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Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

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Christliche Leichpredigt.
tung Gottes des Allerhöchsten bey Uns/ in manchen Absoluta
& peremptoria,
sie gehet schlechter Dinge durch/ wie es Got-
tes Rath beschlossen hat/ und kan nicht geendert werden/ und
dasselbe finde sonderlich statt/ wenn da fürkommen theia apo me-
khanes illapsa, solche unverfehene und unverhoffte Fälle/ da bey man
erkennet/ daß Gottes Hand darunter sey. Da ist denn Hora Di-
vina,
die Stunde von Gott bestimmt. Die Jüden wären gerne eher
dem HErrn Christo zu Halse gewesen/ aber niemand grieff Jhn/
denn seine Stunde war noch nicht kommen/
Joh. 8, 20.Joh. 8. Bey Hiskia, war wol Hora Humana, das Ziel der
Natürlichen Kräffte war wol aus/ aber ein anders war Hora
Divina,
die Göttliche Stunde/ die Jhm noch 15. Jahr am Le-
bensziel zusetzte. Mancher Mensch hat eine gute Natur/ könte
mit Mitteln gerettet werden/ aber GOtt der HErr schicket einen
Schlagfluß/ der alle Mittel niederschläget und ausschleust. Da
muß man alles Gottes Weißheit anheim stellen/ und heisset denn:
Hic jubet Plato qviescere, Wir müssen den Finger auff den
Mund legen. Uns gebühret nicht zu wissen Zeit
oder Stunde/ welche der Vater seiner Macht

River. Praxi
Medica L. 1.
c. 2. p.
15.
vorbehalten hat/ Actor. 1. Riverius, ein vornehmer
Frantzöscher Medicus, erzehlet von dem Hieronymo Fraca-
stario,
der auch ein berühmter Artzt zu seiner Zeit gewesen/ daß
ihm bey Tische mitten unter dem Essen ein Schlagfluß gefallen/
da er denn gewincket/ man solte ihm Cucurbitulas oder Fanto-
sen appliciren, und den Fluß revelliren und abtreiben/ weils
aber von den Umbstehenden niemand verstanden/ sey der ge-
lehrte Mann also blieben. Jn solchen Fällen geben wir billich
GOtt dem HErrn die Ehre/ und untergeben uns seinem Vä-
August: in
Psal.
248.
terlichen Willen. S. Augustinus saget in diesem Fall wol; Du
sprichst: Siehe/ GOtt der HErr schläget den Frommen/ und
lässet freygehen den Gottlosen? Noli mirari, undecunq; mors
Pio bona est.
Laß dichs nicht wunder nehmen/ einem frommen

Men-

Chriſtliche Leichpredigt.
tung Gottes des Allerhoͤchſten bey Uns/ in manchen Abſoluta
& peremptoria,
ſie gehet ſchlechter Dinge durch/ wie es Got-
tes Rath beſchloſſen hat/ und kan nicht geendert werden/ und
daſſelbe finde ſonderlich ſtatt/ wenn da fuͤrkommen ϑεῖα ἀπὸ μη-
χανῆς illapſa, ſolche unverfehene uñ unverhoffte Faͤlle/ da bey man
erkennet/ daß Gottes Hand darunter ſey. Da iſt denn Hora Di-
vina,
die Stunde von Gott beſtim̃t. Die Juͤden waͤren gerne eher
dem HErrn Chriſto zu Halſe geweſen/ aber niemand grieff Jhn/
denn ſeine Stunde war noch nicht kommen/
Joh. 8, 20.Joh. 8. Bey Hiskia, war wol Hora Humana, das Ziel der
Natuͤrlichen Kraͤffte war wol aus/ aber ein anders war Hora
Divina,
die Goͤttliche Stunde/ die Jhm noch 15. Jahr am Le-
bensziel zuſetzte. Mancher Menſch hat eine gute Natur/ koͤnte
mit Mitteln gerettet werden/ aber GOtt der HErr ſchicket einen
Schlagfluß/ der alle Mittel niederſchlaͤget und ausſchleuſt. Da
muß man alles Gottes Weißheit anheim ſtellen/ und heiſſet denn:
Hic jubet Plato qvieſcere, Wir muͤſſen den Finger auff den
Mund legen. Uns gebuͤhret nicht zu wiſſen Zeit
oder Stunde/ welche der Vater ſeiner Macht

River. Praxi
Medicâ L. 1.
c. 2. p.
15.
vorbehalten hat/ Actor. 1. Riverius, ein vornehmer
Frantzoͤſcher Medicus, erzehlet von dem Hieronymo Fraca-
ſtario,
der auch ein beruͤhmter Artzt zu ſeiner Zeit geweſen/ daß
ihm bey Tiſche mitten unter dem Eſſen ein Schlagfluß gefallen/
da er denn gewincket/ man ſolte ihm Cucurbitulas oder Fanto-
ſen appliciren, und den Fluß revelliren und abtreiben/ weils
aber von den Umbſtehenden niemand verſtanden/ ſey der ge-
lehrte Mann alſo blieben. Jn ſolchen Faͤllen geben wir billich
GOtt dem HErrn die Ehre/ und untergeben uns ſeinem Vaͤ-
Auguſt: in
Pſal.
248.
terlichen Willen. S. Auguſtinus ſaget in dieſem Fall wol; Du
ſprichſt: Siehe/ GOtt der HErr ſchlaͤget den Frommen/ und
laͤſſet freygehen den Gottloſen? Noli mirari, undecunq; mors
Pio bona eſt.
Laß dichs nicht wunder nehmen/ einem frommen

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[44.[44]/0044] Chriſtliche Leichpredigt. tung Gottes des Allerhoͤchſten bey Uns/ in manchen Abſoluta & peremptoria, ſie gehet ſchlechter Dinge durch/ wie es Got- tes Rath beſchloſſen hat/ und kan nicht geendert werden/ und daſſelbe finde ſonderlich ſtatt/ wenn da fuͤrkommen ϑεῖα ἀπὸ μη- χανῆς illapſa, ſolche unverfehene uñ unverhoffte Faͤlle/ da bey man erkennet/ daß Gottes Hand darunter ſey. Da iſt denn Hora Di- vina, die Stunde von Gott beſtim̃t. Die Juͤden waͤren gerne eher dem HErrn Chriſto zu Halſe geweſen/ aber niemand grieff Jhn/ denn ſeine Stunde war noch nicht kommen/ Joh. 8. Bey Hiskia, war wol Hora Humana, das Ziel der Natuͤrlichen Kraͤffte war wol aus/ aber ein anders war Hora Divina, die Goͤttliche Stunde/ die Jhm noch 15. Jahr am Le- bensziel zuſetzte. Mancher Menſch hat eine gute Natur/ koͤnte mit Mitteln gerettet werden/ aber GOtt der HErr ſchicket einen Schlagfluß/ der alle Mittel niederſchlaͤget und ausſchleuſt. Da muß man alles Gottes Weißheit anheim ſtellen/ und heiſſet denn: Hic jubet Plato qvieſcere, Wir muͤſſen den Finger auff den Mund legen. Uns gebuͤhret nicht zu wiſſen Zeit oder Stunde/ welche der Vater ſeiner Macht vorbehalten hat/ Actor. 1. Riverius, ein vornehmer Frantzoͤſcher Medicus, erzehlet von dem Hieronymo Fraca- ſtario, der auch ein beruͤhmter Artzt zu ſeiner Zeit geweſen/ daß ihm bey Tiſche mitten unter dem Eſſen ein Schlagfluß gefallen/ da er denn gewincket/ man ſolte ihm Cucurbitulas oder Fanto- ſen appliciren, und den Fluß revelliren und abtreiben/ weils aber von den Umbſtehenden niemand verſtanden/ ſey der ge- lehrte Mann alſo blieben. Jn ſolchen Faͤllen geben wir billich GOtt dem HErrn die Ehre/ und untergeben uns ſeinem Vaͤ- terlichen Willen. S. Auguſtinus ſaget in dieſem Fall wol; Du ſprichſt: Siehe/ GOtt der HErr ſchlaͤget den Frommen/ und laͤſſet freygehen den Gottloſen? Noli mirari, undecunq; mors Pio bona eſt. Laß dichs nicht wunder nehmen/ einem frommen Men- Joh. 8, 20. River. Praxi Medicâ L. 1. c. 2. p. 15. Auguſt: in Pſal. 248.

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 44.[44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/44>, abgerufen am 27.04.2024.