Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.Christliche Leichpredigt. Willen/ nach Gottes Versehung/ nach seinem Wuntsch/ nachseinem Rathschluß/ ob wirs gleich nicht wissen warumb es so ge- schehe/ man gebe es seiner Vorsorge anheim/ daß GOtt seine Ur- sache habe. Wenn du in eine Schmiede kämest/ du würdest dich nicht unterfangen die Blasebalcken/ den Amboß/ die Hammer zu tadeln/ wenn aber ein unwissender Mensch wäre/ der alles ta- delte/ würde es nicht der Meister besser wissen und verstehen/ als dieser? In Officina non audes vituperare Fabrum & audes in hoc mundo reprehendere Deum. Jn der Werckstatt un- terfängestu dich nicht den Schmidt zu tadeln/ und wilst in dieser Welt GOtt dem HErrn fürschreiben? Darumb ists einig und allein der HErr Zebaoth/ der wunderlich herrschet und regieret/ und hat seine Waltung lassen sehen an unserm Seeligen Herrn Hoffmann, an dem GOtt der HErr erwiesen hat Felicia Fata, seine sonderliche Gnade in seinem Leben. GOtt hat Jhn wun- derlich gebildet in MutterLeibe/ Job. 10. Jn seiner Jugend hat Jhn GOtt der HErr wol lassen erzogen werden/ in freyen Kün- sten eine tapffere Wissenschafft Jhm gegeben/ Jhm allerley Lei- bes- und Seelen-Wolthat erzeiget/ daß Er in seinem Vaterlan- de geehret/ von hohen Häuptern geliebet und gefördert worden. Jst Er etwa aus Schwachheit gefallen/ GOtt der HErr hat Jhn nicht verworffen; Hat Er Gefahr gehabt/ Er hat nicht Schiff- bruch erlitten/ die gutte Hand Gottes hielt über Jhn/ daß Er war ein Gefäß der Göttlichen Barmhertzigkeit/ und hat seinem Vaterlande wol nutzen können. Sonderlich muß man das nach- rühmen dem Seeligen Manne/ daß Er ein Liebhaber und Be- förderer der Gelehrten gewesen/ und wie er selber wol studieret Scalig: Ex- erc. 9. con- tra Cardan: p. 44.hatte/ und wol empfand was Scaliger aus dem Avenroe an- zeicht/ Hominem indoctum & doctum ita differre, ut de ipsis natura hominis non aequaliter praedicetur, Ungelehrte Leute wären fast halbe Menschen. Und was der berühmte Barthius Barthius.schreibet: Meliorem unum esse Diem hominis sapientis, quam totam vitam fatui alicujus, atq; obtuso Ingenio, Ein gelehr-
Chriſtliche Leichpredigt. Willen/ nach Gottes Verſehung/ nach ſeinem Wuntſch/ nachſeinem Rathſchluß/ ob wirs gleich nicht wiſſen warumb es ſo ge- ſchehe/ man gebe es ſeiner Vorſorge anheim/ daß GOtt ſeine Ur- ſache habe. Wenn du in eine Schmiede kaͤmeſt/ du wuͤrdeſt dich nicht unterfangen die Blaſebalcken/ den Amboß/ die Hammer zu tadeln/ wenn aber ein unwiſſender Menſch waͤre/ der alles ta- delte/ wuͤrde es nicht der Meiſter beſſer wiſſen und verſtehen/ als dieſer? In Officinâ non audes vituperare Fabrum & audes in hoc mundo reprehendere Deum. Jn der Werckſtatt un- terfaͤngeſtu dich nicht den Schmidt zu tadeln/ und wilſt in dieſer Welt GOtt dem HErrn fuͤrſchreiben? Darumb iſts einig und allein der HErr Zebaoth/ der wunderlich herrſchet und regieret/ und hat ſeine Waltung laſſen ſehen an unſerm Seeligen Herrn Hoffmann, an dem GOtt der HErr erwieſen hat Felicia Fata, ſeine ſonderliche Gnade in ſeinem Leben. GOtt hat Jhn wun- derlich gebildet in MutterLeibe/ Job. 10. Jn ſeiner Jugend hat Jhn GOtt der HErr wol laſſen erzogen werden/ in freyen Kuͤn- ſten eine tapffere Wiſſenſchafft Jhm gegeben/ Jhm allerley Lei- bes- und Seelen-Wolthat erzeiget/ daß Er in ſeinem Vaterlan- de geehret/ von hohen Haͤuptern geliebet und gefoͤrdert worden. Jſt Er etwa aus Schwachheit gefallen/ GOtt der HErr hat Jhn nicht verworffen; Hat Er Gefahr gehabt/ Er hat nicht Schiff- bruch erlitten/ die gutte Hand Gottes hielt uͤber Jhn/ daß Er war ein Gefaͤß der Goͤttlichen Barmhertzigkeit/ und hat ſeinem Vaterlande wol nutzen koͤnnen. Sonderlich muß man das nach- ruͤhmen dem Seeligen Manne/ daß Er ein Liebhaber und Be- foͤrderer der Gelehrten geweſen/ und wie er ſelber wol ſtudieret Scalig: Ex- erc. 9. con- tra Cardan: p. 44.hatte/ und wol empfand was Scaliger aus dem Avenroe an- zeicht/ Hominem indoctum & doctum ita differre, ut de ipſis natura hominis non æqualiter prædicetur, Ungelehrte Leute waͤren faſt halbe Menſchen. Und was der beruͤhmte Barthius Barthius.ſchreibet: Meliorem unum eſſe Diem hominis ſapientis, quam totam vitam fatui alicujus, atq́; obtuſo Ingenio, Ein gelehr-
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Chriſtliche Leichpredigt.
Willen/ nach Gottes Verſehung/ nach ſeinem Wuntſch/ nach
ſeinem Rathſchluß/ ob wirs gleich nicht wiſſen warumb es ſo ge-
ſchehe/ man gebe es ſeiner Vorſorge anheim/ daß GOtt ſeine Ur-
ſache habe. Wenn du in eine Schmiede kaͤmeſt/ du wuͤrdeſt dich
nicht unterfangen die Blaſebalcken/ den Amboß/ die Hammer zu
tadeln/ wenn aber ein unwiſſender Menſch waͤre/ der alles ta-
delte/ wuͤrde es nicht der Meiſter beſſer wiſſen und verſtehen/ als
dieſer? In Officinâ non audes vituperare Fabrum & audes
in hoc mundo reprehendere Deum. Jn der Werckſtatt un-
terfaͤngeſtu dich nicht den Schmidt zu tadeln/ und wilſt in dieſer
Welt GOtt dem HErrn fuͤrſchreiben? Darumb iſts einig und
allein der HErr Zebaoth/ der wunderlich herrſchet und regieret/
und hat ſeine Waltung laſſen ſehen an unſerm Seeligen Herrn
Hoffmann, an dem GOtt der HErr erwieſen hat Felicia Fata,
ſeine ſonderliche Gnade in ſeinem Leben. GOtt hat Jhn wun-
derlich gebildet in MutterLeibe/ Job. 10. Jn ſeiner Jugend hat
Jhn GOtt der HErr wol laſſen erzogen werden/ in freyen Kuͤn-
ſten eine tapffere Wiſſenſchafft Jhm gegeben/ Jhm allerley Lei-
bes- und Seelen-Wolthat erzeiget/ daß Er in ſeinem Vaterlan-
de geehret/ von hohen Haͤuptern geliebet und gefoͤrdert worden.
Jſt Er etwa aus Schwachheit gefallen/ GOtt der HErr hat Jhn
nicht verworffen; Hat Er Gefahr gehabt/ Er hat nicht Schiff-
bruch erlitten/ die gutte Hand Gottes hielt uͤber Jhn/ daß Er
war ein Gefaͤß der Goͤttlichen Barmhertzigkeit/ und hat ſeinem
Vaterlande wol nutzen koͤnnen. Sonderlich muß man das nach-
ruͤhmen dem Seeligen Manne/ daß Er ein Liebhaber und Be-
foͤrderer der Gelehrten geweſen/ und wie er ſelber wol ſtudieret
hatte/ und wol empfand was Scaliger aus dem Avenroe an-
zeicht/ Hominem indoctum & doctum ita differre, ut de ipſis
natura hominis non æqualiter prædicetur, Ungelehrte Leute
waͤren faſt halbe Menſchen. Und was der beruͤhmte Barthius
ſchreibet: Meliorem unum eſſe Diem hominis ſapientis,
quam totam vitam fatui alicujus, atq́; obtuſo Ingenio, Ein
gelehr-
Scalig: Ex-
erc. 9. con-
tra Cardan:
p. 44.
Barthius.
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