Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
Menschen komme der Todt her/ woher er wolle/ so ist er ihm gut.
Was weistu aber/ was dem Gottlosen vor eine Straffe vorbe-
halten werde. Würden die nicht wüntschen/ daß sie vom Don-
ner und Feuer umbkommen wären/ die am Ende die Stimme wer-
den hören: Gehet hin ihr Verfluchten in das höl-
lische Feuer:
Ja/ saget man/ Es ist gleichwol elende/ wenn
man plötzlich/ als im Schiffbruch oder sonsten jehling stirbet/
besser ists vom Feuer verzehret werden. Einer sterbe/ antwor-
tet drauff Augustinus, wie er wolle/ es wird gefraget/ wer der
sey der da stirbet/ und wo er nach dem Tode hinfahren werde/
nicht durch was vor Zufall Er von diesem Leben abscheide. Den-
cke doch was vor Ende und Außgänge haben die Märtyrer ge-
habt. Jst nicht einer durch das Schwerdt/ ein ander durchs
Feuer/ ein ander durch wilde Thiere hingericht worden. Sie
wusten doch wol/ daß GOtt der HErr ihre Cörper von allen En-
den wieder zusammen bringen könte/ als der alle unsere Haar
auf unserm Haupte gezehlet hat. Fürchte du nur GOtt/ und sey
fromm/ daß/ von welchem Orte oder durch welche Gelegenheit
dich der HErr abfordern/ du bereit seyst. Denn du bist nur ein
Mieths-Mann/ nicht ein Besitzer des Hauses. Das Hauß ist
dir vermiethet/ nicht eigenthümblich übergeben/ du wirst müssen
wandern/ ob du gleich nicht wilst. Du hasts nicht mit dem Be-
dinge bekommen/ daß die Zeit in deiner Gewalt stehe. Was hat
dir GOtt gesaget? Wenn Jch werde wollen daß du räumen
solst/ so siehe zu daß du bereit seyst. Jch treibe dich aus der Her-
berge/ Jch will dir aber ein Hauß im Himmel geben: Du bist
allhier ein Frembdling auff Erden/ du solt ein Besitzer im Him-
mel seyn; Darauff giebet er eine feine Regel: Quicquid hic
accidit contra Voluntatem nostram, noveris non accidere,
nisi de Voluntate Dei, de Providentia ipsius, de nutu ipsius,
de Lege ipsius.
Was uns allhier wieder unsern Willen wieder-
fähret/ das wisse daß es nicht anders geschehe als nach GOttes

Willen/
F 3

Chriſtliche Leichpredigt.
Menſchen komme der Todt her/ woher er wolle/ ſo iſt er ihm gut.
Was weiſtu aber/ was dem Gottloſen vor eine Straffe vorbe-
halten werde. Wuͤrden die nicht wuͤntſchen/ daß ſie vom Don-
ner und Feuer umbkommen waͤren/ die am Ende die Stim̃e wer-
den hoͤren: Gehet hin ihr Verfluchten in das hoͤl-
liſche Feuer:
Ja/ ſaget man/ Es iſt gleichwol elende/ wenn
man ploͤtzlich/ als im Schiffbruch oder ſonſten jehling ſtirbet/
beſſer iſts vom Feuer verzehret werden. Einer ſterbe/ antwor-
tet drauff Auguſtinus, wie er wolle/ es wird gefraget/ wer der
ſey der da ſtirbet/ und wo er nach dem Tode hinfahren werde/
nicht durch was vor Zufall Er von dieſem Leben abſcheide. Den-
cke doch was vor Ende und Außgaͤnge haben die Maͤrtyrer ge-
habt. Jſt nicht einer durch das Schwerdt/ ein ander durchs
Feuer/ ein ander durch wilde Thiere hingericht worden. Sie
wuſten doch wol/ daß GOtt der HErr ihre Coͤrper von allen En-
den wieder zuſammen bringen koͤnte/ als der alle unſere Haar
auf unſerm Haupte gezehlet hat. Fuͤrchte du nur GOtt/ und ſey
from̃/ daß/ von welchem Orte oder durch welche Gelegenheit
dich der HErr abfordern/ du bereit ſeyſt. Denn du biſt nur ein
Mieths-Mann/ nicht ein Beſitzer des Hauſes. Das Hauß iſt
dir vermiethet/ nicht eigenthuͤmblich uͤbergeben/ du wirſt muͤſſen
wandern/ ob du gleich nicht wilſt. Du haſts nicht mit dem Be-
dinge bekommen/ daß die Zeit in deiner Gewalt ſtehe. Was hat
dir GOtt geſaget? Wenn Jch werde wollen daß du raͤumen
ſolſt/ ſo ſiehe zu daß du bereit ſeyſt. Jch treibe dich aus der Her-
berge/ Jch will dir aber ein Hauß im Himmel geben: Du biſt
allhier ein Frembdling auff Erden/ du ſolt ein Beſitzer im Him-
mel ſeyn; Darauff giebet er eine feine Regel: Quicquid hic
accidit contra Voluntatem noſtram, noveris non accidere,
niſi de Voluntate Dei, de Providentiâ ipſius, de nutu ipſius,
de Lege ipſius.
Was uns allhier wieder unſern Willen wieder-
faͤhret/ das wiſſe daß es nicht anders geſchehe als nach GOttes

Willen/
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0045" n="45.[45]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
Men&#x017F;chen komme der Todt her/ woher er wolle/ &#x017F;o i&#x017F;t er ihm gut.<lb/>
Was wei&#x017F;tu aber/ was dem Gottlo&#x017F;en vor eine Straffe vorbe-<lb/>
halten werde. Wu&#x0364;rden die nicht wu&#x0364;nt&#x017F;chen/ daß &#x017F;ie vom Don-<lb/>
ner und Feuer umbkommen wa&#x0364;ren/ die am Ende die Stim&#x0303;e wer-<lb/>
den ho&#x0364;ren: <hi rendition="#fr">Gehet hin ihr Verfluchten in das ho&#x0364;l-<lb/>
li&#x017F;che Feuer:</hi> Ja/ &#x017F;aget man/ Es i&#x017F;t gleichwol elende/ wenn<lb/>
man plo&#x0364;tzlich/ als im Schiffbruch oder &#x017F;on&#x017F;ten jehling &#x017F;tirbet/<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts vom Feuer verzehret werden. Einer &#x017F;terbe/ antwor-<lb/>
tet drauff <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus,</hi> wie er wolle/ es wird gefraget/ wer der<lb/>
&#x017F;ey der da &#x017F;tirbet/ und wo er nach dem Tode hinfahren werde/<lb/>
nicht durch was vor Zufall Er von die&#x017F;em Leben ab&#x017F;cheide. Den-<lb/>
cke doch was vor Ende und Außga&#x0364;nge haben die Ma&#x0364;rtyrer ge-<lb/>
habt. J&#x017F;t nicht einer durch das Schwerdt/ ein ander durchs<lb/>
Feuer/ ein ander durch wilde Thiere hingericht worden. Sie<lb/>
wu&#x017F;ten doch wol/ daß GOtt der HErr ihre Co&#x0364;rper von allen En-<lb/>
den wieder zu&#x017F;ammen bringen ko&#x0364;nte/ als der alle un&#x017F;ere Haar<lb/>
auf un&#x017F;erm Haupte gezehlet hat. Fu&#x0364;rchte du nur GOtt/ und &#x017F;ey<lb/>
from&#x0303;/ daß/ von welchem Orte oder durch welche Gelegenheit<lb/>
dich der HErr abfordern/ du bereit &#x017F;ey&#x017F;t. Denn du bi&#x017F;t nur ein<lb/>
Mieths-Mann/ nicht ein Be&#x017F;itzer des Hau&#x017F;es. Das Hauß i&#x017F;t<lb/>
dir vermiethet/ nicht eigenthu&#x0364;mblich u&#x0364;bergeben/ du wir&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wandern/ ob du gleich nicht wil&#x017F;t. Du ha&#x017F;ts nicht mit dem Be-<lb/>
dinge bekommen/ daß die Zeit in deiner Gewalt &#x017F;tehe. Was hat<lb/>
dir GOtt ge&#x017F;aget? Wenn Jch werde wollen daß du ra&#x0364;umen<lb/>
&#x017F;ol&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;iehe zu daß du bereit &#x017F;ey&#x017F;t. Jch treibe dich aus der Her-<lb/>
berge/ Jch will dir aber ein Hauß im Himmel geben: Du bi&#x017F;t<lb/>
allhier ein Frembdling auff Erden/ du &#x017F;olt ein Be&#x017F;itzer im Him-<lb/>
mel &#x017F;eyn; Darauff giebet er eine feine Regel: <hi rendition="#aq">Quicquid hic<lb/>
accidit contra Voluntatem no&#x017F;tram, noveris non accidere,<lb/>
ni&#x017F;i de Voluntate Dei, de Providentiâ ip&#x017F;ius, de nutu ip&#x017F;ius,<lb/>
de Lege ip&#x017F;ius.</hi> Was uns allhier wieder un&#x017F;ern Willen wieder-<lb/>
fa&#x0364;hret/ das wi&#x017F;&#x017F;e daß es nicht anders ge&#x017F;chehe als nach GOttes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Willen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45.[45]/0045] Chriſtliche Leichpredigt. Menſchen komme der Todt her/ woher er wolle/ ſo iſt er ihm gut. Was weiſtu aber/ was dem Gottloſen vor eine Straffe vorbe- halten werde. Wuͤrden die nicht wuͤntſchen/ daß ſie vom Don- ner und Feuer umbkommen waͤren/ die am Ende die Stim̃e wer- den hoͤren: Gehet hin ihr Verfluchten in das hoͤl- liſche Feuer: Ja/ ſaget man/ Es iſt gleichwol elende/ wenn man ploͤtzlich/ als im Schiffbruch oder ſonſten jehling ſtirbet/ beſſer iſts vom Feuer verzehret werden. Einer ſterbe/ antwor- tet drauff Auguſtinus, wie er wolle/ es wird gefraget/ wer der ſey der da ſtirbet/ und wo er nach dem Tode hinfahren werde/ nicht durch was vor Zufall Er von dieſem Leben abſcheide. Den- cke doch was vor Ende und Außgaͤnge haben die Maͤrtyrer ge- habt. Jſt nicht einer durch das Schwerdt/ ein ander durchs Feuer/ ein ander durch wilde Thiere hingericht worden. Sie wuſten doch wol/ daß GOtt der HErr ihre Coͤrper von allen En- den wieder zuſammen bringen koͤnte/ als der alle unſere Haar auf unſerm Haupte gezehlet hat. Fuͤrchte du nur GOtt/ und ſey from̃/ daß/ von welchem Orte oder durch welche Gelegenheit dich der HErr abfordern/ du bereit ſeyſt. Denn du biſt nur ein Mieths-Mann/ nicht ein Beſitzer des Hauſes. Das Hauß iſt dir vermiethet/ nicht eigenthuͤmblich uͤbergeben/ du wirſt muͤſſen wandern/ ob du gleich nicht wilſt. Du haſts nicht mit dem Be- dinge bekommen/ daß die Zeit in deiner Gewalt ſtehe. Was hat dir GOtt geſaget? Wenn Jch werde wollen daß du raͤumen ſolſt/ ſo ſiehe zu daß du bereit ſeyſt. Jch treibe dich aus der Her- berge/ Jch will dir aber ein Hauß im Himmel geben: Du biſt allhier ein Frembdling auff Erden/ du ſolt ein Beſitzer im Him- mel ſeyn; Darauff giebet er eine feine Regel: Quicquid hic accidit contra Voluntatem noſtram, noveris non accidere, niſi de Voluntate Dei, de Providentiâ ipſius, de nutu ipſius, de Lege ipſius. Was uns allhier wieder unſern Willen wieder- faͤhret/ das wiſſe daß es nicht anders geſchehe als nach GOttes Willen/ F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360156
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360156/45
Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 45.[45]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/45>, abgerufen am 28.04.2024.