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Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

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Christliche Leichpredigt.
daß das Gesetze nicht gut sey/ denn dadurch/ weil die Vornehm-
sten vertrieben worden/ würden dadurch andere abgeschreckt/
gaben dem Regiement gutte Nacht/ und blieben in einem Privat-Diodor. Si
culus lib 11
& Plut. d. l.

Leben/ da ward das gemeine Wesen verlassen/ etliche Gottlosen
nahmen Gewalt/ und worden allerhand Empörungen/ daß man
die Gewohnheit des Petalismi abschaffen muste. Damit ist
nun practiciret worden/ die Weltweise/ die Christus der HErr
angemercket: Kein Prophet ist angenehm in sei-Vid. Zehn.
loc. cit. p.
470. seq.

nem Vaterlande/ Denn diß nicht allein auff Geistliche
Personen/ sondern auch auff andere begabete tapffere Leute kan
gezogen werden. Solchen Danck giebet die Welt/ und erfuhren
diß die beyden Helden/ Scipio Africanus und Annibal, auff ein-
mahl/ jener zu Rom/ dieser zu Carthago, wie davon LiviusLiv. Dec. 4.
lib. 8. pag.

1007.

schöne redet: Duae maximae Orbis terrarum Urbes ingratae
uno prope tempore in Principes inventae. Roma ingrati-
or, siquidem victa Carthago victum Annibalem, Roma vi-
ctrix victorem Africanum in exilium expulit.
Zwey vor-
nehme Städte der Welt/ haben fast auf eine Zeit ihre Undanck-
barkeit gegen ihre Fürsten und Helden erwiesen. Und Rom ist
fast am undanckbarsten gewesen/ denn das überwundene Car-
thago,
hat den überwundenen Annibalem; Die Uberwinderin
die Stadt Rom/ den Uberwinder und Sieges-Herren den Sci-
pionem Africanum
ins Elend gejaget. Da siehet man nun
wie ein eitel Ding es sey umb zeitliche Ehre/ die bald kan zerrin-
nen/ und wie man es leichte bey der Welt verschertzen kan/ da
helffen keine meniten/ keine Wolthaten/ es wird alles vergessen/Eccles. 2, 16.
wie davon der Prediger Salomo saget c. 2. Man geden-
cket des Weisen nicht immerdar/ eben so we-
nig als der Narren/ und die künfftigen Ta-
ge vergessen alles/ und wie der Weise stir-
bet/ also auch der Narr. Was richtet der

Weise
D 2

Chriſtliche Leichpredigt.
daß das Geſetze nicht gut ſey/ denn dadurch/ weil die Vornehm-
ſten vertrieben worden/ wuͤrden dadurch andere abgeſchreckt/
gaben dem Regiement gutte Nacht/ und blieben in einem Privat-Diodor. Si
culus lib 11
& Plut. d. l.

Leben/ da ward das gemeine Weſen verlaſſen/ etliche Gottloſen
nahmen Gewalt/ und worden allerhand Empoͤrungen/ daß man
die Gewohnheit des Petaliſmi abſchaffen muſte. Damit iſt
nun practiciret worden/ die Weltweiſe/ die Chriſtus der HErr
angemercket: Kein Prophet iſt angenehm in ſei-Vid. Zehn.
loc. cit. p.
470. ſeq.

nem Vaterlande/ Denn diß nicht allein auff Geiſtliche
Perſonen/ ſondern auch auff andere begabete tapffere Leute kan
gezogen werden. Solchen Danck giebet die Welt/ und erfuhren
diß die beyden Helden/ Scipio Africanus und Annibal, auff ein-
mahl/ jener zu Rom/ dieſer zu Carthago, wie davon LiviusLiv. Dec. 4.
lib. 8. pag.

1007.

ſchoͤne redet: Duæ maximæ Orbis terrarum Urbes ingratæ
uno propè tempore in Principes inventæ. Roma ingrati-
or, ſiquidem victa Carthago victum Annibalem, Roma vi-
ctrix victorem Africanum in exilium expulit.
Zwey vor-
nehme Staͤdte der Welt/ haben faſt auf eine Zeit ihre Undanck-
barkeit gegen ihre Fuͤrſten und Helden erwieſen. Und Rom iſt
faſt am undanckbarſten geweſen/ denn das uͤberwundene Car-
thago,
hat den uͤberwundenen Annibalem; Die Uberwinderin
die Stadt Rom/ den Uberwinder und Sieges-Herren den Sci-
pionem Africanum
ins Elend gejaget. Da ſiehet man nun
wie ein eitel Ding es ſey umb zeitliche Ehre/ die bald kan zerrin-
nen/ und wie man es leichte bey der Welt verſchertzen kan/ da
helffen keine meniten/ keine Wolthaten/ es wird alles vergeſſen/Eccleſ. 2, 16.
wie davon der Prediger Salomo ſaget c. 2. Man geden-
cket des Weiſen nicht immerdar/ eben ſo we-
nig als der Narren/ und die kuͤnfftigen Ta-
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[27.[27]/0027] Chriſtliche Leichpredigt. daß das Geſetze nicht gut ſey/ denn dadurch/ weil die Vornehm- ſten vertrieben worden/ wuͤrden dadurch andere abgeſchreckt/ gaben dem Regiement gutte Nacht/ und blieben in einem Privat- Leben/ da ward das gemeine Weſen verlaſſen/ etliche Gottloſen nahmen Gewalt/ und worden allerhand Empoͤrungen/ daß man die Gewohnheit des Petaliſmi abſchaffen muſte. Damit iſt nun practiciret worden/ die Weltweiſe/ die Chriſtus der HErr angemercket: Kein Prophet iſt angenehm in ſei- nem Vaterlande/ Denn diß nicht allein auff Geiſtliche Perſonen/ ſondern auch auff andere begabete tapffere Leute kan gezogen werden. Solchen Danck giebet die Welt/ und erfuhren diß die beyden Helden/ Scipio Africanus und Annibal, auff ein- mahl/ jener zu Rom/ dieſer zu Carthago, wie davon Livius ſchoͤne redet: Duæ maximæ Orbis terrarum Urbes ingratæ uno propè tempore in Principes inventæ. Roma ingrati- or, ſiquidem victa Carthago victum Annibalem, Roma vi- ctrix victorem Africanum in exilium expulit. Zwey vor- nehme Staͤdte der Welt/ haben faſt auf eine Zeit ihre Undanck- barkeit gegen ihre Fuͤrſten und Helden erwieſen. Und Rom iſt faſt am undanckbarſten geweſen/ denn das uͤberwundene Car- thago, hat den uͤberwundenen Annibalem; Die Uberwinderin die Stadt Rom/ den Uberwinder und Sieges-Herren den Sci- pionem Africanum ins Elend gejaget. Da ſiehet man nun wie ein eitel Ding es ſey umb zeitliche Ehre/ die bald kan zerrin- nen/ und wie man es leichte bey der Welt verſchertzen kan/ da helffen keine meniten/ keine Wolthaten/ es wird alles vergeſſen/ wie davon der Prediger Salomo ſaget c. 2. Man geden- cket des Weiſen nicht immerdar/ eben ſo we- nig als der Narren/ und die kuͤnfftigen Ta- ge vergeſſen alles/ und wie der Weiſe ſtir- bet/ alſo auch der Narr. Was richtet der Weiſe Diodor. Si culus lib 11 & Plut. d. l. Vid. Zehn. loc. cit. p. 470. ſeq. Liv. Dec. 4. lib. 8. pag. 1007. Eccleſ. 2, 16. D 2

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 27.[27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/27>, abgerufen am 28.04.2024.