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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Den sich selbst und die ihn hören
Davon auch Paulus Hebr V. 7. sagt: Und er hat am Tage seines Fleisches
Gebeth und Flehen mit starckem Geschrey und Thränen geopffert/
(welches wir in seinem Leben vorher also sonderlich auch in seinem Leiden ge-
schehen/ 35)) zu dem der ihm von den Todten konte aushelffen. Sol-
che Erniedrigung/ die ihm im Stande der Erhöhung nicht zukommet/ auch
nicht nöhtig ist. Denn er ist durch sein eigen Blut einmahl in das
Heilige eingegangen/ und hat eine ewige Erlösung erfunden, Hebr.
IX.
13.
Lasse man weg/ im übrigen aber/ weil die Apostel alle beyde so klar
und deutlich reden/ ja Paulus Hebr. IX. 24. noch dazu sagt/ nun NB. nun
zu erscheinen für dem Angesichte GOttes für uns/ weil es eine Erschei-
nung zur Fürbitte anzeiget/ 36) so hatte man es für ein wahrbaftiges vertre-
ten und bitten für uns. Können wir die eigentlichen Worte in dieser Schwach-
heit nicht wissen/ je genug/ daß wir die Sache in deutlichen Worten haben/
nehmlich/ da er nicht nur sein Verdienst dem himmlischen Vater funrhält/
sondern auch seine Fürbitte dabey für uns einleget/ und uns Gnade zuwege
bringet. Und solches vertreten/ bitten und Fürspruch thun/ ist seinem
Stande der Erhöhung nicht zuwieder oder schmertzlich. Denn da es im
gemeinen Leben nicht nur vielmahl geschicht/ daß ein grosser Herr eineFür-
bitte für einen bey einem andern einlegt/ sondern auch wohl der Grössere
bey einem der geringer ist denn er/ und ihm doch das keineSchande oder sei-
ner Hoheit verringerlich ist: Je fo wird es Christo der zur rechten Hand
GOttes sitzet/ keine Schande/ noch seinem Stande der Erhöhung verklei-
nerlich seyn/ daß er seinen Vater unsertwegen bitte.

b) Und diesen Vater nennet Johannes: Wir haben einen Für-
sprecher bey dem Vater.
Da nicht Noth/ ist zu sagen/ daß Johannes per-
sonaliter
rede/ und durch den Vater die erste Person der Gottheit meyne/
sondern nur anzumercken/ daß weil der Vater ihn selbst dazu von Ewigkeit

also
35) Licet enim quidam de tempore passionis id explicent, certiori tamen funda-
mento nititur explicatio, qua totum Exinantionis tempus sub diebus carnis in-
telligit vid. S. Schmid. Comm. in Hebr. p. 570. Gerhardi Comm. hl. p. 105.
Calov. Bibl. Illustr. p. 1225. al.
36) vid. S. Schmid. hl. pag. 75. alios.

Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
Davon auch Paulus Hebr V. 7. ſagt: Und er hat am Tage ſeines Fleiſches
Gebeth und Flehen mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen geopffert/
(welches wir in ſeinem Leben vorher alſo ſonderlich auch in ſeinem Leiden ge-
ſchehen/ 35)) zu dem der ihm von den Todten konte aushelffen. Sol-
che Erniedrigung/ die ihm im Stande der Erhoͤhung nicht zukommet/ auch
nicht noͤhtig iſt. Denn er iſt durch ſein eigen Blut einmahl in das
Heilige eingegangen/ und hat eine ewige Erloͤſung erfunden, Hebr.
IX.
13.
Laſſe man weg/ im uͤbrigen aber/ weil die Apoſtel alle beyde ſo klar
und deutlich reden/ ja Paulus Hebr. IX. 24. noch dazu ſagt/ nun NB. nun
zu erſcheinen fuͤr dem Angeſichte GOttes fuͤr uns/ weil es eine Erſchei-
nung zur Fuͤrbitte anzeiget/ 36) ſo hatte man es fuͤr ein wahrbaftiges vertre-
ten und bitten fuͤr uns. Koͤnnen wir die eigentlichen Worte in dieſer Schwach-
heit nicht wiſſen/ je genug/ daß wir die Sache in deutlichen Worten haben/
nehmlich/ da er nicht nur ſein Verdienſt dem himmliſchen Vater fũrhaͤlt/
ſondern auch ſeine Fuͤrbitte dabey fuͤr uns einleget/ und uns Gnade zuwege
bringet. Und ſolches vertreten/ bitten und Fuͤrſpruch thun/ iſt ſeinem
Stande der Erhoͤhung nicht zuwieder oder ſchmertzlich. Denn da es im
gemeinen Leben nicht nur vielmahl geſchicht/ daß ein groſſer Herr eineFuͤr-
bitte fuͤr einen bey einem andern einlegt/ ſondern auch wohl der Groͤſſere
bey einem der geringer iſt denn er/ und ihm doch das keineSchande oder ſei-
ner Hoheit verringerlich iſt: Je fo wird es Chriſto der zur rechten Hand
GOttes ſitzet/ keine Schande/ noch ſeinem Stande der Erhoͤhung verklei-
nerlich ſeyn/ daß er ſeinen Vater unſertwegen bitte.

β) Und dieſen Vater nennet Johannes: Wir haben einen Fuͤr-
ſprecher bey dem Vater.
Da nicht Noth/ iſt zu ſagen/ daß Johannes per-
ſonaliter
rede/ und durch den Vater die erſte Perſon der Gottheit meyne/
ſondern nur anzumercken/ daß weil der Vater ihn ſelbſt dazu von Ewigkeit

alſo
35) Licet enim quidam de tempore paſſionis id explicent, certiori tamen funda-
mento nititur explicatio, qua totum Exinantionis tempus ſub diebus carnis in-
telligit vid. S. Schmid. Comm. in Hebr. p. 570. Gerhardi Comm. hl. p. 105.
Calov. Bibl. Illuſtr. p. 1225. al.
36) vid. S. Schmid. hl. pag. 75. alios.
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[30/0032] Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren Davon auch Paulus Hebr V. 7. ſagt: Und er hat am Tage ſeines Fleiſches Gebeth und Flehen mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen geopffert/ (welches wir in ſeinem Leben vorher alſo ſonderlich auch in ſeinem Leiden ge- ſchehen/ 35)) zu dem der ihm von den Todten konte aushelffen. Sol- che Erniedrigung/ die ihm im Stande der Erhoͤhung nicht zukommet/ auch nicht noͤhtig iſt. Denn er iſt durch ſein eigen Blut einmahl in das Heilige eingegangen/ und hat eine ewige Erloͤſung erfunden, Hebr. IX. 13. Laſſe man weg/ im uͤbrigen aber/ weil die Apoſtel alle beyde ſo klar und deutlich reden/ ja Paulus Hebr. IX. 24. noch dazu ſagt/ nun NB. nun zu erſcheinen fuͤr dem Angeſichte GOttes fuͤr uns/ weil es eine Erſchei- nung zur Fuͤrbitte anzeiget/ 36) ſo hatte man es fuͤr ein wahrbaftiges vertre- ten und bitten fuͤr uns. Koͤnnen wir die eigentlichen Worte in dieſer Schwach- heit nicht wiſſen/ je genug/ daß wir die Sache in deutlichen Worten haben/ nehmlich/ da er nicht nur ſein Verdienſt dem himmliſchen Vater fũrhaͤlt/ ſondern auch ſeine Fuͤrbitte dabey fuͤr uns einleget/ und uns Gnade zuwege bringet. Und ſolches vertreten/ bitten und Fuͤrſpruch thun/ iſt ſeinem Stande der Erhoͤhung nicht zuwieder oder ſchmertzlich. Denn da es im gemeinen Leben nicht nur vielmahl geſchicht/ daß ein groſſer Herr eineFuͤr- bitte fuͤr einen bey einem andern einlegt/ ſondern auch wohl der Groͤſſere bey einem der geringer iſt denn er/ und ihm doch das keineSchande oder ſei- ner Hoheit verringerlich iſt: Je fo wird es Chriſto der zur rechten Hand GOttes ſitzet/ keine Schande/ noch ſeinem Stande der Erhoͤhung verklei- nerlich ſeyn/ daß er ſeinen Vater unſertwegen bitte. β) Und dieſen Vater nennet Johannes: Wir haben einen Fuͤr- ſprecher bey dem Vater. Da nicht Noth/ iſt zu ſagen/ daß Johannes per- ſonaliter rede/ und durch den Vater die erſte Perſon der Gottheit meyne/ ſondern nur anzumercken/ daß weil der Vater ihn ſelbſt dazu von Ewigkeit alſo 35) Licet enim quidam de tempore paſſionis id explicent, certiori tamen funda- mento nititur explicatio, qua totum Exinantionis tempus ſub diebus carnis in- telligit vid. S. Schmid. Comm. in Hebr. p. 570. Gerhardi Comm. hl. p. 105. Calov. Bibl. Illuſtr. p. 1225. al. 36) vid. S. Schmid. hl. pag. 75. alios.

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/32>, abgerufen am 20.04.2024.