Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.Abdanckungs-Rede. Esth. 5, 2.frommen und lieben Esther/ als Sie in Ohnmacht vor Jhmlage/ den Gnaden-Scepter gereichet/ Sie auffgerichtet/ um- fangen/ die Crone Jhr auffgesetzet/ und als eine Himmels- Königin zu seiner Freude eingeführet haben. Nun GOTT Lob! der Kampff ist an Jhrer Seiten glücklich überstanden/ und der erwündschte Sieg erfolget. Aber es haben bißher mit Jhr gekämpffet/ und müssen noch immer den Kampff halten/ theils mit ihrem GOTT/ der sich verwandelt in einen Grau- samen; theils mit ihrem Fleisch und Blut/ das ihnen solche Gedancken eingiebt/ der Hertz-betrübte Herr Wittwer/ schmertzlich Leidtragende Herren Söhne/ Geschwister und nahe Anverwandten unter diesem schweren Haus-Creutz. GOTT hat freylich dem Herrn Wittwer einen sonderlichen grossen Kampff biß in sein Alter auffgehoben/ da die Leibes- Kräffte bey Jhm am schwächsten sind. Das Sinnbild/ wel- Picinell. mundi Symb. l. 1. n. 157.ches bey denen Exeqvien Philippi IV. Königs in Spanien/ in der Kirchen zu Madrit unter andern vorgestellet wurde/ da in der schwartz-bekleideten Kirche gegen Abend eine untergehende Sonne abgebildet war/ mit der Beyschrifft: Nigrescunt omnia circum. Nun tringt die schwartze Nacht herein/ Weil unsrer Sonn erlischt der Schein. Das Sinnbild/ sag ich/ ist mehr als zu wahr/ und erfüllet an/
Abdanckungs-Rede. Eſth. 5, 2.frommen und lieben Eſther/ als Sie in Ohnmacht vor Jhmlage/ den Gnaden-Scepter gereichet/ Sie auffgerichtet/ um- fangen/ die Crone Jhr auffgeſetzet/ und als eine Himmels- Koͤnigin zu ſeiner Freude eingefuͤhret haben. Nun GOTT Lob! der Kampff iſt an Jhrer Seiten gluͤcklich uͤberſtanden/ und der erwuͤndſchte Sieg erfolget. Aber es haben bißher mit Jhr gekaͤmpffet/ und muͤſſen noch immer den Kampff halten/ theils mit ihrem GOTT/ der ſich verwandelt in einen Grau- ſamen; theils mit ihrem Fleiſch und Blut/ das ihnen ſolche Gedancken eingiebt/ der Hertz-betruͤbte Herr Wittwer/ ſchmertzlich Leidtragende Herren Soͤhne/ Geſchwiſter und nahe Anverwandten unter dieſem ſchweren Haus-Creutz. GOTT hat freylich dem Herrn Wittwer einen ſonderlichen groſſen Kampff biß in ſein Alter auffgehoben/ da die Leibes- Kraͤffte bey Jhm am ſchwaͤchſten ſind. Das Sinnbild/ wel- Picinell. mundi Symb. l. 1. n. 157.ches bey denen Exeqvien Philippi IV. Koͤnigs in Spanien/ in der Kirchen zu Madrit unter andern vorgeſtellet wurde/ da in der ſchwartz-bekleideten Kirche gegen Abend eine untergehende Sonne abgebildet war/ mit der Beyſchrifft: Nigreſcunt omnia circum. Nun tringt die ſchwartze Nacht herein/ Weil unſrer Sonn erliſcht der Schein. Das Sinnbild/ ſag ich/ iſt mehr als zu wahr/ und erfuͤllet an/
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Abdanckungs-Rede.
frommen und lieben Eſther/ als Sie in Ohnmacht vor Jhm
lage/ den Gnaden-Scepter gereichet/ Sie auffgerichtet/ um-
fangen/ die Crone Jhr auffgeſetzet/ und als eine Himmels-
Koͤnigin zu ſeiner Freude eingefuͤhret haben. Nun GOTT
Lob! der Kampff iſt an Jhrer Seiten gluͤcklich uͤberſtanden/
und der erwuͤndſchte Sieg erfolget. Aber es haben bißher mit
Jhr gekaͤmpffet/ und muͤſſen noch immer den Kampff halten/
theils mit ihrem GOTT/ der ſich verwandelt in einen Grau-
ſamen; theils mit ihrem Fleiſch und Blut/ das ihnen ſolche
Gedancken eingiebt/ der Hertz-betruͤbte Herr Wittwer/
ſchmertzlich Leidtragende Herren Soͤhne/ Geſchwiſter und
nahe Anverwandten unter dieſem ſchweren Haus-Creutz.
GOTT hat freylich dem Herrn Wittwer einen ſonderlichen
groſſen Kampff biß in ſein Alter auffgehoben/ da die Leibes-
Kraͤffte bey Jhm am ſchwaͤchſten ſind. Das Sinnbild/ wel-
ches bey denen Exeqvien Philippi IV. Koͤnigs in Spanien/ in
der Kirchen zu Madrit unter andern vorgeſtellet wurde/ da in
der ſchwartz-bekleideten Kirche gegen Abend eine untergehende
Sonne abgebildet war/ mit der Beyſchrifft:
Eſth. 5, 2.
Picinell.
mundi
Symb. l. 1.
n. 157.
Nigreſcunt omnia circum.
Nun tringt die ſchwartze Nacht herein/
Weil unſrer Sonn erliſcht der Schein.
Das Sinnbild/ ſag ich/ iſt mehr als zu wahr/ und erfuͤllet
worden in dem betruͤbten Trauer-Hauſe allhier/ daraus die
Haus- und Ehe-Sonne/ wie Syrach ein tugendſames Weib
nennet/ verloſchen und unter die Erden gangen iſt. Mare
eſt noſtra vita & res humanæ, nam his qvoqve multum
ſalſuginis, amarulentiæ & inſtabilitatis, venti ſunt tenta-
tiones, qvi magno impetu in nos irruunt & inopinati even-
tus, muß er mit Nazianzeno klagen: Unſer Leben und al-
le menſchliche Sachen ſind einem Meere gleich/ denn da
treffen wir viel ſaltziges/ bitters und unbeſtaͤndiges Weſen
an/
Syr. 26, 21.
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