Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.Christliche Leichpredigt. schel und Meerschnecke des reinen Jungfräulichen Lei-bes Mariae empfangen und gezeuget worden/ wie son- sten von den Perlen geschrieben wird/ daß sie aus dem frischen Thaue/ wenn die Muscheln solchen mit auffge- thanem Munde in sich schöpffen/ sich zeugen sollen; Der ist der schönste unter den Menschen Kindern/ Ps. 45/ 3. an Jhm ist kein flecken/ kein mackel der Sünden nicht/ sondern ist gantz rein/ hell und klar von lauter Unschuld/ der kan das Hertze eines Christen/ in der geistlichen Ohn- macht und Entsetzung vor dem Zorne Gottes/ mächtig stärcken/ Er kan unsere Seele und Lebens-Geisterlein kräfftiglich erquicken/ Er kan den Schwindel der geistli- chen zweifelmütigkeit vertreiben/ daß das Hertze feste wer- de durch die Gnade Gottes/ Ebr. 13/ 9. Er erfrischet die geistlichen Augen unsers Gemüts/ daß alle von natur uns anklebende Feuchtigkeiten abgetrucknet werden/ und Matthiol in Dioscor. Lib. 2. c. 4. Franc. Ru- eus deGem mis l. 2. c. 13.wir erleuchtete Augen unsers Verstandes in Geistlichen und Göttlichen Sachen bekommen/ Eph. 1/ 18. wie son- sten dergleichen Kräffte und Tugenden in natürlichen dingen den Perlen die Medici zuschreiben. Wenn nu ein Christ diese edle Perle in warem Glauben ergreifft und findet/ so verachtet/ verläst und verkaufft er darüber alle seine andere gutte Wercke/ alle seine zeitliche Ehre/ alle seine irrdische Gütter/ daran er bißher seine lust und ergetzligkeit gehabt/ und hat seine eintzige vergnügung an seinem liebsten Jesu/ über solchem gefundenen Seelen- Victruvius l. 9. c. 3.Schatze ruffet er viel freidiger/ als dorte Archimedes über seinem ersonnenen Kunststucke auß/ eureka, eureka, ich habs gefunden/ ich habs gefunden/ daß er dann mit S. Paulo saget Phil. 3/ 7. 8. Alles was mir ge- winn war/ das habe ich umb Christi willen für Schaden
Chriſtliche Leichpredigt. ſchel und Meerſchnecke des reinen Jungfraͤulichen Lei-bes Mariæ empfangen und gezeuget worden/ wie ſon- ſten von den Perlen geſchrieben wird/ daß ſie aus dem friſchen Thaue/ wenn die Muſcheln ſolchen mit auffge- thanem Munde in ſich ſchoͤpffen/ ſich zeugen ſollen; Der iſt der ſchoͤnſte unter den Menſchen Kindern/ Pſ. 45/ 3. an Jhm iſt kein flecken/ kein mackel der Suͤnden nicht/ ſondern iſt gantz rein/ hell und klar von lauter Unſchuld/ der kan das Hertze eines Chriſten/ in der geiſtlichen Ohn- macht und Entſetzung vor dem Zorne Gottes/ maͤchtig ſtaͤrcken/ Er kan unſere Seele und Lebens-Geiſterlein kraͤfftiglich erquicken/ Er kan den Schwindel der geiſtli- chen zweifelmuͤtigkeit vertreiben/ daß das Hertze feſte wer- de durch die Gnade Gottes/ Ebr. 13/ 9. Er erfriſchet die geiſtlichen Augen unſers Gemuͤts/ daß alle von natur uns anklebende Feuchtigkeiten abgetrucknet werden/ und Matthiolꝰ in Dioſcor. Lib. 2. c. 4. Franc. Ru- eus deGem mis l. 2. c. 13.wir erleuchtete Augen unſers Verſtandes in Geiſtlichen und Goͤttlichen Sachen bekommen/ Eph. 1/ 18. wie ſon- ſten dergleichen Kraͤffte und Tugenden in natuͤrlichen dingen den Perlen die Medici zuſchreiben. Wenn nu ein Chriſt dieſe edle Perle in warem Glauben ergreifft und findet/ ſo verachtet/ verlaͤſt und verkaufft er daruͤber alle ſeine andere gutte Wercke/ alle ſeine zeitliche Ehre/ alle ſeine irrdiſche Guͤtter/ daran er bißher ſeine luſt und ergetzligkeit gehabt/ und hat ſeine eintzige vergnuͤgung an ſeinem liebſten Jeſu/ uͤber ſolchem gefundenen Seelen- Victruvius l. 9. c. 3.Schatze ruffet er viel freidiger/ als dorte Archimedes uͤber ſeinem erſonnenen Kunſtſtucke auß/ ἕυρηκα, ἕυρηκα, ich habs gefunden/ ich habs gefunden/ daß er dann mit S. Paulo ſaget Phil. 3/ 7. 8. Alles was mir ge- winn war/ das habe ich umb Chriſti willen fuͤr Schaden
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Chriſtliche Leichpredigt.
ſchel und Meerſchnecke des reinen Jungfraͤulichen Lei-
bes Mariæ empfangen und gezeuget worden/ wie ſon-
ſten von den Perlen geſchrieben wird/ daß ſie aus dem
friſchen Thaue/ wenn die Muſcheln ſolchen mit auffge-
thanem Munde in ſich ſchoͤpffen/ ſich zeugen ſollen; Der
iſt der ſchoͤnſte unter den Menſchen Kindern/ Pſ. 45/ 3.
an Jhm iſt kein flecken/ kein mackel der Suͤnden nicht/
ſondern iſt gantz rein/ hell und klar von lauter Unſchuld/
der kan das Hertze eines Chriſten/ in der geiſtlichen Ohn-
macht und Entſetzung vor dem Zorne Gottes/ maͤchtig
ſtaͤrcken/ Er kan unſere Seele und Lebens-Geiſterlein
kraͤfftiglich erquicken/ Er kan den Schwindel der geiſtli-
chen zweifelmuͤtigkeit vertreiben/ daß das Hertze feſte wer-
de durch die Gnade Gottes/ Ebr. 13/ 9. Er erfriſchet die
geiſtlichen Augen unſers Gemuͤts/ daß alle von natur
uns anklebende Feuchtigkeiten abgetrucknet werden/ und
wir erleuchtete Augen unſers Verſtandes in Geiſtlichen
und Goͤttlichen Sachen bekommen/ Eph. 1/ 18. wie ſon-
ſten dergleichen Kraͤffte und Tugenden in natuͤrlichen
dingen den Perlen die Medici zuſchreiben. Wenn nu
ein Chriſt dieſe edle Perle in warem Glauben ergreifft
und findet/ ſo verachtet/ verlaͤſt und verkaufft er daruͤber
alle ſeine andere gutte Wercke/ alle ſeine zeitliche Ehre/
alle ſeine irrdiſche Guͤtter/ daran er bißher ſeine luſt und
ergetzligkeit gehabt/ und hat ſeine eintzige vergnuͤgung an
ſeinem liebſten Jeſu/ uͤber ſolchem gefundenen Seelen-
Schatze ruffet er viel freidiger/ als dorte Archimedes
uͤber ſeinem erſonnenen Kunſtſtucke auß/ ἕυρηκα, ἕυρηκα,
ich habs gefunden/ ich habs gefunden/ daß er dann
mit S. Paulo ſaget Phil. 3/ 7. 8. Alles was mir ge-
winn war/ das habe ich umb Chriſti willen fuͤr
Schaden
Matthiolꝰ
in Dioſcor.
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