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Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.

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Die bittere Klage
Zeit hinaus auff sein Gebürge oder Grund und Boden/ und wolte daselbst
seinen Hirsen und Heiden-Korn vor dem wilden Viehe bewahren/ wel-
ches ihm dasselbe fast gäntzlich verderbet und ruiniret; und als er sich auf
diesem Gebürge niedergeleget/ und ohngefehr auffgerichtet/ wird er jäm-
merlich erschossen/ und ums Leben gebracht. Ach! solten wir denn über
diesem plötzlichen Tode nicht ausruffen: Das ist ein Tag des Trübsals/
und eine bittere Klage führen? Wie wir denn auch nunmehro zu be-
trachten haben

Pars II.II. Die geführte Klage über den Erschlagenen.

Darvon heist es in unserm Texte: Es ist mir leid um dich/ mein
Bruder Jonathan. Darinnen wir erkennen

p. Die Personen/ die diese Klage führen.
p. Die Arth und Weise/ wie sie sie führen.

p. Die Person/ die im Texte den erschlagenen Jonathan beklaget/ ist

a) In specie und insonderheit der König David. Denn so lesen wir
v. 17. dieses ersten Capitels: Und David klaget diese Klage über Saul
und Jonathan/ seinen Sohn;
und dieses erforderte seine Treue und
Liebe/ und auffrichtige Freundschafft/ so er gegen Jonathan hegete/ wovon
wir unten mit mehrern hören wollen.

Doch daran ließ er sich nicht begnügen/ sondern er ermunterte auch zu
dieser Klage

b) In genere, und insgemein alle Unterthanen und Einwohner im Jü-
dischen Lande: Jhr Töchter Jsrael/ weinet über Saul/ der euch
kleidet mit Rosin-Farbe säuberlich/ und schmücket euch
mit gülde-
nen Kleinodien an euern Kleidern/ (2. Sam. 1, 24.)

Stirbet ein König und Ober-Haupt in einem Lande/ so sind freylich die
Unterthanen/ Land und Leute zu trauren/ zittern und zu zagen verbunden;
denn die Krone ihres Hauptes ist abgefallen/ ihr Vater ist dahin/ und sie
sind Wäysen/ (Thren. V, 3.) Sie sind Wäysen/ und müssen mit Elisa
klagen: Mein Vater/ mein Vater! Wagen Jsrael und seine Reuter!
(2. Reg. II, 12.) Und dieses beobachtete David mit dem gantzen Jsrael.

Wie nun David/ und mit ihm alle fromme Unterthanen/ ihre Ober-
Herren billig beweinen: also folgen am heutigen betrübten Trauer-Tage
des sel. Verstorbenen hinterbliebene Leidtragende/ und wir mit ihnen/ ihm
nach. Denn da sehen und hören wir diese bittere Klage

a) In-

Die bittere Klage
Zeit hinaus auff ſein Gebuͤrge oder Grund und Boden/ und wolte daſelbſt
ſeinen Hirſen und Heiden-Korn vor dem wilden Viehe bewahren/ wel-
ches ihm daſſelbe faſt gaͤntzlich verderbet und ruiniret; und als er ſich auf
dieſem Gebuͤrge niedergeleget/ und ohngefehr auffgerichtet/ wird er jaͤm-
merlich erſchoſſen/ und ums Leben gebracht. Ach! ſolten wir denn uͤber
dieſem ploͤtzlichen Tode nicht ausruffen: Das iſt ein Tag des Truͤbſals/
und eine bittere Klage fuͤhren? Wie wir denn auch nunmehro zu be-
trachten haben

Pars II.II. Die gefuͤhrte Klage uͤber den Erſchlagenen.

Darvon heiſt es in unſerm Texte: Es iſt mir leid um dich/ mein
Bruder Jonathan. Darinnen wir erkennen

p. Die Perſonen/ die dieſe Klage fuͤhren.
p. Die Arth und Weiſe/ wie ſie ſie fuͤhren.

p. Die Perſon/ die im Texte den erſchlagenen Jonathan beklaget/ iſt

α) In ſpecie und inſonderheit der Koͤnig David. Denn ſo leſen wir
v. 17. dieſes erſten Capitels: Und David klaget dieſe Klage uͤber Saul
und Jonathan/ ſeinen Sohn;
und dieſes erforderte ſeine Treue und
Liebe/ und auffrichtige Freundſchafft/ ſo er gegen Jonathan hegete/ wovon
wir unten mit mehrern hoͤren wollen.

Doch daran ließ er ſich nicht begnuͤgen/ ſondern er ermunterte auch zu
dieſer Klage

β) In genere, und insgemein alle Unterthanen und Einwohner im Juͤ-
diſchen Lande: Jhr Toͤchter Jſrael/ weinet uͤber Saul/ der euch
kleidet mit Roſin-Farbe ſaͤuberlich/ und ſchmuͤcket euch
mit guͤlde-
nen Kleinodien an euern Kleidern/ (2. Sam. 1, 24.)

Stirbet ein Koͤnig und Ober-Haupt in einem Lande/ ſo ſind freylich die
Unterthanen/ Land und Leute zu trauren/ zittern und zu zagen verbunden;
denn die Krone ihres Hauptes iſt abgefallen/ ihr Vater iſt dahin/ und ſie
ſind Waͤyſen/ (Thren. V, 3.) Sie ſind Waͤyſen/ und muͤſſen mit Eliſa
klagen: Mein Vater/ mein Vater! Wagen Jſrael und ſeine Reuter!
(2. Reg. II, 12.) Und dieſes beobachtete David mit dem gantzen Jſrael.

Wie nun David/ und mit ihm alle fromme Unterthanen/ ihre Ober-
Herren billig beweinen: alſo folgen am heutigen betruͤbten Trauer-Tage
des ſel. Verſtorbenen hinterbliebene Leidtragende/ und wir mit ihnen/ ihm
nach. Denn da ſehen und hoͤren wir dieſe bittere Klage

α) In-
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[16/0016] Die bittere Klage Zeit hinaus auff ſein Gebuͤrge oder Grund und Boden/ und wolte daſelbſt ſeinen Hirſen und Heiden-Korn vor dem wilden Viehe bewahren/ wel- ches ihm daſſelbe faſt gaͤntzlich verderbet und ruiniret; und als er ſich auf dieſem Gebuͤrge niedergeleget/ und ohngefehr auffgerichtet/ wird er jaͤm- merlich erſchoſſen/ und ums Leben gebracht. Ach! ſolten wir denn uͤber dieſem ploͤtzlichen Tode nicht ausruffen: Das iſt ein Tag des Truͤbſals/ und eine bittere Klage fuͤhren? Wie wir denn auch nunmehro zu be- trachten haben II. Die gefuͤhrte Klage uͤber den Erſchlagenen. Darvon heiſt es in unſerm Texte: Es iſt mir leid um dich/ mein Bruder Jonathan. Darinnen wir erkennen p. Die Perſonen/ die dieſe Klage fuͤhren. p. Die Arth und Weiſe/ wie ſie ſie fuͤhren. p. Die Perſon/ die im Texte den erſchlagenen Jonathan beklaget/ iſt α) In ſpecie und inſonderheit der Koͤnig David. Denn ſo leſen wir v. 17. dieſes erſten Capitels: Und David klaget dieſe Klage uͤber Saul und Jonathan/ ſeinen Sohn; und dieſes erforderte ſeine Treue und Liebe/ und auffrichtige Freundſchafft/ ſo er gegen Jonathan hegete/ wovon wir unten mit mehrern hoͤren wollen. Doch daran ließ er ſich nicht begnuͤgen/ ſondern er ermunterte auch zu dieſer Klage β) In genere, und insgemein alle Unterthanen und Einwohner im Juͤ- diſchen Lande: Jhr Toͤchter Jſrael/ weinet uͤber Saul/ der euch kleidet mit Roſin-Farbe ſaͤuberlich/ und ſchmuͤcket euch mit guͤlde- nen Kleinodien an euern Kleidern/ (2. Sam. 1, 24.) Stirbet ein Koͤnig und Ober-Haupt in einem Lande/ ſo ſind freylich die Unterthanen/ Land und Leute zu trauren/ zittern und zu zagen verbunden; denn die Krone ihres Hauptes iſt abgefallen/ ihr Vater iſt dahin/ und ſie ſind Waͤyſen/ (Thren. V, 3.) Sie ſind Waͤyſen/ und muͤſſen mit Eliſa klagen: Mein Vater/ mein Vater! Wagen Jſrael und ſeine Reuter! (2. Reg. II, 12.) Und dieſes beobachtete David mit dem gantzen Jſrael. Wie nun David/ und mit ihm alle fromme Unterthanen/ ihre Ober- Herren billig beweinen: alſo folgen am heutigen betruͤbten Trauer-Tage des ſel. Verſtorbenen hinterbliebene Leidtragende/ und wir mit ihnen/ ihm nach. Denn da ſehen und hoͤren wir dieſe bittere Klage α) In-

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Zitationshilfe: Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/16>, abgerufen am 23.11.2024.