Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].Abdanckungs-Rede. der Glaube und spricht mit Bernhardo: JEsus ist gantzmein/ und was seyn/ das ist auch alles mein; sei- ne Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit/ sein Leben mein Leben/ seine Seeligkeit meine Seeligkeit. Solch ein köstlich Kleinod ist der Glaube. Diesen Glau- ben aber empfangen wir durch die Widergeburth in der Heiligen Tauffe: Denn da ziehen wir CHristum an/ wie Paulus sagt: Wir sind alle Kinder GOttes durch den Glauben: Denn wie viel euer getaufft sind/ die haben CHristum angezogen. Wir können Jhn aber wider verliehren: Das zeiget CHristus an in dem Gleichnüß von dem viererley Acker/ wann Er spricht: Eine Zeitlang gläuben sie/ und zur Zeit der An- fechtung fallen sie ab. Das zeiget auch CHristus Pe- tro an/ wann er spricht: Jch habe für dich gebeten/ daß dein Glaube nicht aufhöre: Als wolte Er sagen: Petre, wann ich nicht für dich gebeten hätte/ so hättestu keinen Glauben mehr. So können wir dann den Glauben war- hafftig verliehren. Wie ist das möglich? Sprichst du. Ja/ wol möglich/ wann GOTT die Hand abzeucht. Von GOttes Seiten zwar kanstdu gewiß seyn/ daß/ der in dir angefangen hat das gutte Werck der Seeligkeit/ der wirds auch vollführen bis auff den Tag JEsu Christi: Du must aber auf deiner Seiten gar behutsam fahren und dich für Tod-Sünden hütten. Wir tragen unsren Schatz in irrdischen Gefässen/ gleich denen/ die ei- nen köstlichen Balsam in einem irrdenen Tigel tragen/ und gehen damit auf einem steinichten oder schlipfferigem We- ge/
Abdanckungs-Rede. der Glaube und ſpricht mit Bernhardo: JEſus iſt gantzmein/ und was ſeyn/ das iſt auch alles mein; ſei- ne Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit/ ſein Leben mein Leben/ ſeine Seeligkeit meine Seeligkeit. Solch ein koͤſtlich Kleinod iſt der Glaube. Dieſen Glau- ben aber empfangen wir durch die Widergeburth in der Heiligen Tauffe: Denn da ziehen wir CHriſtum an/ wie Paulus ſagt: Wir ſind alle Kinder GOttes durch den Glauben: Denn wie viel euer getaufft ſind/ die haben CHriſtum angezogen. Wir koͤnnen Jhn aber wider verliehren: Das zeiget CHriſtus an in dem Gleichnuͤß von dem viererley Acker/ wann Er ſpricht: Eine Zeitlang glaͤuben ſie/ und zur Zeit der An- fechtung fallen ſie ab. Das zeiget auch CHriſtus Pe- tro an/ wann er ſpricht: Jch habe fuͤr dich gebeten/ daß dein Glaube nicht aufhoͤre: Als wolte Er ſagen: Petre, wañ ich nicht fuͤr dich gebeten haͤtte/ ſo haͤtteſtu keinen Glauben mehr. So koͤnnen wir dann den Glauben war- hafftig verliehren. Wie iſt das moͤglich? Sprichſt du. Ja/ wol moͤglich/ wann GOTT die Hand abzeucht. Von GOttes Seiten zwar kanſtdu gewiß ſeyn/ daß/ der in dir angefangen hat das gutte Werck der Seeligkeit/ der wirds auch vollfuͤhren bis auff den Tag JEſu Chriſti: Du muſt aber auf deiner Seiten gar behutſam fahren und dich fuͤr Tod-Suͤnden huͤtten. Wir tragen unſren Schatz in irꝛdiſchen Gefaͤſſen/ gleich denen/ die ei- nen koͤſtlichen Balſam in einem irꝛdenen Tigel tragen/ und gehen damit auf einem ſteinichten oder ſchlipfferigem We- ge/
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0008" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/> der Glaube und ſpricht mit <hi rendition="#aq">Bernhardo:</hi> <hi rendition="#fr">JEſus iſt gantz<lb/> mein/ und was ſeyn/ das iſt auch alles mein; ſei-<lb/> ne Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit/ ſein Leben<lb/> mein Leben/ ſeine Seeligkeit meine Seeligkeit.</hi><lb/> Solch ein koͤſtlich Kleinod iſt der Glaube. Dieſen Glau-<lb/> ben aber empfangen wir durch die Widergeburth in der<lb/> Heiligen Tauffe: Denn da ziehen wir CHriſtum an/ wie<lb/><hi rendition="#aq">Paulus</hi> ſagt: <hi rendition="#fr">Wir ſind alle Kinder GOttes durch<lb/> den Glauben: Denn wie viel euer getaufft ſind/<lb/> die haben CHriſtum angezogen.</hi> Wir koͤnnen Jhn<lb/> aber wider verliehren: Das zeiget CHriſtus an in dem<lb/> Gleichnuͤß von dem viererley Acker/ wann Er ſpricht:<lb/><hi rendition="#fr">Eine Zeitlang glaͤuben ſie/ und zur Zeit der An-<lb/> fechtung fallen ſie ab.</hi> Das zeiget auch CHriſtus <hi rendition="#aq">Pe-<lb/> tro</hi> an/ wann er ſpricht: <hi rendition="#fr">Jch habe fuͤr dich gebeten/<lb/> daß dein Glaube nicht aufhoͤre:</hi> Als wolte Er ſagen:<lb/><hi rendition="#aq">Petre,</hi> wañ ich nicht fuͤr dich gebeten haͤtte/ ſo haͤtteſtu keinen<lb/> Glauben mehr. So koͤnnen wir dann den Glauben war-<lb/> hafftig verliehren. Wie iſt das moͤglich? Sprichſt du. Ja/<lb/> wol moͤglich/ wann GOTT die Hand abzeucht. Von<lb/> GOttes Seiten zwar kanſtdu gewiß ſeyn/ daß/ <hi rendition="#fr">der in<lb/> dir angefangen hat das gutte Werck der Seeligkeit/<lb/> der wirds auch vollfuͤhren bis auff den Tag JEſu<lb/> Chriſti:</hi> Du muſt aber auf deiner Seiten gar behutſam<lb/> fahren und dich fuͤr Tod-Suͤnden huͤtten. Wir tragen<lb/> unſren Schatz in irꝛdiſchen Gefaͤſſen/ gleich denen/ die ei-<lb/> nen koͤſtlichen Balſam in einem irꝛdenen Tigel tragen/ und<lb/> gehen damit auf einem ſteinichten oder ſchlipfferigem We-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0008]
Abdanckungs-Rede.
der Glaube und ſpricht mit Bernhardo: JEſus iſt gantz
mein/ und was ſeyn/ das iſt auch alles mein; ſei-
ne Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit/ ſein Leben
mein Leben/ ſeine Seeligkeit meine Seeligkeit.
Solch ein koͤſtlich Kleinod iſt der Glaube. Dieſen Glau-
ben aber empfangen wir durch die Widergeburth in der
Heiligen Tauffe: Denn da ziehen wir CHriſtum an/ wie
Paulus ſagt: Wir ſind alle Kinder GOttes durch
den Glauben: Denn wie viel euer getaufft ſind/
die haben CHriſtum angezogen. Wir koͤnnen Jhn
aber wider verliehren: Das zeiget CHriſtus an in dem
Gleichnuͤß von dem viererley Acker/ wann Er ſpricht:
Eine Zeitlang glaͤuben ſie/ und zur Zeit der An-
fechtung fallen ſie ab. Das zeiget auch CHriſtus Pe-
tro an/ wann er ſpricht: Jch habe fuͤr dich gebeten/
daß dein Glaube nicht aufhoͤre: Als wolte Er ſagen:
Petre, wañ ich nicht fuͤr dich gebeten haͤtte/ ſo haͤtteſtu keinen
Glauben mehr. So koͤnnen wir dann den Glauben war-
hafftig verliehren. Wie iſt das moͤglich? Sprichſt du. Ja/
wol moͤglich/ wann GOTT die Hand abzeucht. Von
GOttes Seiten zwar kanſtdu gewiß ſeyn/ daß/ der in
dir angefangen hat das gutte Werck der Seeligkeit/
der wirds auch vollfuͤhren bis auff den Tag JEſu
Chriſti: Du muſt aber auf deiner Seiten gar behutſam
fahren und dich fuͤr Tod-Suͤnden huͤtten. Wir tragen
unſren Schatz in irꝛdiſchen Gefaͤſſen/ gleich denen/ die ei-
nen koͤſtlichen Balſam in einem irꝛdenen Tigel tragen/ und
gehen damit auf einem ſteinichten oder ſchlipfferigem We-
ge/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |