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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Der sich selbst und die ihn hören
Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber etwas zu dencken (geschwei-
ge denn zu thun/ als von uns selber/ sondern daß wir tüchtig sind ist
von GOtt/ 2. Cor. 3. 5. Was aber das Verdienst der Wercke anbelan-
get/ hat Christus selbst den Bescheid gegeben: Wenn ihr alles gethan
habt/ was euch befohlen ist/ so sprecht: Wir sind unnütze Knechte/
wir haben gethan was wir zu thun schuldig waren/ Luc. XVII. 10.
Paulus schreyet mit vollem Halse: Nicht um der Wercke willen der
Gerechtigkeit/ die wir gethan haben/ sondern aus Gnaden machet
er uns seelig/ Tit. III, 5. Aus Gnaden seyd ihr seelig worden durch
den Glauben/ und dasselbe nicht aus euch/ GOttes Gabe ist es/ nicht
aus den Wercken/ daß sich nicht jemand rühme/ Ephes. II, 13. Daß
also Estii seine Erklärung sehr schlecht/ und hilfft auch nichts/ wenn gleich
die Päbstischen Lehrer sagen: Paulus rede von den Wercken vor derGnade/
vor der Wiedergeburth. Dann es ist offenbar falsch Denn man sehe Eph.
II.
da steht vorher v. 5. Da wir todt waren in Sünden/ hat er uns
sambt Christo lebendig gemacht. Was wollen denn die guten Wercke
auch nach der Gnade/ nach der Wiedergeburt und Rechtfertigung/ sie sind
auch alsdenn nicht verdienstlich/ wie unsere Theologen so viel tausendmahl
gewiesen. Andere unter denen Papisten reden von der Justitia infusa, in-
haerente.
(20) Alleine wie ich das denen Gelehrten überlasse/ da dem ge-
meinen Manne mit dieser eingegoßenen Gerechtigkeit wenig gedienet/ so
sage auch um desselben willen hier nur/ daß der Apostel von keiner eingegos-
senen Gerechtigkeit rede/ sondern von einer Seeligkeit die Timotheus hinein
prediget (21) dabey muß es bleiben. Cornelius Cornelii a Lapide bricht
hier los: Siehe/ hier nennt Paulus den Timotheum und seines glei-
chen/ sein und anderer Seeligmacher/ wie Obadia v. 21. auch saget:
Und werden Heylande herauff kommen auff den Berg Zion. Und
so geschiehet Christo kein Unrecht/ wenn wir die Heiligen unsere Sal-
vatores
Seeligmacher und Advocaten nennen/ und die Jungfrau
Maria Dominam, Patronam, Spem. Dergleichen auch Estius über die-
sen Ort/ und andere mehr/ geschrieben haben. Aber was das erstere aus

dem
(20) Vid. Brükner Vindic. ad h. l. p. 665. a & ad Eph. II. p. 5.

Der ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
Nicht daß wir tuͤchtig ſind von uns ſelber etwas zu dencken (geſchwei-
ge denn zu thun/ als von uns ſelber/ ſondern daß wir tuͤchtig ſind iſt
von GOtt/ 2. Cor. 3. 5. Was aber das Verdienſt der Wercke anbelan-
get/ hat Chriſtus ſelbſt den Beſcheid gegeben: Wenn ihr alles gethan
habt/ was euch befohlen iſt/ ſo ſprecht: Wir ſind unnuͤtze Knechte/
wir haben gethan was wir zu thun ſchuldig waren/ Luc. XVII. 10.
Paulus ſchreyet mit vollem Halſe: Nicht um der Wercke willen der
Gerechtigkeit/ die wir gethan haben/ ſondern aus Gnaden machet
er uns ſeelig/ Tit. III, 5. Aus Gnaden ſeyd ihr ſeelig worden durch
den Glauben/ und daſſelbe nicht aus euch/ GOttes Gabe iſt es/ nicht
aus den Wercken/ daß ſich nicht jemand ruͤhme/ Epheſ. II, 13. Daß
alſo Estii ſeine Erklaͤrung ſehr ſchlecht/ und hilfft auch nichts/ wenn gleich
die Paͤbſtiſchen Lehrer ſagen: Paulus rede von den Wercken vor derGnade/
vor der Wiedergeburth. Dann es iſt offenbar falſch Denn man ſehe Eph.
II.
da ſteht vorher v. 5. Da wir todt waren in Suͤnden/ hat er uns
ſambt Chriſto lebendig gemacht. Was wollen denn die guten Wercke
auch nach der Gnade/ nach der Wiedergeburt und Rechtfertigung/ ſie ſind
auch alsdenn nicht verdienſtlich/ wie unſere Theologen ſo viel tauſendmahl
gewieſen. Andere unter denen Papiſten reden von der Juſtitia infuſa, in-
hærente.
(20) Alleine wie ich das denen Gelehrten uͤberlaſſe/ da dem ge-
meinen Manne mit dieſer eingegoßenen Gerechtigkeit wenig gedienet/ ſo
ſage auch um deſſelben willen hier nur/ daß der Apoſtel von keiner eingegoſ-
ſenen Gerechtigkeit rede/ ſondern von einer Seeligkeit die Timotheus hinein
prediget (21) dabey muß es bleiben. Cornelius Cornelii a Lapide bricht
hier los: Siehe/ hier nennt Paulus den Timotheum und ſeines glei-
chen/ ſein und anderer Seeligmacher/ wie Obadia v. 21. auch ſaget:
Und werden Heylande herauff kommen auff den Berg Zion. Und
ſo geſchiehet Chriſto kein Unrecht/ wenn wir die Heiligen unſere Sal-
vatores
Seeligmacher und Advocaten nennen/ und die Jungfrau
Maria Dominam, Patronam, Spem. Dergleichen auch Eſtius uͤber die-
ſen Ort/ und andere mehr/ geſchrieben haben. Aber was das erſtere aus

dem
(20) Vid. Brükner Vindic. ad h. l. p. 665. a & ad Eph. II. p. 5.
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[16/0018] Der ſich ſelbſt und die ihn hoͤren Nicht daß wir tuͤchtig ſind von uns ſelber etwas zu dencken (geſchwei- ge denn zu thun/ als von uns ſelber/ ſondern daß wir tuͤchtig ſind iſt von GOtt/ 2. Cor. 3. 5. Was aber das Verdienſt der Wercke anbelan- get/ hat Chriſtus ſelbſt den Beſcheid gegeben: Wenn ihr alles gethan habt/ was euch befohlen iſt/ ſo ſprecht: Wir ſind unnuͤtze Knechte/ wir haben gethan was wir zu thun ſchuldig waren/ Luc. XVII. 10. Paulus ſchreyet mit vollem Halſe: Nicht um der Wercke willen der Gerechtigkeit/ die wir gethan haben/ ſondern aus Gnaden machet er uns ſeelig/ Tit. III, 5. Aus Gnaden ſeyd ihr ſeelig worden durch den Glauben/ und daſſelbe nicht aus euch/ GOttes Gabe iſt es/ nicht aus den Wercken/ daß ſich nicht jemand ruͤhme/ Epheſ. II, 13. Daß alſo Estii ſeine Erklaͤrung ſehr ſchlecht/ und hilfft auch nichts/ wenn gleich die Paͤbſtiſchen Lehrer ſagen: Paulus rede von den Wercken vor derGnade/ vor der Wiedergeburth. Dann es iſt offenbar falſch Denn man ſehe Eph. II. da ſteht vorher v. 5. Da wir todt waren in Suͤnden/ hat er uns ſambt Chriſto lebendig gemacht. Was wollen denn die guten Wercke auch nach der Gnade/ nach der Wiedergeburt und Rechtfertigung/ ſie ſind auch alsdenn nicht verdienſtlich/ wie unſere Theologen ſo viel tauſendmahl gewieſen. Andere unter denen Papiſten reden von der Juſtitia infuſa, in- hærente. (20) Alleine wie ich das denen Gelehrten uͤberlaſſe/ da dem ge- meinen Manne mit dieſer eingegoßenen Gerechtigkeit wenig gedienet/ ſo ſage auch um deſſelben willen hier nur/ daß der Apoſtel von keiner eingegoſ- ſenen Gerechtigkeit rede/ ſondern von einer Seeligkeit die Timotheus hinein prediget (21) dabey muß es bleiben. Cornelius Cornelii a Lapide bricht hier los: Siehe/ hier nennt Paulus den Timotheum und ſeines glei- chen/ ſein und anderer Seeligmacher/ wie Obadia v. 21. auch ſaget: Und werden Heylande herauff kommen auff den Berg Zion. Und ſo geſchiehet Chriſto kein Unrecht/ wenn wir die Heiligen unſere Sal- vatores Seeligmacher und Advocaten nennen/ und die Jungfrau Maria Dominam, Patronam, Spem. Dergleichen auch Eſtius uͤber die- ſen Ort/ und andere mehr/ geſchrieben haben. Aber was das erſtere aus dem (20) Vid. Brükner Vindic. ad h. l. p. 665. a & ad Eph. II. p. 5.

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/18>, abgerufen am 21.11.2024.