Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Abdanckungs-Rede.
Es ist genug/ des Lebens/ Creutz und Jammers/
Der Thränen sind genung in diesem Thränen Thal.
Es ist genung. Darumb
Komm/ O Tod/ du Schlafes Bruder/
Komm/ und führe mich nur fort/
Löse meines Schiffleins Ruder/
Bringe mich in sichren Port.
Es mag/ wer da will/ sich scheuen
Du kanst mich vielmehr erfreuen/
Denn durch dich komm ich hinein
Zu dem schönsten Jesulein.

Und also wüntschete auch/ Hoch-Ansehliche Traur-
Versammlung/ die Seeligste Frau von Glaubitzin/

Jhres schwachen Leibes Zerlegung und der Seelen freye
Aufflösung. Von Jugend auf/ hatte Sie mit dem Tode/
und vielen Kranckheiten streiten müssen/ welche Sie zwar
allezeit Christlich überwunden/ doch leichtlich erachten kön-
nen/ daß sie auf die Letzte alle auf einmahl einen starcken An-
lauff thun würden/ allwo Sie sich/ allem Ansehen nach/
würde ergeben müssen/ dadurch Sie denn Lebens-satt und
müde geworden/ dero Gestalt/ daß von Jhr ich die schöne
Videvi-
tam Au-
gustum a
Corn.
Lancilla-
to, Belga
Eremita
Augusti-
Worte des H. Augustini, die Er auf seinem Tod-Bette kurtz
vor seinem Ende geredet/ hier wohl anwehren kan: Taedet
me, Domine, valde vitae hujus, & istius aerumnosae Peregrina-
tionis. Vita haec, vita misera, vita caduca, incerta, laboriosa,
immunda, domina malorum, regina superborum, plena mi-
serijs, singulis morimur per varios mutabilitatis defectaus di-
niano conscr. Tom. I. Op. Aug. L. III. c. LXII. p.
166.

versis
Abdanckungs-Rede.
Es iſt genug/ des Lebens/ Creutz und Jammers/
Der Thraͤnen ſind genung in dieſem Thraͤnen Thal.
Es iſt genung. Darumb
Kom̃/ O Tod/ du Schlafes Bruder/
Kom̃/ und fuͤhre mich nur fort/
Loͤſe meines Schiffleins Ruder/
Bringe mich in ſichren Port.
Es mag/ wer da will/ ſich ſcheuen
Du kanſt mich vielmehr erfreuen/
Denn durch dich kom̃ ich hinein
Zu dem ſchoͤnſten Jeſulein.

Und alſo wuͤntſchete auch/ Hoch-Anſehliche Traur-
Verſam̃lung/ die Seeligſte Frau von Glaubitzin/

Jhres ſchwachen Leibes Zerlegung und der Seelen freye
Auffloͤſung. Von Jugend auf/ hatte Sie mit dem Tode/
und vielen Kranckheiten ſtreiten muͤſſen/ welche Sie zwar
allezeit Chriſtlich uͤberwunden/ doch leichtlich erachten koͤn-
nen/ daß ſie auf die Letzte alle auf einmahl einen ſtarcken An-
lauff thun wuͤrden/ allwo Sie ſich/ allem Anſehen nach/
wuͤrde ergeben muͤſſen/ dadurch Sie denn Lebens-ſatt und
muͤde geworden/ dero Geſtalt/ daß von Jhr ich die ſchoͤne
Videvi-
tam Au-
guſtum à
Corn.
Lancilla-
to, Belga
Eremita
Auguſti-
Worte des H. Auguſtini, die Er auf ſeinem Tod-Bette kurtz
vor ſeinem Ende geredet/ hier wohl anwehren kan: Tædet
me, Domine, valdè vitæ hujus, & iſtius ærumnoſæ Peregrina-
tionis. Vita hæc, vita miſera, vita caduca, incerta, laborioſa,
immunda, domina malorum, regina ſuperborum, plena mi-
ſerijs, ſingulis morimur per varios mutabilitatis defectûs di-
niano conſcr. Tom. I. Op. Aug. L. III. c. LXII. p.
166.

verſis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <pb facs="#f0042" n="42"/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t genug/ des Lebens/ Creutz und Jammers/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Der Thra&#x0364;nen &#x017F;ind genung in die&#x017F;em Thra&#x0364;nen Thal.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t genung. Darumb</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Kom&#x0303;/ O Tod/ du Schlafes Bruder/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Kom&#x0303;/ und fu&#x0364;hre mich nur fort/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Lo&#x0364;&#x017F;e meines Schiffleins Ruder/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Bringe mich in &#x017F;ichren Port.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Es mag/ wer da will/ &#x017F;ich &#x017F;cheuen</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Du kan&#x017F;t mich vielmehr erfreuen/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Denn durch dich kom&#x0303; ich hinein</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Zu dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten <hi rendition="#k">Je</hi>&#x017F;ulein.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Und al&#x017F;o wu&#x0364;nt&#x017F;chete auch/ <hi rendition="#fr">Hoch-An&#x017F;ehliche Traur-<lb/>
Ver&#x017F;am&#x0303;lung/ die Seelig&#x017F;te Frau von Glaubitzin/</hi><lb/>
Jhres &#x017F;chwachen Leibes Zerlegung und der Seelen freye<lb/>
Aufflo&#x0364;&#x017F;ung. Von Jugend auf/ hatte Sie mit dem Tode/<lb/>
und vielen Kranckheiten &#x017F;treiten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ welche Sie zwar<lb/>
allezeit Chri&#x017F;tlich u&#x0364;berwunden/ doch leichtlich erachten ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ daß &#x017F;ie auf die Letzte alle auf einmahl einen &#x017F;tarcken An-<lb/>
lauff thun wu&#x0364;rden/ allwo Sie &#x017F;ich/ allem An&#x017F;ehen nach/<lb/>
wu&#x0364;rde ergeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ dadurch Sie denn Lebens-&#x017F;att und<lb/>
mu&#x0364;de geworden/ dero Ge&#x017F;talt/ daß von Jhr ich die &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Videvi-<lb/>
tam Au-<lb/>
gu&#x017F;tum à<lb/>
Corn.<lb/>
Lancilla-<lb/>
to, Belga<lb/>
Eremita<lb/>
Augu&#x017F;ti-</hi></note>Worte des H. <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tini,</hi> die Er auf &#x017F;einem Tod-Bette kurtz<lb/>
vor &#x017F;einem Ende geredet/ hier wohl anwehren kan: <hi rendition="#aq">Tædet<lb/>
me, Domine, valdè vitæ hujus, &amp; i&#x017F;tius ærumno&#x017F;æ Peregrina-<lb/>
tionis. Vita hæc, vita mi&#x017F;era, vita caduca, incerta, laborio&#x017F;a,<lb/>
immunda, domina malorum, regina &#x017F;uperborum, plena mi-<lb/>
&#x017F;erijs, &#x017F;ingulis morimur per varios mutabilitatis defectûs di-<lb/>
niano con&#x017F;cr. Tom. I. Op. Aug. L. III. c. LXII. p.</hi> 166.</p><lb/>
        <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#aq">ver&#x017F;is</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0042] Abdanckungs-Rede. Es iſt genug/ des Lebens/ Creutz und Jammers/ Der Thraͤnen ſind genung in dieſem Thraͤnen Thal. Es iſt genung. Darumb Kom̃/ O Tod/ du Schlafes Bruder/ Kom̃/ und fuͤhre mich nur fort/ Loͤſe meines Schiffleins Ruder/ Bringe mich in ſichren Port. Es mag/ wer da will/ ſich ſcheuen Du kanſt mich vielmehr erfreuen/ Denn durch dich kom̃ ich hinein Zu dem ſchoͤnſten Jeſulein. Und alſo wuͤntſchete auch/ Hoch-Anſehliche Traur- Verſam̃lung/ die Seeligſte Frau von Glaubitzin/ Jhres ſchwachen Leibes Zerlegung und der Seelen freye Auffloͤſung. Von Jugend auf/ hatte Sie mit dem Tode/ und vielen Kranckheiten ſtreiten muͤſſen/ welche Sie zwar allezeit Chriſtlich uͤberwunden/ doch leichtlich erachten koͤn- nen/ daß ſie auf die Letzte alle auf einmahl einen ſtarcken An- lauff thun wuͤrden/ allwo Sie ſich/ allem Anſehen nach/ wuͤrde ergeben muͤſſen/ dadurch Sie denn Lebens-ſatt und muͤde geworden/ dero Geſtalt/ daß von Jhr ich die ſchoͤne Worte des H. Auguſtini, die Er auf ſeinem Tod-Bette kurtz vor ſeinem Ende geredet/ hier wohl anwehren kan: Tædet me, Domine, valdè vitæ hujus, & iſtius ærumnoſæ Peregrina- tionis. Vita hæc, vita miſera, vita caduca, incerta, laborioſa, immunda, domina malorum, regina ſuperborum, plena mi- ſerijs, ſingulis morimur per varios mutabilitatis defectûs di- niano conſcr. Tom. I. Op. Aug. L. III. c. LXII. p. 166. Videvi- tam Au- guſtum à Corn. Lancilla- to, Belga Eremita Auguſti- verſis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359522
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359522/42
Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/42>, abgerufen am 21.11.2024.