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Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].

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Abdanckungs-Rede.
bens-Auge war unverwandt auff Jhren gecreutzigten
Heyland
als auff die ware Sonne der Gerechtigkeit ge-
richtet/ wie etwa die wolbekante Sonnen-Blume sich nach
den angenehmen Strahlen der Sonnen lencken soll. Diß
war ihre vornehmste Sorge/ daß/ wie sie zur ewigen Unsterb-
ligkeit durch das Wasserbad im Wort eingeweyhet war/ sie
auch GOtt aus seinem Wort erkennen/ und an Jhn glau-
ben/ all ihr Vertrauen auf Jhn setzen möchte. Christum
lieb haben/ war Jhr besser/ als alles wissen/ alles
thun/ alles haben.
Sie achtete alles Zeitliche für nichts/
daß Sie nur Christum den Gecreutzigten erhielte. Der
Glaube gab Jhr die Zuversicht/ daß Sie mit Paulo sagte:
Jch weiß/ an welchen ich glaube. Sie hielt sich an den/
der da ist lebendig von Ewigkeit/ und hat die Schlüs-
sel der Höllen und des Todes.
Sie hielt sich an den/
der da ist das Licht der Welt. Sie hielt sich an den/
der da ist das Brodt des Lebens/ das vom Himmel
kommen.
Sie hielt sich an den/ der da gibet das leben-
dige Wasser des Lebens. Dich Jesum laß ich nicht/

war Jhre tägliche Resolution, gleich als hätte Sie mit dem
grossen Bischoffe von Hippon sagen wollen: Jch kan un-
gehindert ruhen/ wenn ich mein schwaches Haupt
an CHristi mit Blut flissende Seite lege.
Durch
den Glauben hat die Seelige erlanget/ was sonst keine Crea-
tur/ keine Welt/ kein guttes Werck geben kan; nemlich Ver-
gebung der Sünden/ aus lauter Gnade/ um des Gecreutzig-
ten willen: Also/ daß ihr ihre Sünden und Fehler nicht zu-
gerechnet/ sondern vergeben sind um der einigen Gerechtig-

keit

Abdanckungs-Rede.
bens-Auge war unverwandt auff Jhren gecreutzigten
Heyland
als auff die ware Sonne der Gerechtigkeit ge-
richtet/ wie etwa die wolbekante Sonnen-Blume ſich nach
den angenehmen Strahlen der Sonnen lencken ſoll. Diß
war ihre vornehmſte Sorge/ daß/ wie ſie zur ewigen Unſterb-
ligkeit durch das Waſſerbad im Wort eingeweyhet war/ ſie
auch GOtt aus ſeinem Wort erkennen/ und an Jhn glau-
ben/ all ihr Vertrauen auf Jhn ſetzen moͤchte. Chriſtum
lieb haben/ war Jhr beſſer/ als alles wiſſen/ alles
thun/ alles haben.
Sie achtete alles Zeitliche fuͤr nichts/
daß Sie nur Chriſtum den Gecreutzigten erhielte. Der
Glaube gab Jhr die Zuverſicht/ daß Sie mit Paulo ſagte:
Jch weiß/ an welchen ich glaube. Sie hielt ſich an den/
der da iſt lebendig von Ewigkeit/ und hat die Schluͤſ-
ſel der Hoͤllen und des Todes.
Sie hielt ſich an den/
der da iſt das Licht der Welt. Sie hielt ſich an den/
der da iſt das Brodt des Lebens/ das vom Himmel
kommen.
Sie hielt ſich an den/ der da gibet das leben-
dige Waſſer des Lebens. Dich Jeſum laß ich nicht/

war Jhre taͤgliche Reſolution, gleich als haͤtte Sie mit dem
groſſen Biſchoffe von Hippon ſagen wollen: Jch kan un-
gehindert ruhen/ wenn ich mein ſchwaches Haupt
an CHriſti mit Blut fliſſende Seite lege.
Durch
den Glauben hat die Seelige erlanget/ was ſonſt keine Crea-
tur/ keine Welt/ kein guttes Werck geben kan; nemlich Ver-
gebung der Suͤnden/ aus lauter Gnade/ um des Gecreutzig-
ten willen: Alſo/ daß ihr ihre Suͤnden und Fehler nicht zu-
gerechnet/ ſondern vergeben ſind um der einigen Gerechtig-

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[10/0010] Abdanckungs-Rede. bens-Auge war unverwandt auff Jhren gecreutzigten Heyland als auff die ware Sonne der Gerechtigkeit ge- richtet/ wie etwa die wolbekante Sonnen-Blume ſich nach den angenehmen Strahlen der Sonnen lencken ſoll. Diß war ihre vornehmſte Sorge/ daß/ wie ſie zur ewigen Unſterb- ligkeit durch das Waſſerbad im Wort eingeweyhet war/ ſie auch GOtt aus ſeinem Wort erkennen/ und an Jhn glau- ben/ all ihr Vertrauen auf Jhn ſetzen moͤchte. Chriſtum lieb haben/ war Jhr beſſer/ als alles wiſſen/ alles thun/ alles haben. Sie achtete alles Zeitliche fuͤr nichts/ daß Sie nur Chriſtum den Gecreutzigten erhielte. Der Glaube gab Jhr die Zuverſicht/ daß Sie mit Paulo ſagte: Jch weiß/ an welchen ich glaube. Sie hielt ſich an den/ der da iſt lebendig von Ewigkeit/ und hat die Schluͤſ- ſel der Hoͤllen und des Todes. Sie hielt ſich an den/ der da iſt das Licht der Welt. Sie hielt ſich an den/ der da iſt das Brodt des Lebens/ das vom Himmel kommen. Sie hielt ſich an den/ der da gibet das leben- dige Waſſer des Lebens. Dich Jeſum laß ich nicht/ war Jhre taͤgliche Reſolution, gleich als haͤtte Sie mit dem groſſen Biſchoffe von Hippon ſagen wollen: Jch kan un- gehindert ruhen/ wenn ich mein ſchwaches Haupt an CHriſti mit Blut fliſſende Seite lege. Durch den Glauben hat die Seelige erlanget/ was ſonſt keine Crea- tur/ keine Welt/ kein guttes Werck geben kan; nemlich Ver- gebung der Suͤnden/ aus lauter Gnade/ um des Gecreutzig- ten willen: Alſo/ daß ihr ihre Suͤnden und Fehler nicht zu- gerechnet/ ſondern vergeben ſind um der einigen Gerechtig- keit

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Zitationshilfe: Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/10>, abgerufen am 19.04.2024.