Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.Christliche Leichpredigt.
Das Gebrechen hat das Menschliche Hertz an sich/ es verstehet Aber C 3
Chriſtliche Leichpredigt.
Das Gebrechen hat das Menſchliche Hertz an ſich/ es verſtehet Aber C 3
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <pb facs="#f0021" n="21.[21]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Chriſtliche Leichpredigt.</hi> </fw><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Hæc eſt ſiniſtra mentis humanæ lues.</hi> <note place="right"><hi rendition="#aq">Baudius<lb/> Jamb. Fun.<lb/> Carm. in<lb/> Obit: Lipſ:<lb/> p. </hi>280.</note> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Felicitatis dona non capit ſuæ</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Fruendo, ſed carendo. Donec intereſt</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Eximia virtus cœtui mortalium</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Aut invidetur, aut feritur frigore.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Poſtquam recesſit, ut nihil diu ſinit</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Durare Fati Lex ineluctabilis,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Complorat orbus Orbis amisſum Decus.</hi> </l> </lg> </quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Das Gebrechen hat das Menſchliche Hertz an ſich/ es verſtehet<lb/> ſeine Gluͤckſeeligkeit nicht im genuͤßen/ ſondern in dem muͤßen.<lb/> So lange eine tugendhaffte Seele unter den Menſchen wohnet/<lb/> wird ſie entweder geneidet/ oder armſeelig verlaſſen. Jſt ſie weg/<lb/> wie denn nichts in der Welt lange beſtaͤndig iſt/ ſo beweinet erſt<lb/> die Welt den verlohrnen Zierrath. <hi rendition="#fr">Boͤſe/ boͤſe/ ſpricht<lb/> man/ wenn mans hat/ aber wenn es weg iſt/<lb/> ſo ruͤhmet man es denn/</hi> ſtehet <hi rendition="#aq">Prov. 20. Lutherꝰ</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Prov.</hi> 20, 14.</note><lb/> ſetzt dabey in der <hi rendition="#aq">Gloſſ.</hi> Was man hat/ deß wird man uͤberdruͤſ-<lb/> ſig. Nimmermehr verſtehen Kinder/ was ſie an ihren Eltern ha-<lb/> ben/ biß ſie ſie verlohren/ ſie gruͤben ſie wol mit Nadeln aus der<lb/> Erden/ wenn ſie geſtorben ſind. Ein Ehegatte achtet des andern<lb/> nicht groß/ Unterthanen murren offte wieder ihre Obrigkeit/ ſind<lb/> ſie aber denn weg/ ſo dencket man erſt zuruͤck/ was man dran ge-<lb/> habt. Solche Verachtung betraff den lieben Sohn GOttes<lb/> ſelber/ Er war das <hi rendition="#aq">Deſiderium Gentium,</hi> <hi rendition="#fr">aller Heyden<lb/> Troſt</hi> und Verlangen/ <hi rendition="#aq">Hagg.</hi> 2. auff welchen die Vaͤter ge-<note place="right"><hi rendition="#aq">Hagg.</hi> 2, 8.</note><lb/> wartet und geſeuffzet/ <hi rendition="#aq">Eſa.</hi> 45. <hi rendition="#fr">Treuffelt ihr Himmel</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Eſa.</hi> 45, 15.</note><lb/><hi rendition="#fr">von oben/ und die Wolcken regnen die Ge-<lb/> rechtigkeit/ die Erde thu ſich auff/ und brin-<lb/> ge Heyl/ und Gerechtigkeit wachſe mit zu:</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21.[21]/0021]
Chriſtliche Leichpredigt.
Hæc eſt ſiniſtra mentis humanæ lues.
Felicitatis dona non capit ſuæ
Fruendo, ſed carendo. Donec intereſt
Eximia virtus cœtui mortalium
Aut invidetur, aut feritur frigore.
Poſtquam recesſit, ut nihil diu ſinit
Durare Fati Lex ineluctabilis,
Complorat orbus Orbis amisſum Decus.
Das Gebrechen hat das Menſchliche Hertz an ſich/ es verſtehet
ſeine Gluͤckſeeligkeit nicht im genuͤßen/ ſondern in dem muͤßen.
So lange eine tugendhaffte Seele unter den Menſchen wohnet/
wird ſie entweder geneidet/ oder armſeelig verlaſſen. Jſt ſie weg/
wie denn nichts in der Welt lange beſtaͤndig iſt/ ſo beweinet erſt
die Welt den verlohrnen Zierrath. Boͤſe/ boͤſe/ ſpricht
man/ wenn mans hat/ aber wenn es weg iſt/
ſo ruͤhmet man es denn/ ſtehet Prov. 20. Lutherꝰ
ſetzt dabey in der Gloſſ. Was man hat/ deß wird man uͤberdruͤſ-
ſig. Nimmermehr verſtehen Kinder/ was ſie an ihren Eltern ha-
ben/ biß ſie ſie verlohren/ ſie gruͤben ſie wol mit Nadeln aus der
Erden/ wenn ſie geſtorben ſind. Ein Ehegatte achtet des andern
nicht groß/ Unterthanen murren offte wieder ihre Obrigkeit/ ſind
ſie aber denn weg/ ſo dencket man erſt zuruͤck/ was man dran ge-
habt. Solche Verachtung betraff den lieben Sohn GOttes
ſelber/ Er war das Deſiderium Gentium, aller Heyden
Troſt und Verlangen/ Hagg. 2. auff welchen die Vaͤter ge-
wartet und geſeuffzet/ Eſa. 45. Treuffelt ihr Himmel
von oben/ und die Wolcken regnen die Ge-
rechtigkeit/ die Erde thu ſich auff/ und brin-
ge Heyl/ und Gerechtigkeit wachſe mit zu:
Aber
Prov. 20, 14.
Hagg. 2, 8.
Eſa. 45, 15.
C 3
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