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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
vita aeterna, qvia Verbum Domini manet in aeternum; &
Deus, qvi loqvitur nobiscum, aeternus est, & nobiscum erit
perpetuo.
Das heist wohl recht: Ich lebe/ aber doch nunGal. II, 20.
nicht ich/ sondern CHristus lebet in mir. Jsts demnach
also/ daß die Seele des Menschen unsterblich/ und ewig le-
bet/ so folget daraus/ daß auch dermahleins/ eine Verei-
nigung Leibes und der Seelen/ welche im Tode eine Zer-
trennung außgestanden/ zu hoffen sein werde. Denn das1. Cor.
XV.
53.

Sterbliche wird anziehen das Unsterbliche. Zwar es schei-
den Leib und Seele/ als die besten Freunde/ und alte Be-
kandte/ sehr ungerne von einander; Jn dem auch ein Herr/
aus einem beqvemen Hause darinn er lange gewohnet/ un-
gerne ziehet/ und woran man sich gewöhnet/ übel verlässet.
Dahero auch die Seele einer einsahmen und keuschen Tur-
tel-Taube verglichen wird; Welche/ weil sie ihre Gesellin
hertzlich geliebt/ und durch den Tod verlohren/ sich auf ei-
nen dürren Ast setzet/ und die Beraubung bejammert. Die
Seele ist eine solche Turteltaube/ welche den Leib als ihren
alten nächsten Freund/ den sie geliebet/ als sich selbst/ ver-
leuret/ sich auch noch auff der Welt mit keinem anderen
Leibe vermählet/ sondern den Verlust betrauret/ und er-
wartet die fröliche Wiederkunfft. Wormit der H. Augu-
stinus
überein stimmet: Anima beata, qvam diu est sepa-
rata, semper habet qvendam Gemitum.
Diese Sehnsucht
aber wird gestillet werden an dem Tage/ da die Restitutio
in integrum
wird vorgenommen werden/ als ein Tag der
Wiedererstattung und frölichen Aufferstehung. Wäh-
render Zeit/ wenn die Seelen abgeschieden/ leben die See-
len nicht also/ wie ein Schlaffender lebet/ oder/ daß sie wie

ein
d 2

Abdanckungs-Rede.
vitâ æterna, qvia Verbum Domini manet in æternum; &
Deus, qvi loqvitur nobiscum, æternus eſt, & nobiſcum erit
perpetuò.
Das heiſt wohl recht: Ich lebe/ aber doch nunGal. II, 20.
nicht ich/ ſondern CHriſtus lebet in mir. Jſts demnach
alſo/ daß die Seele des Menſchen unſterblich/ und ewig le-
bet/ ſo folget daraus/ daß auch dermahleins/ eine Verei-
nigung Leibes und der Seelen/ welche im Tode eine Zer-
trennung außgeſtanden/ zu hoffen ſein werde. Denn das1. Cor.
XV.
53.

Sterbliche wird anziehen das Unſterbliche. Zwar es ſchei-
den Leib und Seele/ als die beſten Freunde/ und alte Be-
kandte/ ſehr ungerne von einander; Jn dem auch ein Herꝛ/
aus einem beqvemen Hauſe dariñ er lange gewohnet/ un-
gerne ziehet/ und woran man ſich gewoͤhnet/ uͤbel verlaͤſſet.
Dahero auch die Seele einer einſahmen und keuſchen Tur-
tel-Taube verglichen wird; Welche/ weil ſie ihre Geſellin
hertzlich geliebt/ und durch den Tod verlohren/ ſich auf ei-
nen duͤrꝛen Aſt ſetzet/ und die Beraubung bejammert. Die
Seele iſt eine ſolche Turteltaube/ welche den Leib als ihren
alten naͤchſten Freund/ den ſie geliebet/ als ſich ſelbſt/ ver-
leuret/ ſich auch noch auff der Welt mit keinem anderen
Leibe vermaͤhlet/ ſondern den Verluſt betrauret/ und er-
wartet die froͤliche Wiederkunfft. Wormit der H. Augu-
ſtinus
uͤberein ſtimmet: Anima beata, qvàm diu eſt ſepa-
rata, ſemper habet qvendam Gemitum.
Dieſe Sehnſucht
aber wird geſtillet werden an dem Tage/ da die Reſtitutio
in integrum
wird vorgenommen werden/ als ein Tag der
Wiedererſtattung und froͤlichen Aufferſtehung. Waͤh-
render Zeit/ wenn die Seelen abgeſchieden/ leben die See-
len nicht alſo/ wie ein Schlaffender lebet/ oder/ daß ſie wie

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[27/0027] Abdanckungs-Rede. vitâ æterna, qvia Verbum Domini manet in æternum; & Deus, qvi loqvitur nobiscum, æternus eſt, & nobiſcum erit perpetuò. Das heiſt wohl recht: Ich lebe/ aber doch nun nicht ich/ ſondern CHriſtus lebet in mir. Jſts demnach alſo/ daß die Seele des Menſchen unſterblich/ und ewig le- bet/ ſo folget daraus/ daß auch dermahleins/ eine Verei- nigung Leibes und der Seelen/ welche im Tode eine Zer- trennung außgeſtanden/ zu hoffen ſein werde. Denn das Sterbliche wird anziehen das Unſterbliche. Zwar es ſchei- den Leib und Seele/ als die beſten Freunde/ und alte Be- kandte/ ſehr ungerne von einander; Jn dem auch ein Herꝛ/ aus einem beqvemen Hauſe dariñ er lange gewohnet/ un- gerne ziehet/ und woran man ſich gewoͤhnet/ uͤbel verlaͤſſet. Dahero auch die Seele einer einſahmen und keuſchen Tur- tel-Taube verglichen wird; Welche/ weil ſie ihre Geſellin hertzlich geliebt/ und durch den Tod verlohren/ ſich auf ei- nen duͤrꝛen Aſt ſetzet/ und die Beraubung bejammert. Die Seele iſt eine ſolche Turteltaube/ welche den Leib als ihren alten naͤchſten Freund/ den ſie geliebet/ als ſich ſelbſt/ ver- leuret/ ſich auch noch auff der Welt mit keinem anderen Leibe vermaͤhlet/ ſondern den Verluſt betrauret/ und er- wartet die froͤliche Wiederkunfft. Wormit der H. Augu- ſtinus uͤberein ſtimmet: Anima beata, qvàm diu eſt ſepa- rata, ſemper habet qvendam Gemitum. Dieſe Sehnſucht aber wird geſtillet werden an dem Tage/ da die Reſtitutio in integrum wird vorgenommen werden/ als ein Tag der Wiedererſtattung und froͤlichen Aufferſtehung. Waͤh- render Zeit/ wenn die Seelen abgeſchieden/ leben die See- len nicht alſo/ wie ein Schlaffender lebet/ oder/ daß ſie wie ein Gal. II, 20. 1. Cor. XV. 53. d 2

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/27>, abgerufen am 28.03.2024.