Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichen-Carmina.
Bringt den erblaßten Leib zu seiner sanften
Ruh,

Die Furcht, so noch der Schwarm im Dra-
chen-Hertzen heget,

Schließt die gehöhlte Gruft mit Stein und
Siegel zu.

Die Jünger möchten sonst vielleicht den Mei-
ster stehlen:

O nein! ein solcher Held braucht fremder
Hülfe nicht.

Verschliesset nur das Grab, laßt keine Sorgfalt
fehlen,

Weil Christi Allmacht auch durch Fels und
Riegel bricht.

Geht! lasset, wie ihr wißt, des Grabes Gruft
verwahren,

Ein schwach und schüchtern Kind hält keinen
Simson an:

Jhr werdet balde sehn, O ohnmacht-volle
Schaaren,

Was das erwürgte Lamm, als starcker Lö-
we, kan.

Nehmt Helm und Schild zur Hand, umgür-
tet eure Lenden,

Verdoppelt eure Macht, der dritte Tag ist
nah,

Der Himmel wird sich nun bald wieder Ost-
werts wenden,

Die Sonne ist nicht weit, der Morgen ist
schon da.

Wo
Leichen-Carmina.
Bringt den erblaßten Leib zu ſeiner ſanften
Ruh,

Die Furcht, ſo noch der Schwarm im Dra-
chen-Hertzen heget,

Schließt die gehoͤhlte Gruft mit Stein und
Siegel zu.

Die Juͤnger moͤchten ſonſt vielleicht den Mei-
ſter ſtehlen:

O nein! ein ſolcher Held braucht fremder
Huͤlfe nicht.

Verſchlieſſet nur das Grab, laßt keine Sorgfalt
fehlen,

Weil Chriſti Allmacht auch durch Fels und
Riegel bricht.

Geht! laſſet, wie ihr wißt, des Grabes Gruft
verwahren,

Ein ſchwach und ſchuͤchtern Kind haͤlt keinen
Simſon an:

Jhr werdet balde ſehn, O ohnmacht-volle
Schaaren,

Was das erwuͤrgte Lamm, als ſtarcker Loͤ-
we, kan.

Nehmt Helm und Schild zur Hand, umguͤr-
tet eure Lenden,

Verdoppelt eure Macht, der dritte Tag iſt
nah,

Der Himmel wird ſich nun bald wieder Oſt-
werts wenden,

Die Sonne iſt nicht weit, der Morgen iſt
ſchon da.

Wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0098" n="98"/>
            <fw place="top" type="header">Leichen-<hi rendition="#aq">Carmina.</hi></fw><lb/>
            <l>Bringt den erblaßten Leib zu &#x017F;einer &#x017F;anften<lb/><hi rendition="#et">Ruh,</hi></l><lb/>
            <l>Die Furcht, &#x017F;o noch der Schwarm im Dra-<lb/><hi rendition="#et">chen-Hertzen heget,</hi></l><lb/>
            <l>Schließt die geho&#x0364;hlte Gruft mit Stein und<lb/><hi rendition="#et">Siegel zu.</hi></l><lb/>
            <l>Die Ju&#x0364;nger mo&#x0364;chten &#x017F;on&#x017F;t vielleicht den Mei-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ter &#x017F;tehlen:</hi></l><lb/>
            <l>O nein! ein &#x017F;olcher Held braucht fremder<lb/><hi rendition="#et">Hu&#x0364;lfe nicht.</hi></l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et nur das Grab, laßt keine Sorgfalt<lb/><hi rendition="#et">fehlen,</hi></l><lb/>
            <l>Weil Chri&#x017F;ti Allmacht auch durch Fels und<lb/><hi rendition="#et">Riegel bricht.</hi></l><lb/>
            <l>Geht! la&#x017F;&#x017F;et, wie ihr wißt, des Grabes Gruft<lb/><hi rendition="#et">verwahren,</hi></l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chwach und &#x017F;chu&#x0364;chtern Kind ha&#x0364;lt keinen<lb/><hi rendition="#et">Sim&#x017F;on an:</hi></l><lb/>
            <l>Jhr werdet balde &#x017F;ehn, O ohnmacht-volle<lb/><hi rendition="#et">Schaaren,</hi></l><lb/>
            <l>Was das erwu&#x0364;rgte Lamm, als &#x017F;tarcker Lo&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">we, kan.</hi></l><lb/>
            <l>Nehmt Helm und Schild zur Hand, umgu&#x0364;r-<lb/><hi rendition="#et">tet eure Lenden,</hi></l><lb/>
            <l>Verdoppelt eure Macht, der dritte Tag i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">nah,</hi></l><lb/>
            <l>Der Himmel wird &#x017F;ich nun bald wieder O&#x017F;t-<lb/><hi rendition="#et">werts wenden,</hi></l><lb/>
            <l>Die Sonne i&#x017F;t nicht weit, der Morgen i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon da.</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0098] Leichen-Carmina. Bringt den erblaßten Leib zu ſeiner ſanften Ruh, Die Furcht, ſo noch der Schwarm im Dra- chen-Hertzen heget, Schließt die gehoͤhlte Gruft mit Stein und Siegel zu. Die Juͤnger moͤchten ſonſt vielleicht den Mei- ſter ſtehlen: O nein! ein ſolcher Held braucht fremder Huͤlfe nicht. Verſchlieſſet nur das Grab, laßt keine Sorgfalt fehlen, Weil Chriſti Allmacht auch durch Fels und Riegel bricht. Geht! laſſet, wie ihr wißt, des Grabes Gruft verwahren, Ein ſchwach und ſchuͤchtern Kind haͤlt keinen Simſon an: Jhr werdet balde ſehn, O ohnmacht-volle Schaaren, Was das erwuͤrgte Lamm, als ſtarcker Loͤ- we, kan. Nehmt Helm und Schild zur Hand, umguͤr- tet eure Lenden, Verdoppelt eure Macht, der dritte Tag iſt nah, Der Himmel wird ſich nun bald wieder Oſt- werts wenden, Die Sonne iſt nicht weit, der Morgen iſt ſchon da. Wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/376914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/376914/98
Zitationshilfe: Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/376914/98>, abgerufen am 21.11.2024.