Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.Christlicher LebensLauff. nendis Judiciosus, der bald wuste zu treffen Cardinem Causae,zu sagen wo es fehlete/ und was hie und da zu thun und zu atten- diren sey. Dazu kam nun Ingenuus Candor, daß Er gegen je- derman auffrichtig heraus sagte/ wie es Jhm umbs Hertze war. Heute heisset man das eine Politic, wenn man simuliren und disimuliren, Falschheit treiben und vorgeben kan. Syrach aber c. 19. nennets/ der Gottlosen Tücke/ Boßheit/ und Unweißheit. Jacobus der Apostel cap. 3. Eine Teufflische Weißheit. Man nennets aiguptiazein, aiolizein, Es heist Ars Megarensium. Man nennet solche Leut[e] Stelliones, Bispelliones oder Homi- nes duarum pellium, Siculos Trilingves, Cercopum coe- tus, wie beym Zwingero zu sehen im Theatro p. 1642. seqq. Cicero, der doch ein Heyde gewesen will solche Leute nicht groß [l]oben/ sondern hälts für dergleichen Hauptlaster eins/ wenn man solcher gestalt mit dem Nechsten umbgehet. Totius Injustitiae nulla capitalior est, quam eorum, qui tum cum maxime fal- lunt, id tamen agunt, ut Viri boni esse videantur. Das ist die höchste Ungerechtigkeit/ spricht er/ wenn man den Nechsten listiglich hinterschleichet/ und wills doch nicht Nahmen haben/ sondern für einen guten Ehrlichen Mann angesehen und gehal- ten seyn. Der Seelige Herr war solcher Falschheit gram/ und ließ vielmehr einen Candorem und Auffeichtigkeit sehen/ war da- bey demüthig/ daß Er nicht nur mit Hohen/ sondern auch mit [a]rmen Leuten wuste umbzugehen/ und niemanden/ so geringe er auch war/ verschmähete. Diese seine Dotes Animi, haben nach sich gezogen Hoher Häupter Gunst und Favor, wie denn Jhre Excellentz der weiland Großmächtige Herr LESCINSKI, gewe- sener Unt[e]r-Cantzler und Cron Schatzmeister in diesem König- [r]eiche Pohlen/ Unser damahliger Gnädiger Herr Starosta (wel- cher Jhn seiner Geschickligkeit halben an Jhr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg in einer Gesandschafft geschicket/ welche Er so wol expediret, daß Er daher bey Jhrer Kön. Maj in Pohlen den Titul eines Königlichen Secretarii erhalten/) und hernach- mahls
Chriſtlicher LebensLauff. nendis Judicioſus, der bald wuſte zu treffen Cardinem Cauſæ,zu ſagen wo es fehlete/ und was hie und da zu thun und zu atten- diren ſey. Dazu kam nun Ingenuus Candor, daß Er gegen je- derman auffrichtig heraus ſagte/ wie es Jhm umbs Hertze war. Heute heiſſet man das eine Politic, wenn man ſimuliren und diſimuliren, Falſchheit treiben und vorgeben kan. Syrach aber c. 19. nennets/ der Gottloſen Tuͤcke/ Boßheit/ und Unweißheit. Jacobus der Apoſtel cap. 3. Eine Teuffliſche Weißheit. Man nennets αἰγυπτιάζειν, αἰωλίζειν, Es heiſt Ars Megarenſium. Man nennet ſolche Leut[e] Stelliones, Biſpelliones oder Homi- nes duarum pellium, Siculos Trilingves, Cercopum cœ- tus, wie beym Zwingero zu ſehen im Theatro p. 1642. ſeqq. Cicero, der doch ein Heyde geweſen will ſolche Leute nicht groß [l]oben/ ſondern haͤlts fuͤr dergleichen Hauptlaſter eins/ wenn man ſolcher geſtalt mit dem Nechſten umbgehet. Totius Injuſtitiæ nulla capitalior eſt, quam eorum, qui tum cum maximè fal- lunt, id tamen agunt, ut Viri boni eſſe videantur. Das iſt die hoͤchſte Ungerechtigkeit/ ſpricht er/ wenn man den Nechſten liſtiglich hinterſchleichet/ und wills doch nicht Nahmen haben/ ſondern fuͤr einen guten Ehrlichen Mann angeſehen und gehal- ten ſeyn. Der Seelige Herr war ſolcher Falſchheit gram/ und ließ vielmehr einen Candorem und Auffeichtigkeit ſehen/ war da- bey demuͤthig/ daß Er nicht nur mit Hohen/ ſondern auch mit [a]rmen Leuten wuſte umbzugehen/ und niemanden/ ſo geringe er auch war/ verſchmaͤhete. Dieſe ſeine Dotes Animi, haben nach ſich gezogen Hoher Haͤupter Gunſt und Favor, wie denn Jhre Excellentz der weiland Großmaͤchtige Herr LESCINSKI, gewe- ſener Unt[e]r-Cantzler und Cron Schatzmeiſter in dieſem Koͤnig- [r]eiche Pohlen/ Unſer damahliger Gnaͤdiger Herr Staroſta (wel- cher Jhn ſeiner Geſchickligkeit halben an Jhr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg in einer Geſandſchafft geſchicket/ welche Er ſo wol expediret, daß Er daher bey Jhrer Koͤn. Maj in Pohlen den Titul eines Koͤniglichen Secretarii erhalten/) und hernach- mahls
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nendis Judicioſus, der bald wuſte zu treffen Cardinem Cauſæ,
zu ſagen wo es fehlete/ und was hie und da zu thun und zu atten-
diren ſey. Dazu kam nun Ingenuus Candor, daß Er gegen je-
derman auffrichtig heraus ſagte/ wie es Jhm umbs Hertze war.
Heute heiſſet man das eine Politic, wenn man ſimuliren und
diſimuliren, Falſchheit treiben und vorgeben kan. Syrach aber
c. 19. nennets/ der Gottloſen Tuͤcke/ Boßheit/ und Unweißheit.
Jacobus der Apoſtel cap. 3. Eine Teuffliſche Weißheit. Man
nennets αἰγυπτιάζειν, αἰωλίζειν, Es heiſt Ars Megarenſium.
Man nennet ſolche Leute Stelliones, Biſpelliones oder Homi-
nes duarum pellium, Siculos Trilingves, Cercopum cœ-
tus, wie beym Zwingero zu ſehen im Theatro p. 1642. ſeqq.
Cicero, der doch ein Heyde geweſen will ſolche Leute nicht groß
loben/ ſondern haͤlts fuͤr dergleichen Hauptlaſter eins/ wenn man
ſolcher geſtalt mit dem Nechſten umbgehet. Totius Injuſtitiæ
nulla capitalior eſt, quam eorum, qui tum cum maximè fal-
lunt, id tamen agunt, ut Viri boni eſſe videantur. Das iſt
die hoͤchſte Ungerechtigkeit/ ſpricht er/ wenn man den Nechſten
liſtiglich hinterſchleichet/ und wills doch nicht Nahmen haben/
ſondern fuͤr einen guten Ehrlichen Mann angeſehen und gehal-
ten ſeyn. Der Seelige Herr war ſolcher Falſchheit gram/ und
ließ vielmehr einen Candorem und Auffeichtigkeit ſehen/ war da-
bey demuͤthig/ daß Er nicht nur mit Hohen/ ſondern auch mit
armen Leuten wuſte umbzugehen/ und niemanden/ ſo geringe er
auch war/ verſchmaͤhete. Dieſe ſeine Dotes Animi, haben nach
ſich gezogen Hoher Haͤupter Gunſt und Favor, wie denn Jhre
Excellentz der weiland Großmaͤchtige Herr LESCINSKI, gewe-
ſener Unter-Cantzler und Cron Schatzmeiſter in dieſem Koͤnig-
reiche Pohlen/ Unſer damahliger Gnaͤdiger Herr Staroſta (wel-
cher Jhn ſeiner Geſchickligkeit halben an Jhr. Churfl. Durchl.
zu Brandenburg in einer Geſandſchafft geſchicket/ welche Er ſo
wol expediret, daß Er daher bey Jhrer Koͤn. Maj in Pohlen
den Titul eines Koͤniglichen Secretarii erhalten/) und hernach-
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Zitationshilfe: | Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 79.[79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/79>, abgerufen am 16.02.2025. |