Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.Abdanckungs-Rede. und seligen Ende der Gläubigen/ und der ewigen Freude und Herr-lichkeit also hertzlich geredet/ daß die Käyserin ihm nicht allein fleis- sig und andächtig zugehöret/ sondern auch sich bedacht/ wie sie doch einem solchen heiligen und geistreichen Mann eine sonderbare Eh- re erweisen möchte. Darauff sie vom Käyser gebethen/ er mochte ihr vergönnen/ dem Diener GOttes eine Mahlzeit mit ihren ei- genen Händen/ ohne Hülffe der Bedienten/ zuzurichten. Als er es nun gerne geschehen lassen/ der heilige Martinus aber un- gern dran wolte/ als der aus Demuth sich solcher Ehre unwerth achtete/ bereitete die Käyserin selbst das Essen/ setzte ihm einen Stuhl/ trug das Essen auff/ spühlte einen Becher aus/ schenckte ihn ein/ und überreichte ihn dem Martino. Als er sich gesätti- get/ hub sie das übrige fleißig auff/ und war erfreuet/ daß sie ei- nem solchen frommen Manne eine Ehre erweisen sollen. Fast eben/ wie die reiche Frau zu Sunem eine sonderbahre Hochach-2. Reg. 4, 10. tung hatte gegen den heiligen Mann GOttes/ Elisa/ sie ließ ihm in ihrem Hause eine eigene Kammer machen/ ein Bette/ Tisch/ Stuhl und Leuchter hinein setzen/ und erzeigte ihm alle Ehre/ wenn er bey ihr einkehrete. Was vor ein groß Ding es sey um einen treuen Lehrer/ er- die H
Abdanckungs-Rede. und ſeligen Ende der Glaͤubigen/ und der ewigen Freude und Herr-lichkeit alſo hertzlich geredet/ daß die Kaͤyſerin ihm nicht allein fleiſ- ſig und andaͤchtig zugehoͤret/ ſondern auch ſich bedacht/ wie ſie doch einem ſolchen heiligen und geiſtreichen Mann eine ſonderbare Eh- re erweiſen moͤchte. Darauff ſie vom Kaͤyſer gebethen/ er mochte ihr vergoͤnnen/ dem Diener GOttes eine Mahlzeit mit ihren ei- genen Haͤnden/ ohne Huͤlffe der Bedienten/ zuzurichten. Als er es nun gerne geſchehen laſſen/ der heilige Martinus aber un- gern dran wolte/ als der aus Demuth ſich ſolcher Ehre unwerth achtete/ bereitete die Kaͤyſerin ſelbſt das Eſſen/ ſetzte ihm einen Stuhl/ trug das Eſſen auff/ ſpuͤhlte einen Becher aus/ ſchenckte ihn ein/ und uͤberreichte ihn dem Martino. Als er ſich geſaͤtti- get/ hub ſie das uͤbrige fleißig auff/ und war erfreuet/ daß ſie ei- nem ſolchen frommen Manne eine Ehre erweiſen ſollen. Faſt eben/ wie die reiche Frau zu Sunem eine ſonderbahre Hochach-2. Reg. 4, 10. tung hatte gegen den heiligen Mann GOttes/ Eliſa/ ſie ließ ihm in ihrem Hauſe eine eigene Kammer machen/ ein Bette/ Tiſch/ Stuhl und Leuchter hinein ſetzen/ und erzeigte ihm alle Ehre/ wenn er bey ihr einkehrete. Was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen Lehrer/ er- die H
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Abdanckungs-Rede.
und ſeligen Ende der Glaͤubigen/ und der ewigen Freude und Herr-
lichkeit alſo hertzlich geredet/ daß die Kaͤyſerin ihm nicht allein fleiſ-
ſig und andaͤchtig zugehoͤret/ ſondern auch ſich bedacht/ wie ſie doch
einem ſolchen heiligen und geiſtreichen Mann eine ſonderbare Eh-
re erweiſen moͤchte. Darauff ſie vom Kaͤyſer gebethen/ er mochte
ihr vergoͤnnen/ dem Diener GOttes eine Mahlzeit mit ihren ei-
genen Haͤnden/ ohne Huͤlffe der Bedienten/ zuzurichten. Als
er es nun gerne geſchehen laſſen/ der heilige Martinus aber un-
gern dran wolte/ als der aus Demuth ſich ſolcher Ehre unwerth
achtete/ bereitete die Kaͤyſerin ſelbſt das Eſſen/ ſetzte ihm einen
Stuhl/ trug das Eſſen auff/ ſpuͤhlte einen Becher aus/ ſchenckte
ihn ein/ und uͤberreichte ihn dem Martino. Als er ſich geſaͤtti-
get/ hub ſie das uͤbrige fleißig auff/ und war erfreuet/ daß ſie ei-
nem ſolchen frommen Manne eine Ehre erweiſen ſollen. Faſt
eben/ wie die reiche Frau zu Sunem eine ſonderbahre Hochach-
tung hatte gegen den heiligen Mann GOttes/ Eliſa/ ſie ließ ihm
in ihrem Hauſe eine eigene Kammer machen/ ein Bette/ Tiſch/
Stuhl und Leuchter hinein ſetzen/ und erzeigte ihm alle Ehre/
wenn er bey ihr einkehrete.
2. Reg. 4, 10.
Was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen Lehrer/ er-
kennen ſonderlich die angefochtenen Seelen/ welche bey guten
und gluͤckſeligen Tagen wohl wenig nach ihm gefraget; wenn ſie
aber GOtt in die Creutz- und Anfechtungs-Schule fuͤhret/ da ih-
nen um Troſt ſehr bange iſt/ da erfahren ſie/ was an einem geiſt-
reichen Lehrer gelegen ſey/ der ihnen in ſchweren Anfechtungen
kraͤfftigen Troſt weiß zuzuſprechen/ daß ihre Seelen nicht verza-
gen/ ſondern vor des Satans gifftigen Pfeilen bewahret werden.
Mancher glaͤubts auch nicht eher/ als auff ſeinem Todt-Bette/
was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen Diener GOttes/
wenn ihm einkommen ſeine Suͤnden/ die er ſein Lebtage began-
gen/ wenn Satan ihm mit Verzweiflungs-Gedancken zuſetzet/
da ſehnet er ſich nach einem treuen Seel-Sorger/ welcher ihm
die
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