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Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

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PRAEFATIO.
Für GOtt ist nichts zu geschwinde/ weil alles wol versehen ist:
GOtt der HErr hat es so/ und nicht anders haben wollen/ der
Jhm diesen geschwinden Zufall zugeschicket. Es hätte uns der
SeeligeHerr irgend erzehlet/ was vor trübseelige Zeiten herein bre-
chen würden/ wie es hin und her wanckete und witterte; Er hätte
sich und uns damit betrübet/ wie wir nun/ leider Gottes/ eine
Plage nach der andern herein brechen sehen. Er aber war nun
solcher Trübsaalen/ Angst und Drangsaalen fort für fort auszu-
stehen/ ermüdet/ in dem er offtermahls der Ruhe zu wüntschen
pflegte/ die er nun in seinem GOtte erlanget hat. Sie unter-
dessen/ hochgeehrte Frau Gevatterinn/ ist hertzlich betrübet/ Jch
sehe gar wol ihr tieffes Trauren/ welches durch allerhand Umb-
stände vermehret und gehäuffet wird. Als ich Jhr vorgangen/
die Geistliche Goldkammer der Bußfertigen und Gott-verlan-
genden Seelen/ des gelährten Erasmi Francisci, dessen Bücher
ihr Seeliger Eheherr sonderlich geliebet/ (welcher diese seine An-
dachten aus den Piis desideriis Hermanni Hugonis, und des
Regenspurgischen Theologi Johannis Henrici Ursini An-
merckungen darüber/ zusammen getragen) zu lesen gelehnet/ sehe
und spüre ich/ daß Jhr sonderlich anzumercken und zu notiren
diese Worte p. 258. seq. beliebet haben. Mein Trost ist allein
bey dir/ HErr: aber du hältest solches heimlich/ und ver-
birgest dich zur Zeit meiner Noth; stellest dich/ ob wüstest
du nicht umb mein Elend/ oder kennetest mich nicht/ o-
der wollest mich meiner Sünden und Missethaten hal-
ber/ nicht mehr kennen. Daß ich/ von Menschen/ ver-
lassen werde; wundert mich nicht: Denn Menschen sind
Menschen: Sie gehen lieber in den Rosen-Garten/ und
unter die Blumen der Glückseeligkeit/ da alles frölich
und zierlich blühet/ da lauter Freuden-Gesänge schallen;
als in die Wüsten des Creutzes und der Mühseeligkeit/

da

PRÆFATIO.
Fuͤr GOtt iſt nichts zu geſchwinde/ weil alles wol verſehen iſt:
GOtt der HErr hat es ſo/ und nicht anders haben wollen/ der
Jhm dieſen geſchwinden Zufall zugeſchicket. Es haͤtte uns der
SeeligeHerr irgend erzehlet/ was vor truͤbſeelige Zeiten herein bre-
chen wuͤrden/ wie es hin und her wanckete und witterte; Er haͤtte
ſich und uns damit betruͤbet/ wie wir nun/ leider Gottes/ eine
Plage nach der andern herein brechen ſehen. Er aber war nun
ſolcher Truͤbſaalen/ Angſt und Drangſaalen fort fuͤr fort auszu-
ſtehen/ ermuͤdet/ in dem er offtermahls der Ruhe zu wuͤntſchen
pflegte/ die er nun in ſeinem GOtte erlanget hat. Sie unter-
deſſen/ hochgeehrte Frau Gevatterinn/ iſt hertzlich betruͤbet/ Jch
ſehe gar wol ihr tieffes Trauren/ welches durch allerhand Umb-
ſtaͤnde vermehret und gehaͤuffet wird. Als ich Jhr vorgangen/
die Geiſtliche Goldkammer der Bußfertigen und Gott-verlan-
genden Seelen/ des gelaͤhrten Eraſmi Franciſci, deſſen Buͤcher
ihr Seeliger Eheherr ſonderlich geliebet/ (welcher dieſe ſeine An-
dachten aus den Piis deſideriis Hermanni Hugonis, und des
Regenſpurgiſchen Theologi Johannis Henrici Urſini An-
merckungen daruͤber/ zuſammen getragen) zu leſen gelehnet/ ſehe
und ſpuͤre ich/ daß Jhr ſonderlich anzumercken und zu notiren
dieſe Worte p. 258. ſeq. beliebet haben. Mein Troſt iſt allein
bey dir/ HErr: aber du haͤlteſt ſolches heimlich/ und ver-
birgeſt dich zur Zeit meiner Noth; ſtelleſt dich/ ob wuͤſteſt
du nicht umb mein Elend/ oder kenneteſt mich nicht/ o-
der wolleſt mich meiner Suͤnden und Miſſethaten hal-
ber/ nicht mehr kennen. Daß ich/ von Menſchen/ ver-
laſſen werde; wundert mich nicht: Deñ Menſchen ſind
Menſchen: Sie gehen lieber in den Roſen-Garten/ und
unter die Blumen der Gluͤckſeeligkeit/ da alles froͤlich
und zierlich bluͤhet/ da lauter Freuden-Geſaͤnge ſchallen;
als in die Wuͤſten des Creutzes und der Muͤhſeeligkeit/

da
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[7.[7]/0007] PRÆFATIO. Fuͤr GOtt iſt nichts zu geſchwinde/ weil alles wol verſehen iſt: GOtt der HErr hat es ſo/ und nicht anders haben wollen/ der Jhm dieſen geſchwinden Zufall zugeſchicket. Es haͤtte uns der SeeligeHerr irgend erzehlet/ was vor truͤbſeelige Zeiten herein bre- chen wuͤrden/ wie es hin und her wanckete und witterte; Er haͤtte ſich und uns damit betruͤbet/ wie wir nun/ leider Gottes/ eine Plage nach der andern herein brechen ſehen. Er aber war nun ſolcher Truͤbſaalen/ Angſt und Drangſaalen fort fuͤr fort auszu- ſtehen/ ermuͤdet/ in dem er offtermahls der Ruhe zu wuͤntſchen pflegte/ die er nun in ſeinem GOtte erlanget hat. Sie unter- deſſen/ hochgeehrte Frau Gevatterinn/ iſt hertzlich betruͤbet/ Jch ſehe gar wol ihr tieffes Trauren/ welches durch allerhand Umb- ſtaͤnde vermehret und gehaͤuffet wird. Als ich Jhr vorgangen/ die Geiſtliche Goldkammer der Bußfertigen und Gott-verlan- genden Seelen/ des gelaͤhrten Eraſmi Franciſci, deſſen Buͤcher ihr Seeliger Eheherr ſonderlich geliebet/ (welcher dieſe ſeine An- dachten aus den Piis deſideriis Hermanni Hugonis, und des Regenſpurgiſchen Theologi Johannis Henrici Urſini An- merckungen daruͤber/ zuſammen getragen) zu leſen gelehnet/ ſehe und ſpuͤre ich/ daß Jhr ſonderlich anzumercken und zu notiren dieſe Worte p. 258. ſeq. beliebet haben. Mein Troſt iſt allein bey dir/ HErr: aber du haͤlteſt ſolches heimlich/ und ver- birgeſt dich zur Zeit meiner Noth; ſtelleſt dich/ ob wuͤſteſt du nicht umb mein Elend/ oder kenneteſt mich nicht/ o- der wolleſt mich meiner Suͤnden und Miſſethaten hal- ber/ nicht mehr kennen. Daß ich/ von Menſchen/ ver- laſſen werde; wundert mich nicht: Deñ Menſchen ſind Menſchen: Sie gehen lieber in den Roſen-Garten/ und unter die Blumen der Gluͤckſeeligkeit/ da alles froͤlich und zierlich bluͤhet/ da lauter Freuden-Geſaͤnge ſchallen; als in die Wuͤſten des Creutzes und der Muͤhſeeligkeit/ da

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 7.[7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/7>, abgerufen am 28.04.2024.