Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.Der Groß-Schatz-Meister JEsus/ 1. Tim 6.v. 6.ins Verderben und Verdammniß/ denn Geitz ist eine Wurtzel alles Ubels/ welches hat etliche gelüstet/ und sind vom Glau- ben irre gegangen/ und machen ihnen selbst viel Schmertzen. Der so genannte leidige Geitz ist ein rechter lebendiger Rost/ der sein eigen Gebeine frißt/ er ist die schädliche Motte/ die garstige Schabe/ so immerdar an sich selber nagt/ und nicht auffhört/ biß sie sich selber verzehrt; der Haus-Dieb/ so sich selber be- stiehlt/ umb das gute Gewissen/ und endlich gar umb das Le- ben und Seeligkeit bringet. Aber die Freygebigkeit ist des so reich-gesegneten Schatz-Meisters willige und gütige Ausgebe- rin/ die in dem geben so glücklich wird/ daß/ ie mehr Schätze sie ausgiebt/ ie mehr samlet sie ein/ denn das weiß die milde Frey- gebigkeit wohl/ daß Allmosen und Wohlthaten/ wie sie heissen mögen/ alles solche gewisse Capitalien sind/ die solche gewisse und reich-gesegnete Zinsen tragen/ daß sie auch öffters gar das Capital übersteigen. Dessen versichert uns Salomo/ der wey- land auch ein großer Schatz-Meister in Jsrael gewesen/ wann Prov. 19, 17.er sagt: Wer sich des Armen erbarmet/ der leihet dem HErrn/ der wird ihm wieder Guts vergelten. Das approbiret auch dorten der kluge Heyde Martialis, wenn er schreibet: Qvas de- deris, solus semper habebis opes, was du weggiebest/ denen Dürfftigen/ das hast du zum Capital, das dir jährige Zinse trägt. Oder wie Rabbirius von sich selber sagt: Hoc habeo, qvodqve dedi, was ich armen Leuten gegeben habe/ das ha- be ich noch. Die reichen Zinsen von denen Allmosen-Geldern hube dort reichlich ein der Griechische Käyser Tiberius II. als welcher mit seiner Freygebigkeit die Käyserlichen Schätze der- gestalt erschöpfft/ daß auch seine Gemahlin Sophia mehrmals zu ihm sagte: Der Käyser würde geben/ daß er endlichen an seiner eigenen Tafel würde anfangen Noth zu leyden. Allein was geschicht? Als er einstens in seinem Zimmer auff- und nieder gieng/ wurde er gewahr auff dem Boden eines/ mit ei- nem
Der Groß-Schatz-Meiſter JEſus/ 1. Tim 6.v. 6.ins Verderben und Verdam̃niß/ denn Geitz iſt eine Wurtzel alles Ubels/ welches hat etliche geluͤſtet/ und ſind vom Glau- ben irre gegangen/ und machen ihnen ſelbſt viel Schmertzen. Der ſo genannte leidige Geitz iſt ein rechter lebendiger Roſt/ der ſein eigen Gebeine frißt/ er iſt die ſchaͤdliche Motte/ die garſtige Schabe/ ſo immerdar an ſich ſelber nagt/ und nicht auffhoͤrt/ biß ſie ſich ſelber verzehrt; der Haus-Dieb/ ſo ſich ſelber be- ſtiehlt/ umb das gute Gewiſſen/ und endlich gar umb das Le- ben und Seeligkeit bringet. Aber die Freygebigkeit iſt des ſo reich-geſegneten Schatz-Meiſters willige und guͤtige Ausgebe- rin/ die in dem geben ſo gluͤcklich wird/ daß/ ie mehr Schaͤtze ſie ausgiebt/ ie mehr ſamlet ſie ein/ denn das weiß die milde Frey- gebigkeit wohl/ daß Allmoſen und Wohlthaten/ wie ſie heiſſen moͤgen/ alles ſolche gewiſſe Capitalien ſind/ die ſolche gewiſſe und reich-geſegnete Zinſen tragen/ daß ſie auch oͤffters gar das Capital uͤberſteigen. Deſſen verſichert uns Salomo/ der wey- land auch ein großer Schatz-Meiſter in Jſrael geweſen/ wann Prov. 19, 17.er ſagt: Wer ſich des Armen erbarmet/ der leihet dem HErrn/ der wird ihm wieder Guts vergelten. Das approbiret auch dorten der kluge Heyde Martialis, wenn er ſchreibet: Qvas de- deris, ſolus ſemper habebis opes, was du weggiebeſt/ denen Duͤrfftigen/ das haſt du zum Capital, das dir jaͤhrige Zinſe traͤgt. Oder wie Rabbirius von ſich ſelber ſagt: Hoc habeo, qvodqve dedi, was ich armen Leuten gegeben habe/ das ha- be ich noch. Die reichen Zinſen von denen Allmoſen-Geldern hube dort reichlich ein der Griechiſche Kaͤyſer Tiberius II. als welcher mit ſeiner Freygebigkeit die Kaͤyſerlichen Schaͤtze der- geſtalt erſchoͤpfft/ daß auch ſeine Gemahlin Sophia mehrmals zu ihm ſagte: Der Kaͤyſer wuͤrde geben/ daß er endlichen an ſeiner eigenen Tafel wuͤrde anfangen Noth zu leyden. Allein was geſchicht? Als er einſtens in ſeinem Zimmer auff- und nieder gieng/ wurde er gewahr auff dem Boden eines/ mit ei- nem
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Der Groß-Schatz-Meiſter JEſus/
ins Verderben und Verdam̃niß/ denn Geitz iſt eine Wurtzel
alles Ubels/ welches hat etliche geluͤſtet/ und ſind vom Glau-
ben irre gegangen/ und machen ihnen ſelbſt viel Schmertzen.
Der ſo genannte leidige Geitz iſt ein rechter lebendiger Roſt/ der
ſein eigen Gebeine frißt/ er iſt die ſchaͤdliche Motte/ die garſtige
Schabe/ ſo immerdar an ſich ſelber nagt/ und nicht auffhoͤrt/
biß ſie ſich ſelber verzehrt; der Haus-Dieb/ ſo ſich ſelber be-
ſtiehlt/ umb das gute Gewiſſen/ und endlich gar umb das Le-
ben und Seeligkeit bringet. Aber die Freygebigkeit iſt des ſo
reich-geſegneten Schatz-Meiſters willige und guͤtige Ausgebe-
rin/ die in dem geben ſo gluͤcklich wird/ daß/ ie mehr Schaͤtze ſie
ausgiebt/ ie mehr ſamlet ſie ein/ denn das weiß die milde Frey-
gebigkeit wohl/ daß Allmoſen und Wohlthaten/ wie ſie heiſſen
moͤgen/ alles ſolche gewiſſe Capitalien ſind/ die ſolche gewiſſe
und reich-geſegnete Zinſen tragen/ daß ſie auch oͤffters gar das
Capital uͤberſteigen. Deſſen verſichert uns Salomo/ der wey-
land auch ein großer Schatz-Meiſter in Jſrael geweſen/ wann
er ſagt: Wer ſich des Armen erbarmet/ der leihet dem HErrn/
der wird ihm wieder Guts vergelten. Das approbiret auch
dorten der kluge Heyde Martialis, wenn er ſchreibet: Qvas de-
deris, ſolus ſemper habebis opes, was du weggiebeſt/ denen
Duͤrfftigen/ das haſt du zum Capital, das dir jaͤhrige Zinſe
traͤgt. Oder wie Rabbirius von ſich ſelber ſagt: Hoc habeo,
qvodqve dedi, was ich armen Leuten gegeben habe/ das ha-
be ich noch. Die reichen Zinſen von denen Allmoſen-Geldern
hube dort reichlich ein der Griechiſche Kaͤyſer Tiberius II. als
welcher mit ſeiner Freygebigkeit die Kaͤyſerlichen Schaͤtze der-
geſtalt erſchoͤpfft/ daß auch ſeine Gemahlin Sophia mehrmals
zu ihm ſagte: Der Kaͤyſer wuͤrde geben/ daß er endlichen an
ſeiner eigenen Tafel wuͤrde anfangen Noth zu leyden. Allein
was geſchicht? Als er einſtens in ſeinem Zimmer auff- und
nieder gieng/ wurde er gewahr auff dem Boden eines/ mit ei-
nem
1. Tim 6.
v. 6.
Prov. 19, 17.
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