Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.Lebens-Lauf. gelte er mit folgenden Worten: Damit willich nun schliessen, und gab zugleich deutlich zu verstehen, daß, wie die Gerechtigkeit JEsu der Grund seines Glaubens und seiner Hoff- nung in seinem Leben gewesen, also Er an die- selbe sich auch in seiner letzten Stunde halten, und von keiner andern Gerechtigkeit, als die durch den Glauben an Christum kommt, wis- sen wolte. Eben an diesem letzten Tage von seinem seligen Ende hat Er zum Zeugniß des- sen in ein Buch, in welchem seine edirte Pre- digten zusammen gebunden waren und Jhm eben darum von iemanden bey seinem Besuch zugestellet wurden, daß er etwas in dasselbe zu seinem Andencken einzeichnen mögte, folgende Worte geschrieben: Jch lebe, und ihr sollt auch leben; Hierauf gründet sich mein Glaube, als der ich an der Pforte des To- des stehe, und dieses mit noch schwacher und bebender Hand schreibe. Er ward denn auch hierauf noch selbiges Tages im- mer schwächer, also, daß man sich alle Stun- den seiner seligen Auflösung versehen mußte. Doch betete er bey noch übrigen wenigen Kräften damals gar innig und hertzlich, je- doch mit leiser und gebrochener Stimme, da man aber die Worte noch vernehmen konnte: Ja im Himmel, ja im Himmel. Bey solchem seinen herannahenden Ende ist Er nicht nur noch von einigen hiesigen Herren Profes- D 2
Lebens-Lauf. gelte er mit folgenden Worten: Damit willich nun ſchlieſſen, und gab zugleich deutlich zu verſtehen, daß, wie die Gerechtigkeit JEſu der Grund ſeines Glaubens und ſeiner Hoff- nung in ſeinem Leben geweſen, alſo Er an die- ſelbe ſich auch in ſeiner letzten Stunde halten, und von keiner andern Gerechtigkeit, als die durch den Glauben an Chriſtum kommt, wiſ- ſen wolte. Eben an dieſem letzten Tage von ſeinem ſeligen Ende hat Er zum Zeugniß deſ- ſen in ein Buch, in welchem ſeine edirte Pre- digten zuſammen gebunden waren und Jhm eben darum von iemanden bey ſeinem Beſuch zugeſtellet wurden, daß er etwas in daſſelbe zu ſeinem Andencken einzeichnen moͤgte, folgende Worte geſchrieben: Jch lebe, und ihr ſollt auch leben; Hierauf gruͤndet ſich mein Glaube, als der ich an der Pforte des To- des ſtehe, und dieſes mit noch ſchwacher und bebender Hand ſchreibe. Er ward denn auch hierauf noch ſelbiges Tages im- mer ſchwaͤcher, alſo, daß man ſich alle Stun- den ſeiner ſeligen Aufloͤſung verſehen mußte. Doch betete er bey noch uͤbrigen wenigen Kraͤften damals gar innig und hertzlich, je- doch mit leiſer und gebrochener Stimme, da man aber die Worte noch vernehmen konnte: Ja im Himmel, ja im Himmel. Bey ſolchem ſeinen herannahenden Ende iſt Er nicht nur noch von einigen hieſigen Herren Profeſ- D 2
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Lebens-Lauf.
gelte er mit folgenden Worten: Damit will
ich nun ſchlieſſen, und gab zugleich deutlich
zu verſtehen, daß, wie die Gerechtigkeit JEſu
der Grund ſeines Glaubens und ſeiner Hoff-
nung in ſeinem Leben geweſen, alſo Er an die-
ſelbe ſich auch in ſeiner letzten Stunde halten,
und von keiner andern Gerechtigkeit, als die
durch den Glauben an Chriſtum kommt, wiſ-
ſen wolte. Eben an dieſem letzten Tage von
ſeinem ſeligen Ende hat Er zum Zeugniß deſ-
ſen in ein Buch, in welchem ſeine edirte Pre-
digten zuſammen gebunden waren und Jhm
eben darum von iemanden bey ſeinem Beſuch
zugeſtellet wurden, daß er etwas in daſſelbe zu
ſeinem Andencken einzeichnen moͤgte, folgende
Worte geſchrieben: Jch lebe, und ihr ſollt
auch leben; Hierauf gruͤndet ſich mein
Glaube, als der ich an der Pforte des To-
des ſtehe, und dieſes mit noch ſchwacher
und bebender Hand ſchreibe. Er ward
denn auch hierauf noch ſelbiges Tages im-
mer ſchwaͤcher, alſo, daß man ſich alle Stun-
den ſeiner ſeligen Aufloͤſung verſehen mußte.
Doch betete er bey noch uͤbrigen wenigen
Kraͤften damals gar innig und hertzlich, je-
doch mit leiſer und gebrochener Stimme,
da man aber die Worte noch vernehmen
konnte: Ja im Himmel, ja im Himmel.
Bey ſolchem ſeinen herannahenden Ende
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