Wer an Jhn
glaubet der wird leben/ ob er gleich ſtuͤrbe. Und wer da
lebet und glaͤubet an Jhn/ der wird nimmermehr ſterben.
Kommen ſie gleich in Tod/ ſo dringen ſie nur vom Tode
zum Leben hindurch/ als durch die Wuͤſten ins gelobte
Land. Sie ſollen den Tod nicht ſchmecken. Derogleichen
Menſchen halten ſich die gantze Zeit ihres Lebens mit wah-
rem Glauben zu den Worten ihres Heylandes/ als wel-
Joh. V.
v.
24.
cher ſaget: Warlich/ warlich ich ſage Euch; Wer mein
Wort haͤlt/ und glaͤubet dem/ der mich geſand hat/ der hat
das ewige Leben/ und kom̃t nicht ins Gerichte/ ſondern er
iſt vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. Wovon
Cap. 48.
Gen.
der ſeel. Lutherus alſo redet: Tanta eſt vis fidei, qvæ vos vi-
vos facit ex mortuis. Ac ſanè eâ ipſâ horâ, qva incipimus
credere & apprehendere verbum, etiam vivere incipimus

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[26/0026] Abdanckungs-Rede. Beyde waren tod/ dem Leibe nach/ aber der Seelen-Pein nach ſchreyet der Reiche auch biß auf den heutigen Tag: Jch leide Pein in dieſer Flammen. Und der arme Lazarus, kan dieſe Worte brauchen: Meine Seele iſt in GOttes Hand/ und keine Qvaal ruͤhret ſie an. Wir hoͤren auch noch derer Todten Maͤrtyrer/ ſo unter dem Altar liegen/ ihre lebendige Stimme: HErꝛ/ du Heiliger und Wahr- hafftiger/ wie lange richteſt du und raͤcheſt nicht unſer Blut/ an denen/ die auf Erden wohnen. Auf ſolche Art kan man von den Glaͤubigen ſagen: Dieſer Juͤnger ſtir- bet nicht. Und: Sie iſt nicht tod/ ſondern ſie ſchlaͤfft. Al- le Sterbende koͤnnen froͤlich ruͤhmen: Als die Sterben- den/ und ſiehe/ wir leben. Sie werden nicht ſterben/ ſon- dern leben. Sie haben in- und bey ſich den HERREN/ der da iſt die Aufferſtehung und das Leben; Wer an Jhn glaubet der wird leben/ ob er gleich ſtuͤrbe. Und wer da lebet und glaͤubet an Jhn/ der wird nimmermehr ſterben. Kommen ſie gleich in Tod/ ſo dringen ſie nur vom Tode zum Leben hindurch/ als durch die Wuͤſten ins gelobte Land. Sie ſollen den Tod nicht ſchmecken. Derogleichen Menſchen halten ſich die gantze Zeit ihres Lebens mit wah- rem Glauben zu den Worten ihres Heylandes/ als wel- cher ſaget: Warlich/ warlich ich ſage Euch; Wer mein Wort haͤlt/ und glaͤubet dem/ der mich geſand hat/ der hat das ewige Leben/ und kom̃t nicht ins Gerichte/ ſondern er iſt vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. Wovon der ſeel. Lutherus alſo redet: Tanta eſt vis fidei, qvæ vos vi- vos facit ex mortuis. Ac ſanè eâ ipſâ horâ, qva incipimus credere & apprehendere verbum, etiam vivere incipimus vitâ Apoc. VI, 9. 10. Joh. XI. v. 25. Joh. V. v. 24. Cap. 48. Gen.

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/26>, abgerufen am 28.03.2024.