Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
das wolten wir/ Psal. 35. Nun haben wir ihn verschlun-Psal. 35, 25.
gen. Wie wird mir der Sathan alle meine Sünde auffrücken.
Jch werde meinem GOtt nicht auff tausend eines können ant-Job. 9, 3.
worten/ Job. 9. Aber da haben wir über uns waltende den HEr-
ren Zebaoth/ der machts besser/ als wir immer uns selber wünschen
möchten. Providentia DEI, saget gar schön Basil. M. res no-Basil. in E-
pist.

stras multo dispensat melius, quam nos optare poterimus:
Gottes treue Vorsorge waltet über uns/ und dirigiret unsere
Sachen besser/ als wir uns selber wüntschen möchten. Da hat
GOtt der HERR unser Stündlein schon voran bestimmet;
Er hat dem Menschen ein Ziel gesetzt/ dasJob. 14, 5.
kan er nicht überschreiten/ Job. 14. Nicht zwar
Absolute fatalitate Stoica, daß ein Mensch nicht könne anders
sterben/ als er stirbet/ GOtt habe es Jhm schon von Ewigkeit
her außersehen/ und ohn alle Bedingüng bestimmet/ da helffeLips. lib. 1.
Polit, c.
4.

kein Rath/ kein Mittel/ noch Gebeth/ wie in der Stoischen Phi-
losophie
der gelehrte Lipsius dieses gelernet/ auch die Türckenvid. Dannh.
Theol. Con
scient. Part.
2. p. 174. s.
178. seq.
Busbeqv.
Epist. 2.
Luther. in
Gen. c. 32.
Conf. Feur-
born. Fasc.
5. Disp. 6.
p. 272.
Vid. Hunn.
Qvaest. de
Provident.
Feurb. Fasc.
5. Disp. 6. 7.
Danhavver
l. c. p. 19[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]. s.

selber/ wie Busbeqvius meldet/ die Opinion haben/ Deum
triumphare in sua Causa,
GOtt triumphire und siege stets mit
seinem Schlusse/ den Er über die Menschen gemacht; Wie es
schlechter Dinge beschlossen/ so müsse es ergehen. Und erzehlet
der Seel. Herr Lutherus, daß die Türcken mit diesem Vorsatz
und fester Einbildung/ in die Schlacht reiten/ soll ich dißmahl
sterben/ so werde ich sterben/ soll ich aber nicht sterben/ so wird
mir kein Feind schaden. Aber das ist weit gefehlet von der
Göttlichen Wahrheit/ die uns lehret/ GOttes Rathschluß von
unserm Lebensziel sey respectivum & conditionatum Decre-
tum,
ein Schluß der mit gewisser Bedingung/ mit Ansehung der
Causarum Inferiorum, der Unter Ursachen/ wie sich derMensch
halten würde/ geschehen. Ach es könte mancher anders ster-
ben/ wenn er anders gelebet hätte; Wie mancher könte ein länger
Leben haben/ wenn er seine natürliche Kräffte nicht mit sauffen/

huren/
F

Chriſtliche Leichpredigt.
das wolten wir/ Pſal. 35. Nun haben wir ihn verſchlun-Pſal. 35, 25.
gen. Wie wird mir der Sathan alle meine Suͤnde auffruͤcken.
Jch werde meinem GOtt nicht auff tauſend eines koͤnnen ant-Job. 9, 3.
worten/ Job. 9. Aber da haben wir uͤber uns waltende den HEr-
ren Zebaoth/ der machts beſſer/ als wir im̃er uns ſelber wuͤnſchen
moͤchten. Providentia DEI, ſaget gar ſchoͤn Baſil. M. res no-Baſil. in E-
piſt.

ſtras multò diſpenſat melius, quam nos optare poterimus:
Gottes treue Vorſorge waltet uͤber uns/ und dirigiret unſere
Sachen beſſer/ als wir uns ſelber wuͤntſchen moͤchten. Da hat
GOtt der HERR unſer Stuͤndlein ſchon voran beſtimmet;
Er hat dem Menſchen ein Ziel geſetzt/ dasJob. 14, 5.
kan er nicht uͤberſchreiten/ Job. 14. Nicht zwar
Abſolutè fatalitate Stoicâ, daß ein Menſch nicht koͤnne anders
ſterben/ als er ſtirbet/ GOtt habe es Jhm ſchon von Ewigkeit
her außerſehen/ und ohn alle Bedinguͤng beſtimmet/ da helffeLipſ. lib. 1.
Polit, c.
4.

kein Rath/ kein Mittel/ noch Gebeth/ wie in der Stoiſchen Phi-
loſophie
der gelehrte Lipſius dieſes gelernet/ auch die Tuͤrckenvid. Dannh.
Theol. Con
ſcient. Part.
2. p. 174. ſ.
178. ſeq.
Busbeqv.
Epiſt. 2.
Luther. in
Gen. c. 32.
Conf. Feur-
born. Faſc.
5. Diſp. 6.
p. 272.
Vid. Hunn.
Qvæſt. de
Provident.
Feurb. Faſc.
5. Diſp. 6. 7.
Danhavver
l. c. p. 19[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]. ſ.

ſelber/ wie Busbeqvius meldet/ die Opinion haben/ Deum
triumphare in ſuâ Causâ,
GOtt triumphire und ſiege ſtets mit
ſeinem Schluſſe/ den Er uͤber die Menſchen gemacht; Wie es
ſchlechter Dinge beſchloſſen/ ſo muͤſſe es ergehen. Und erzehlet
der Seel. Herr Lutherus, daß die Tuͤrcken mit dieſem Vorſatz
und feſter Einbildung/ in die Schlacht reiten/ ſoll ich dißmahl
ſterben/ ſo werde ich ſterben/ ſoll ich aber nicht ſterben/ ſo wird
mir kein Feind ſchaden. Aber das iſt weit gefehlet von der
Goͤttlichen Wahrheit/ die uns lehret/ GOttes Rathſchluß von
unſerm Lebensziel ſey reſpectivum & conditionatum Decre-
tum,
ein Schluß der mit gewiſſer Bedingung/ mit Anſehung der
Cauſarum Inferiorum, der Unter Urſachen/ wie ſich derMenſch
halten wuͤrde/ geſchehen. Ach es koͤnte mancher anders ſter-
ben/ wenn er anders gelebet haͤtte; Wie mancher koͤnte ein laͤnger
Leben haben/ wenn er ſeine natuͤrliche Kraͤffte nicht mit ſauffen/

huren/
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0041" n="41.[41]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">das wolten wir/</hi><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 35. Nun haben wir ihn ver&#x017F;chlun-<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 35, 25.</note><lb/>
gen. Wie wird mir der Sathan alle meine Su&#x0364;nde auffru&#x0364;cken.<lb/>
Jch werde meinem GOtt nicht auff tau&#x017F;end eines ko&#x0364;nnen ant-<note place="right"><hi rendition="#aq">Job.</hi> 9, 3.</note><lb/>
worten/ <hi rendition="#aq">Job.</hi> 9. Aber da haben wir u&#x0364;ber uns waltende den HEr-<lb/>
ren Zebaoth/ der machts be&#x017F;&#x017F;er/ als wir im&#x0303;er uns &#x017F;elber wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
mo&#x0364;chten. <hi rendition="#aq">Providentia DEI,</hi> &#x017F;aget gar &#x017F;cho&#x0364;n <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;il. M. res no-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Ba&#x017F;il. in E-<lb/>
pi&#x017F;t.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;tras multò di&#x017F;pen&#x017F;at melius, quam nos optare poterimus:</hi><lb/>
Gottes treue Vor&#x017F;orge waltet u&#x0364;ber uns/ und <hi rendition="#aq">dirigiret</hi> un&#x017F;ere<lb/>
Sachen be&#x017F;&#x017F;er/ als wir uns &#x017F;elber wu&#x0364;nt&#x017F;chen mo&#x0364;chten. Da hat<lb/>
GOtt der HERR un&#x017F;er Stu&#x0364;ndlein &#x017F;chon voran be&#x017F;timmet<hi rendition="#i">;</hi><lb/><hi rendition="#fr">Er hat dem Men&#x017F;chen ein Ziel ge&#x017F;etzt/ das</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Job.</hi> 14, 5.</note><lb/><hi rendition="#fr">kan er nicht u&#x0364;ber&#x017F;chreiten/</hi> <hi rendition="#aq">Job.</hi> 14. Nicht zwar<lb/><hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olutè fatalitate Stoicâ,</hi> daß ein Men&#x017F;ch nicht ko&#x0364;nne anders<lb/>
&#x017F;terben/ als er &#x017F;tirbet/ GOtt habe es Jhm &#x017F;chon von Ewigkeit<lb/>
her außer&#x017F;ehen/ und ohn alle Bedingu&#x0364;ng be&#x017F;timmet/ da helffe<note place="right"><hi rendition="#aq">Lip&#x017F;. lib. 1.<lb/>
Polit, c.</hi> 4.</note><lb/>
kein Rath/ kein Mittel/ noch Gebeth/ wie in der Stoi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Phi-<lb/>
lo&#x017F;ophie</hi> der gelehrte <hi rendition="#aq">Lip&#x017F;ius</hi> die&#x017F;es gelernet/ auch die Tu&#x0364;rcken<note place="right"><hi rendition="#aq">vid. Dannh.<lb/>
Theol. Con<lb/>
&#x017F;cient. Part.<lb/>
2. p. 174. &#x017F;.<lb/>
178. &#x017F;eq.<lb/>
Busbeqv.<lb/>
Epi&#x017F;t. 2.<lb/>
Luther. in<lb/>
Gen. c. 32.<lb/>
Conf. Feur-<lb/>
born. Fa&#x017F;c.<lb/>
5. Di&#x017F;p. 6.<lb/>
p. 272.<lb/>
Vid. Hunn.<lb/>
Qvæ&#x017F;t. de<lb/>
Provident.<lb/>
Feurb. Fa&#x017F;c.<lb/>
5. Di&#x017F;p. 6. 7.<lb/>
Danhavver<lb/>
l. c. p. 19<gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>. &#x017F;.</hi></note><lb/>
&#x017F;elber/ wie <hi rendition="#aq">Busbeqvius</hi> meldet/ die <hi rendition="#aq">Opinion</hi> haben/ <hi rendition="#aq">Deum<lb/>
triumphare in &#x017F;uâ Causâ,</hi> GOtt triumphire und &#x017F;iege &#x017F;tets mit<lb/>
&#x017F;einem Schlu&#x017F;&#x017F;e/ den Er u&#x0364;ber die Men&#x017F;chen gemacht; Wie es<lb/>
&#x017F;chlechter Dinge be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e es ergehen. <hi rendition="#aq">U</hi>nd erzehlet<lb/>
der Seel. Herr <hi rendition="#aq">Lutherus,</hi> daß die Tu&#x0364;rcken mit die&#x017F;em Vor&#x017F;atz<lb/>
und fe&#x017F;ter Einbildung/ in die Schlacht reiten/ &#x017F;oll ich dißmahl<lb/>
&#x017F;terben/ &#x017F;o werde ich &#x017F;terben/ &#x017F;oll ich aber nicht &#x017F;terben/ &#x017F;o wird<lb/>
mir kein Feind &#x017F;chaden. Aber das i&#x017F;t weit gefehlet von der<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Wahrheit/ die uns lehret/ GOttes Rath&#x017F;chluß von<lb/>
un&#x017F;erm Lebensziel &#x017F;ey <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectivum &amp; conditionatum Decre-<lb/>
tum,</hi> ein Schluß der mit gewi&#x017F;&#x017F;er Bedingung/ mit An&#x017F;ehung der<lb/><hi rendition="#aq">Cau&#x017F;arum Inferiorum,</hi> der Unter Ur&#x017F;achen/ wie &#x017F;ich derMen&#x017F;ch<lb/>
halten wu&#x0364;rde/ ge&#x017F;chehen. Ach es ko&#x0364;nte mancher anders &#x017F;ter-<lb/>
ben/ wenn er anders gelebet ha&#x0364;tte; Wie mancher ko&#x0364;nte ein la&#x0364;nger<lb/>
Leben haben/ wenn er &#x017F;eine natu&#x0364;rliche Kra&#x0364;ffte nicht mit &#x017F;auffen/<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">F</fw><fw type="catch" place="bottom">huren/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41.[41]/0041] Chriſtliche Leichpredigt. das wolten wir/ Pſal. 35. Nun haben wir ihn verſchlun- gen. Wie wird mir der Sathan alle meine Suͤnde auffruͤcken. Jch werde meinem GOtt nicht auff tauſend eines koͤnnen ant- worten/ Job. 9. Aber da haben wir uͤber uns waltende den HEr- ren Zebaoth/ der machts beſſer/ als wir im̃er uns ſelber wuͤnſchen moͤchten. Providentia DEI, ſaget gar ſchoͤn Baſil. M. res no- ſtras multò diſpenſat melius, quam nos optare poterimus: Gottes treue Vorſorge waltet uͤber uns/ und dirigiret unſere Sachen beſſer/ als wir uns ſelber wuͤntſchen moͤchten. Da hat GOtt der HERR unſer Stuͤndlein ſchon voran beſtimmet; Er hat dem Menſchen ein Ziel geſetzt/ das kan er nicht uͤberſchreiten/ Job. 14. Nicht zwar Abſolutè fatalitate Stoicâ, daß ein Menſch nicht koͤnne anders ſterben/ als er ſtirbet/ GOtt habe es Jhm ſchon von Ewigkeit her außerſehen/ und ohn alle Bedinguͤng beſtimmet/ da helffe kein Rath/ kein Mittel/ noch Gebeth/ wie in der Stoiſchen Phi- loſophie der gelehrte Lipſius dieſes gelernet/ auch die Tuͤrcken ſelber/ wie Busbeqvius meldet/ die Opinion haben/ Deum triumphare in ſuâ Causâ, GOtt triumphire und ſiege ſtets mit ſeinem Schluſſe/ den Er uͤber die Menſchen gemacht; Wie es ſchlechter Dinge beſchloſſen/ ſo muͤſſe es ergehen. Und erzehlet der Seel. Herr Lutherus, daß die Tuͤrcken mit dieſem Vorſatz und feſter Einbildung/ in die Schlacht reiten/ ſoll ich dißmahl ſterben/ ſo werde ich ſterben/ ſoll ich aber nicht ſterben/ ſo wird mir kein Feind ſchaden. Aber das iſt weit gefehlet von der Goͤttlichen Wahrheit/ die uns lehret/ GOttes Rathſchluß von unſerm Lebensziel ſey reſpectivum & conditionatum Decre- tum, ein Schluß der mit gewiſſer Bedingung/ mit Anſehung der Cauſarum Inferiorum, der Unter Urſachen/ wie ſich derMenſch halten wuͤrde/ geſchehen. Ach es koͤnte mancher anders ſter- ben/ wenn er anders gelebet haͤtte; Wie mancher koͤnte ein laͤnger Leben haben/ wenn er ſeine natuͤrliche Kraͤffte nicht mit ſauffen/ huren/ Pſal. 35, 25. Job. 9, 3. Baſil. in E- piſt. Job. 14, 5. Lipſ. lib. 1. Polit, c. 4. vid. Dannh. Theol. Con ſcient. Part. 2. p. 174. ſ. 178. ſeq. Busbeqv. Epiſt. 2. Luther. in Gen. c. 32. Conf. Feur- born. Faſc. 5. Diſp. 6. p. 272. Vid. Hunn. Qvæſt. de Provident. Feurb. Faſc. 5. Diſp. 6. 7. Danhavver l. c. p. 19_. ſ. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360156
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360156/41
Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 41.[41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/41>, abgerufen am 21.11.2024.