Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.Christliche Leichpredigt. den zeitlichen Todt aller dinge von seinem sündlichenLeibe auffgelöset werde. Alsdann hat er die him- lische Herrligkeit flugs im Gesichte/ und schwebet in unaußsprechlich er Freude/ mitten unter den Engeln Gottes. Hie darff er keine raumliche Aufffahrt gen Himmel/ wenn er gestorben ist/ sondern ist nach ablegung seines tödtlichen Cörpers fort im Para- deiß/ gleich wie ein Blinder nach eröfnung seiner Au- gen/ fort aus dem Reich seiner leiblichen Finsternüß in das Reich des Schauens komt/ nicht durch eine raumliche Aufffarth oder Niederfarth/ sondern al- lein durch ablegung und abwerffung des dicken hin- derlichen Felles/ und der dicken Schupen vor seinen Augen/ die jhm das Gesicht hinderten: Jnmassen auch S. Augustinus bezeuget in seinem Buch de " " " " " " " " " " " " " "cognitione verae Vitae cap. 4. mit nachfolgenden worten: Daß man sagt und meinet/ es werden die Seelen hinauff gen Himmel geführet/ und auch hi- neingebracht/ solches wird nach unsern Augen ge- redet/ weil uns düncke/ daß der hohe Himmel über der Sonnen glantz noch viel heller sey. Aber so bald die Seelen auffgelöset sind/ werden sie raum- lich nicht beweget/ noch an irgend einen leiblichen Ort geführet/ GOtt von dannen anzuschauen: son- dern so bald sie von jhrem Leichnam abgesondert sind/ werden sie den Engeln und Heiligen zugesellet/ und geniessen das Himmelreich/ nemlich GOttes Anschauung innerhalb der Welt und ausserhalb der Welt/ von allen seiten her/ ohne verzug/ als eben [we]nn ein Blinder in der Sonnen sasse/ und der Son- [nen] klarheit (da jhm seine Augen geöffnet würden) alsbald genösse.] Belan-
Chriſtliche Leichpredigt. den zeitlichen Todt aller dinge von ſeinem ſuͤndlichenLeibe auffgeloͤſet werde. Alsdann hat er die him- liſche Herrligkeit flugs im Geſichte/ und ſchwebet in unaußſprechlich er Freude/ mitten unter den Engeln Gottes. Hie darff er keine raumliche Aufffahrt gen Himmel/ wenn er geſtorben iſt/ ſondern iſt nach ablegung ſeines toͤdtlichen Coͤrpers fort im Para- deiß/ gleich wie ein Blinder nach eroͤfnung ſeiner Au- gen/ fort aus dem Reich ſeiner leiblichen Finſternuͤß in das Reich des Schauens komt/ nicht durch eine raumliche Aufffarth oder Niederfarth/ ſondern al- lein durch ablegung und abwerffung des dicken hin- derlichen Felles/ und der dicken Schupen vor ſeinen Augen/ die jhm das Geſicht hinderten: Jnmaſſen auch S. Auguſtinus bezeuget in ſeinem Buch de „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „cognitione veræ Vitæ cap. 4. mit nachfolgenden worten: Daß man ſagt und meinet/ es werden die Seelen hinauff gen Himmel gefuͤhret/ und auch hi- neingebracht/ ſolches wird nach unſern Augen ge- redet/ weil uns duͤncke/ daß der hohe Himmel uͤber der Sonnen glantz noch viel heller ſey. Aber ſo bald die Seelen auffgeloͤſet ſind/ werden ſie raum- lich nicht beweget/ noch an irgend einen leiblichen Ort gefuͤhret/ GOtt von dannen anzuſchauen: ſon- dern ſo bald ſie von jhrem Leichnam abgeſondert ſind/ werden ſie den Engeln und Heiligen zugeſellet/ und genieſſen das Himmelreich/ nemlich GOttes Anſchauung innerhalb der Welt und auſſerhalb der Welt/ von allen ſeiten her/ ohne verzug/ als eben [we]nn ein Blinder in der Sonnen ſaſſe/ und der Son- [nen] klarheit (da jhm ſeine Augen geoͤffnet wuͤrden) alsbald genoͤſſe.] Belan-
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Chriſtliche Leichpredigt.
den zeitlichen Todt aller dinge von ſeinem ſuͤndlichen
Leibe auffgeloͤſet werde. Alsdann hat er die him-
liſche Herrligkeit flugs im Geſichte/ und ſchwebet in
unaußſprechlich er Freude/ mitten unter den Engeln
Gottes. Hie darff er keine raumliche Aufffahrt
gen Himmel/ wenn er geſtorben iſt/ ſondern iſt nach
ablegung ſeines toͤdtlichen Coͤrpers fort im Para-
deiß/ gleich wie ein Blinder nach eroͤfnung ſeiner Au-
gen/ fort aus dem Reich ſeiner leiblichen Finſternuͤß
in das Reich des Schauens komt/ nicht durch eine
raumliche Aufffarth oder Niederfarth/ ſondern al-
lein durch ablegung und abwerffung des dicken hin-
derlichen Felles/ und der dicken Schupen vor ſeinen
Augen/ die jhm das Geſicht hinderten: Jnmaſſen
auch S. Auguſtinus bezeuget in ſeinem Buch de
cognitione veræ Vitæ cap. 4. mit nachfolgenden
worten: Daß man ſagt und meinet/ es werden die
Seelen hinauff gen Himmel gefuͤhret/ und auch hi-
neingebracht/ ſolches wird nach unſern Augen ge-
redet/ weil uns duͤncke/ daß der hohe Himmel uͤber
der Sonnen glantz noch viel heller ſey. Aber ſo
bald die Seelen auffgeloͤſet ſind/ werden ſie raum-
lich nicht beweget/ noch an irgend einen leiblichen
Ort gefuͤhret/ GOtt von dannen anzuſchauen: ſon-
dern ſo bald ſie von jhrem Leichnam abgeſondert
ſind/ werden ſie den Engeln und Heiligen zugeſellet/
und genieſſen das Himmelreich/ nemlich GOttes
Anſchauung innerhalb der Welt und auſſerhalb der
Welt/ von allen ſeiten her/ ohne verzug/ als eben
wenn ein Blinder in der Sonnen ſaſſe/ und der Son-
nen klarheit (da jhm ſeine Augen geoͤffnet wuͤrden)
alsbald genoͤſſe.]
Belan-
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