Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].seelig zu machen bemühete Schul-Lehrer. sündliche Unkraut solte nicht verschonet/ sondern heraus gerissen werden.Es solten demnach Lehrer/ so ihre Untergebene seelig machen wollen/ stetige Vorstellungen von den Sünden thun. Was Bernhardus saget: Parum est semel putasse, saepe putandum est, imo si fieri potest semper, quia semper quod putari oporteat, si non dissimiles invenias. Einmahl beschneiden ist gar wenig/ man muß offters beschneiden, ja/ so es mög- lich ist/ weil immer was zu heschneiden da ist/ wo wirs nur nicht ver- heelen wollen. Das ist in Wahrheit von Vorstellung der Sünden wahr. Jmmer muß erinnert werden/ was vor Elend/ Gebrechen/ Mängel/ Sünde uns anklebe/ wie so leicht es geschehen/ das wir sündigen könten; ja stetige Vorstellung/ daß wir so viele würckliche Sünden und Gebrechen an uns haben. Denn ist die Erkäntnis der Sünden der Anfang zurGnade/ Jerem. lll. 12. 13. Kehre wieder du abtrünnigs Jsrael/ so will ich mein Angesicht nicht gegen dir verstellen. Denn ich bin barmhertzig/ spricht der HERR/ und will nicht ewiglich zürnen/ allein NB. erkenne deine Missethat/ daß du wieder den HERREN deinen GOtt gesündiget hast; und Bernhardus: Cognitio Peccati primus est ad Poenitentiam Gradus. Die Erkäntnis der Sünden ist die erste Stuffe zur Busse. Wie die Erkäntnis der Kranckheit die erste Stuffe ist zur Gesundheit zu gelangen. So muß denn fleißige Vor- stellung geschehen/ die Jugend solche willig und gerne annehmen. Was Jacobus c. I. sagt: Nehmet das Wort an mit Sanfimuth/ das ge- höret auch hieher/ denn: Wer sich gerne straffen lässet/ der wird klug werden/ Sprichw. Salomon. XII. 1. Unser seeliger Herr Rector Hoffmann wie er in seinemGeiste nicht meine (29) Lib. 50. Hom. 43. Tom. X.
ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer. ſuͤndliche Unkraut ſolte nicht verſchonet/ ſondern heraus geriſſen werden.Es ſolten demnach Lehrer/ ſo ihre Untergebene ſeelig machen wollen/ ſtetige Vorſtellungen von den Suͤnden thun. Was Bernhardus ſaget: Parum eſt ſemel putaſſe, ſæpe putandum eſt, imo ſi fieri poteſt ſemper, quia ſemper quod putari oporteat, ſi non diſſimiles invenias. Einmahl beſchneiden iſt gar wenig/ man muß offters beſchneiden, ja/ ſo es moͤg- lich iſt/ weil immer was zu heſchneiden da iſt/ wo wirs nur nicht ver- heelen wollen. Das iſt in Wahrheit von Vorſtellung der Suͤnden wahr. Jmmer muß erinnert werden/ was vor Elend/ Gebrechen/ Maͤngel/ Suͤnde uns anklebe/ wie ſo leicht es geſchehen/ das wir ſuͤndigen koͤnten; ja ſtetige Vorſtellung/ daß wir ſo viele wuͤrckliche Suͤnden und Gebrechen an uns haben. Denn iſt die Erkaͤntnis der Suͤnden der Anfang zurGnade/ Jerem. lll. 12. 13. Kehre wieder du abtruͤnnigs Jſrael/ ſo will ich mein Angeſicht nicht gegen dir verſtellen. Denn ich bin barmhertzig/ ſpricht der HERR/ und will nicht ewiglich zuͤrnen/ allein NB. erkenne deine Miſſethat/ daß du wieder den HERREN deinen GOtt geſuͤndiget haſt; und Bernhardus: Cognitio Peccati primus eſt ad Pœnitentiam Gradus. Die Erkaͤntnis der Suͤnden iſt die erſte Stuffe zur Buſſe. Wie die Erkaͤntnis der Kranckheit die erſte Stuffe iſt zur Geſundheit zu gelangen. So muß denn fleißige Vor- ſtellung geſchehen/ die Jugend ſolche willig und gerne annehmen. Was Jacobus c. I. ſagt: Nehmet das Wort an mit Sanfimuth/ das ge- hoͤret auch hieher/ denn: Wer ſich gerne ſtraffen laͤſſet/ der wird klug werden/ Sprichw. Salomon. XII. 1. Unſer ſeeliger Herr Rector Hoffmann wie er in ſeinemGeiſte nicht meine (29) Lib. 50. Hom. 43. Tom. X.
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ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer.
ſuͤndliche Unkraut ſolte nicht verſchonet/ ſondern heraus geriſſen werden.
Es ſolten demnach Lehrer/ ſo ihre Untergebene ſeelig machen wollen/ ſtetige
Vorſtellungen von den Suͤnden thun. Was Bernhardus ſaget: Parum
eſt ſemel putaſſe, ſæpe putandum eſt, imo ſi fieri poteſt ſemper, quia
ſemper quod putari oporteat, ſi non diſſimiles invenias. Einmahl
beſchneiden iſt gar wenig/ man muß offters beſchneiden, ja/ ſo es moͤg-
lich iſt/ weil immer was zu heſchneiden da iſt/ wo wirs nur nicht ver-
heelen wollen. Das iſt in Wahrheit von Vorſtellung der Suͤnden wahr.
Jmmer muß erinnert werden/ was vor Elend/ Gebrechen/ Maͤngel/
Suͤnde uns anklebe/ wie ſo leicht es geſchehen/ das wir ſuͤndigen koͤnten;
ja ſtetige Vorſtellung/ daß wir ſo viele wuͤrckliche Suͤnden und Gebrechen
an uns haben. Denn iſt die Erkaͤntnis der Suͤnden der Anfang zurGnade/
Jerem. lll. 12. 13. Kehre wieder du abtruͤnnigs Jſrael/ ſo will ich
mein Angeſicht nicht gegen dir verſtellen. Denn ich bin barmhertzig/
ſpricht der HERR/ und will nicht ewiglich zuͤrnen/ allein
NB. erkenne deine Miſſethat/ daß du wieder den HERREN
deinen GOtt geſuͤndiget haſt; und Bernhardus: Cognitio Peccati
primus eſt ad Pœnitentiam Gradus. Die Erkaͤntnis der
Suͤnden iſt die erſte Stuffe zur Buſſe. Wie die Erkaͤntnis der Kranckheit
die erſte Stuffe iſt zur Geſundheit zu gelangen. So muß denn fleißige Vor-
ſtellung geſchehen/ die Jugend ſolche willig und gerne annehmen. Was
Jacobus c. I. ſagt: Nehmet das Wort an mit Sanfimuth/ das ge-
hoͤret auch hieher/ denn: Wer ſich gerne ſtraffen laͤſſet/ der wird klug
werden/ Sprichw. Salomon. XII. 1.
Unſer ſeeliger Herr Rector Hoffmann wie er in ſeinemGeiſte nicht
ſo hoffaͤrtig war/ daß Er ſeinen angebohrnen Jammer/ und die daher ruͤh-
rende wuͤrckliche Suͤnden nicht haͤtte erkennen ſollen? O nein. O wie mit
ſchmertzlicher Betruͤbnis erkandte Er/ was Adams Fall und Miſſethat auf
uns alle geerbet. Er brach mit Auguſtino (29) wehemuͤthig loß/ Pecca-
tor ſum vobiscum pectus tundo, vobiscum veniam rogo, vobiscum
DEum propitium ſpero. Jch bin ein Suͤnder/ mit Euch ſchlage ich an
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