Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.über den Erschlagenen in meinem Volck. beschossen werden/ (Judic. II, 7.) Wie einer Gebährerin/ wann sie zum er-sten mahl gebiehret/ da ihr die Geburts-Schmertzen sehr schwer ankommen/ und keine Kräffte zu gebähren mehr da seyn/ (Jes. XXXVII, 3.) Wie einem Bruder-Mörder/ der seinen Bruder erwürget/ und vom bosen Gewissen geqvälet wird/ (Gen. XLII, 25.) Wie einem/ der in einem G[ef]ängniß ste- cket/ da ihn weder Sonne noch Mond bescheinen/ und sich nichts als eines gewaltsamen Todtes versehen kan/ (1. Reg. XXII, 27.) Und ein solcher ängstlicher Tag begegnete auch dem Könige Hiskiä. Und damit er seine Angst noch deutlicher exprimire und ausdrücke/ so Wolte GOtt! daß wir dem betrübten Könige Hiskiä anitzo diese Schmer-Applicatio Nichts betrübters ist auff Erden/ Nichts kan so zu Hertzen gehn/ Als A 3
uͤber den Erſchlagenen in meinem Volck. beſchoſſen werden/ (Judic. II, 7.) Wie einer Gebaͤhrerin/ wann ſie zum er-ſten mahl gebiehret/ da ihr die Geburts-Schmertzen ſehr ſchwer ankommen/ und keine Kraͤffte zu gebaͤhren mehr da ſeyn/ (Jeſ. XXXVII, 3.) Wie einem Bruder-Moͤrder/ der ſeinen Bruder erwuͤrget/ und vom boſen Gewiſſen geqvaͤlet wird/ (Gen. XLII, 25.) Wie einem/ der in einem G[ef]aͤngniß ſte- cket/ da ihn weder Sonne noch Mond beſcheinen/ und ſich nichts als eines gewaltſamen Todtes verſehen kan/ (1. Reg. XXII, 27.) Und ein ſolcher aͤngſtlicher Tag begegnete auch dem Koͤnige Hiskiaͤ. Und damit er ſeine Angſt noch deutlicher exprimire und ausdruͤcke/ ſo Wolte GOtt! daß wir dem betruͤbten Koͤnige Hiskiaͤ anitzo dieſe Schmer-Applicatio Nichts betruͤbters iſt auff Erden/ Nichts kan ſo zu Hertzen gehn/ Als A 3
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uͤber den Erſchlagenen in meinem Volck.
beſchoſſen werden/ (Judic. II, 7.) Wie einer Gebaͤhrerin/ wann ſie zum er-
ſten mahl gebiehret/ da ihr die Geburts-Schmertzen ſehr ſchwer ankommen/
und keine Kraͤffte zu gebaͤhren mehr da ſeyn/ (Jeſ. XXXVII, 3.) Wie einem
Bruder-Moͤrder/ der ſeinen Bruder erwuͤrget/ und vom boſen Gewiſſen
geqvaͤlet wird/ (Gen. XLII, 25.) Wie einem/ der in einem Gefaͤngniß ſte-
cket/ da ihn weder Sonne noch Mond beſcheinen/ und ſich nichts als eines
gewaltſamen Todtes verſehen kan/ (1. Reg. XXII, 27.) Und ein ſolcher
aͤngſtlicher Tag begegnete auch dem Koͤnige Hiskiaͤ.
Und damit er ſeine Angſt noch deutlicher exprimire und ausdruͤcke/ ſo
legt er ihm noch zwey andere Nahmen bey/ und nennet ihn einen Tag des
Scheltens und Laͤſterns. Wie man etwan einen Unbedachtſamen in
ſeinen Reden ſchilt/ ſtraffet/ und dieſelben nachdruͤcklich verweiſet/ (Hiob
XIX, 5.) einen Ehebrecher und Todtſchlaͤger laͤſtert/ und allenthalben uͤbel
von ſeiner Boßheit redet/ (2. Sam. XII, 14.) Eben von einem ſolchen Schel-
tens- und Laͤſterns-vollen Tage redet der Koͤnig Hiskia/ und laͤſſet dem Pro-
pheten Jeſaiaͤ wehmuͤthig zu verſtehen geben/ daß er ſich in demſelben be-
finde. Und ſo war es auch; es war dieſer Tag ein rechter truͤbſeliger und
aͤngſtlicher Tag/ ein Tag des Scheltens und Laͤſterns/ denn er wurde von
ſeinen Feinden belaͤgert/ und allenthalben geaͤngſtet/ ſein Dreyeiniger GOtt
wurde gelaͤſtert/ als ein ohnmaͤchtiger und nichtiger Goͤtze/ als ein Held/ der
verzagt ſey/ und als ein Rieſe/ der nicht helffen koͤnne/ (Jer. XIV, 9.) Da-
her er wohl Urſache zu ſeuffzen hatte: Ach! das iſt ein Tag des Truͤb-
ſals/ Scheltens und Laͤſterns.
Wolte GOtt! daß wir dem betruͤbten Koͤnige Hiskiaͤ anitzo dieſe Schmer-
zens-volle Worte nicht abborgen muͤſten/ alleine ſo muͤſſen wir/ leider! uͤber
den vergangenen Montage und heutige Mittewoche die traurige Uberſchrifft
machen: Das ſind Tage des Truͤbſals/ Scheltens und Laͤſterns. Ta-
ge des Truͤbſals/ Angſt und Noth ſind ſie zweyen armen verlaſſenen Witti-
ben und Weibern/ welche an denenſelben ihre Maͤnner verlohren/ und
ſeuffzen muͤſſen: Wir ſind Weiber/ die Leide tragen/ denn unſere Maͤnner
ſind dahin/ (2. Sam. XIV, 5.) Tage des Truͤbſals ſind ſie ſieben unerzogenen
Vater-loſen traurigen Waͤyſen/ welche wehklagen: Wo ſind unſere Vaͤ-
ter? wir ſind Waͤyſen/ und haben keine Vaͤter/ und unſere Muͤtter ſind
verlaſſene Wittiben/ (Thren. V, 3.)
Applicatio
ad Lugen-
tes,
Nichts betruͤbters iſt auff Erden/
Nichts kan ſo zu Hertzen gehn/
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