Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haßfurter, Wolfgang: Eine Christliche Predigt. Nürnberg, 1608.

Bild:
<< vorherige Seite

Vnd das ich das dabey gedencke/ so hat er sich allzeit befliessen/ das
er mit leichtfertigen vnd berüchtigten Leuten nicht zuschaffen gehabt/
sondern sich jhrer geeussert wo er gekont/ auch nicht gern böß/ leichtfer-
tig Gesind vnd Diener in seinem Hauß gelitten.

Weil denn diesem allem/ wie erzehlt/ in höchster warheit also/ so
schliesse vnd sage ich ja recht vnd billich von vnserm verstorbenen Jun-
ckern seligen/ das er diesen Spruch Christi: Warlich warlich etc. Recht
practiciren, vnd die sequela ohne zweifel erfüllet worden sey.
Vor eins.

II.
Ratione
patientiae
declarati-
onis.
Zum andern sage ich es auch billich von jhm: Wegen der grossen
gedult so er in seinem Leben/ vnd sonderlich in seinem langwürigen
schweren Creutz von sich spüren lassen. Denn vnter andern heist vns ja
GOttes Wort/ auch das wir im Creutz/ Kranckheit vnd allem leyden
sollen geduldig sein/ nicht wider GOtt murren/ sondern sagen mit
Michea 7. Iram Domini portabo, ich wil den zorn deß Herrn
gern tragen/ denn ich habe jhm gesündiget/ vnd mit dem lieben David
Psalm. 119. Herr es ist mir gut das du mich gedemütiget hast/ auf
das ich deine gerechtigkeit erkennen lerne.

Nun hat aber vnser verstorbener Juncker seliger in seiner Kranck-
heit eine solche gedult erwiesen/ das man mir davon kaum gnugsam sa-
gen können. Ja auch seine liebe Haußfraw vnd andere so vmb jhn ge-
wesen/ darzu vermahnet/ vnd vmb gedult vnd mitleiden gebeten. Auch
Gott mit sehnlichen seuftzern darumb stets angeruffen/ vnd seinen wil-
len in Gottes alle zeit ergeben.

Vnd ob wol es bißweilen/ wegen deß grossen schmertzens kein wun-
der gewesen were/ das er vngeduldig worden/ sonderlich weil es in die
länge gewehret/ so hat er doch keinen vngedultigen Othem/ geschweige
ein vngedultiges wort von sich kommen lassen. Weil denn dem aber-
mal also/ das vnser Juncker Gottseliger eine solche gedult er wiesen/ als
ist abermal kein zweifel Gott habe jhn in allen gnaden angesehen/ vnd
an jhm lassen war werden die tröstliche sequelam: Er wird den Todt
nit schmecken ewiglich.

3.
Ratione
ardentissi-
mae preca-
tionis.
Zum Dritten. Schliesse ich solches noch mehr vnd stercker/ wegen
seines fleissigen vnd jnniglichen seufftzens vnd Gebets/ so der ver-
storbene Juncker nicht allein bey gesunden leib stetigs mit allem fleiß

zu

Vnd das ich das dabey gedencke/ ſo hat er ſich allzeit beflieſſen/ das
er mit leichtfertigen vnd berüchtigten Leuten nicht zuſchaffen gehabt/
ſondern ſich jhrer geeuſſert wo er gekont/ auch nicht gern böß/ leichtfer-
tig Geſind vnd Diener in ſeinem Hauß gelitten.

Weil denn dieſem allem/ wie erzehlt/ in höchſter warheit alſo/ ſo
ſchlieſſe vnd ſage ich ja recht vnd billich von vnſerm verſtorbenen Jun-
ckern ſeligen/ das er dieſen Spruch Chriſti: Warlich warlich ꝛc. Recht
practiciren, vnd die ſequela ohne zweifel erfüllet worden ſey.
Vor eins.

II.
Ratione
patientiæ
declarati-
onis.
Zum andern ſage ich es auch billich von jhm: Wegen der groſſen
gedult ſo er in ſeinem Leben/ vnd ſonderlich in ſeinem langwürigen
ſchweren Creutz von ſich ſpüren laſſen. Denn vnter andern heiſt vns ja
GOttes Wort/ auch das wir im Creutz/ Kranckheit vnd allem leyden
ſollen geduldig ſein/ nicht wider GOtt murren/ ſondern ſagen mit
Michea 7. Iram Domini portabo, ich wil den zorn deß Herrn
gern tragen/ denn ich habe jhm geſündiget/ vnd mit dem lieben David
Pſalm. 119. Herr es iſt mir gut das du mich gedemütiget haſt/ auf
das ich deine gerechtigkeit erkennen lerne.

Nun hat aber vnſer verſtorbener Juncker ſeliger in ſeiner Kranck-
heit eine ſolche gedult erwieſen/ das man mir davon kaum gnugſam ſa-
gen können. Ja auch ſeine liebe Haußfraw vnd andere ſo vmb jhn ge-
weſen/ darzu vermahnet/ vnd vmb gedult vnd mitleiden gebeten. Auch
Gott mit ſehnlichen ſeuftzern darumb ſtets angeruffen/ vnd ſeinen wil-
len in Gottes alle zeit ergeben.

Vnd ob wol es bißweilen/ wegen deß groſſen ſchmertzens kein wun-
der geweſen were/ das er vngeduldig worden/ ſonderlich weil es in die
länge gewehret/ ſo hat er doch keinen vngedultigen Othem/ geſchweige
ein vngedultiges wort von ſich kommen laſſen. Weil denn dem aber-
mal alſo/ das vnſer Juncker Gottſeliger eine ſolche gedult er wieſen/ als
iſt abermal kein zweifel Gott habe jhn in allen gnaden angeſehen/ vnd
an jhm laſſen war werden die tröſtliche ſequelam: Er wird den Todt
nit ſchmecken ewiglich.

3.
Ratione
ardẽtiſſi-
mæ preca-
tionis.
Zum Dritten. Schlieſſe ich ſolches noch mehr vnd ſtercker/ wegen
ſeines fleiſſigen vnd jnniglichen ſeufftzens vnd Gebets/ ſo der ver-
ſtorbene Juncker nicht allein bey geſunden leib ſtetigs mit allem fleiß

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <pb facs="#f0032" n="[32]"/>
          <p>Vnd das ich das dabey gedencke/ &#x017F;o hat er &#x017F;ich allzeit beflie&#x017F;&#x017F;en/ das<lb/>
er mit leichtfertigen vnd berüchtigten Leuten nicht zu&#x017F;chaffen gehabt/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ich jhrer geeu&#x017F;&#x017F;ert wo er gekont/ auch nicht gern böß/ leichtfer-<lb/>
tig Ge&#x017F;ind vnd Diener in &#x017F;einem Hauß gelitten.</p><lb/>
          <p>Weil denn die&#x017F;em allem/ wie erzehlt/ in höch&#x017F;ter warheit al&#x017F;o/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e vnd &#x017F;age ich ja recht vnd billich von vn&#x017F;erm ver&#x017F;torbenen Jun-<lb/>
ckern &#x017F;eligen/ das er die&#x017F;en Spruch Chri&#x017F;ti: Warlich warlich &#xA75B;c. Recht<lb/><hi rendition="#aq">practiciren,</hi> vnd die <hi rendition="#aq">&#x017F;equela</hi> ohne zweifel erfüllet worden &#x017F;ey.<lb/>
Vor eins.</p><lb/>
          <p><note place="left"><hi rendition="#aq">II.<lb/>
Ratione<lb/>
patientiæ<lb/>
declarati-<lb/>
onis.</hi></note>Zum andern &#x017F;age ich es auch billich von jhm: Wegen der gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gedult &#x017F;o er in &#x017F;einem Leben/ vnd &#x017F;onderlich in &#x017F;einem langwürigen<lb/>
&#x017F;chweren Creutz von &#x017F;ich &#x017F;püren la&#x017F;&#x017F;en. Denn vnter andern hei&#x017F;t vns ja<lb/>
GOttes Wort/ auch das wir im Creutz/ Kranckheit vnd allem leyden<lb/>
&#x017F;ollen geduldig &#x017F;ein/ nicht wider GOtt murren/ &#x017F;ondern &#x017F;agen mit<lb/>
Michea 7. <hi rendition="#aq">Iram Domini portabo,</hi> ich wil den zorn deß <hi rendition="#k">Herrn</hi><lb/>
gern tragen/ denn ich habe jhm ge&#x017F;ündiget/ vnd mit dem lieben David<lb/>
P&#x017F;alm. 119. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> es i&#x017F;t mir gut das du mich gedemütiget ha&#x017F;t/ auf<lb/>
das ich deine gerechtigkeit erkennen lerne.</p><lb/>
          <p>Nun hat aber vn&#x017F;er ver&#x017F;torbener Juncker &#x017F;eliger in &#x017F;einer Kranck-<lb/>
heit eine &#x017F;olche gedult erwie&#x017F;en/ das man mir davon kaum gnug&#x017F;am &#x017F;a-<lb/>
gen können. Ja auch &#x017F;eine liebe Haußfraw vnd andere &#x017F;o vmb jhn ge-<lb/>
we&#x017F;en/ darzu vermahnet/ vnd vmb gedult vnd mitleiden gebeten. Auch<lb/>
Gott mit &#x017F;ehnlichen &#x017F;euftzern darumb &#x017F;tets angeruffen/ vnd &#x017F;einen wil-<lb/>
len in Gottes alle zeit ergeben.</p><lb/>
          <p>Vnd ob wol es bißweilen/ wegen deß gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmertzens kein wun-<lb/>
der gewe&#x017F;en were/ das er vngeduldig worden/ &#x017F;onderlich weil es in die<lb/>
länge gewehret/ &#x017F;o hat er doch keinen vngedultigen Othem/ ge&#x017F;chweige<lb/>
ein vngedultiges wort von &#x017F;ich kommen la&#x017F;&#x017F;en. Weil denn dem aber-<lb/>
mal al&#x017F;o/ das vn&#x017F;er Juncker Gott&#x017F;eliger eine &#x017F;olche gedult er wie&#x017F;en/ als<lb/>
i&#x017F;t abermal kein zweifel Gott habe jhn in allen gnaden ange&#x017F;ehen/ vnd<lb/>
an jhm la&#x017F;&#x017F;en war werden die trö&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">&#x017F;equelam:</hi> Er wird den Todt<lb/>
nit &#x017F;chmecken ewiglich.</p><lb/>
          <p><note place="left">3.<lb/><hi rendition="#aq">Ratione<lb/>
arde&#x0303;ti&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
mæ preca-<lb/>
tionis.</hi></note>Zum Dritten. Schlie&#x017F;&#x017F;e ich &#x017F;olches noch mehr vnd &#x017F;tercker/ wegen<lb/>
&#x017F;eines flei&#x017F;&#x017F;igen vnd jnniglichen &#x017F;eufftzens vnd Gebets/ &#x017F;o der ver-<lb/>
&#x017F;torbene Juncker nicht allein bey ge&#x017F;unden leib &#x017F;tetigs mit allem fleiß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[32]/0032] Vnd das ich das dabey gedencke/ ſo hat er ſich allzeit beflieſſen/ das er mit leichtfertigen vnd berüchtigten Leuten nicht zuſchaffen gehabt/ ſondern ſich jhrer geeuſſert wo er gekont/ auch nicht gern böß/ leichtfer- tig Geſind vnd Diener in ſeinem Hauß gelitten. Weil denn dieſem allem/ wie erzehlt/ in höchſter warheit alſo/ ſo ſchlieſſe vnd ſage ich ja recht vnd billich von vnſerm verſtorbenen Jun- ckern ſeligen/ das er dieſen Spruch Chriſti: Warlich warlich ꝛc. Recht practiciren, vnd die ſequela ohne zweifel erfüllet worden ſey. Vor eins. Zum andern ſage ich es auch billich von jhm: Wegen der groſſen gedult ſo er in ſeinem Leben/ vnd ſonderlich in ſeinem langwürigen ſchweren Creutz von ſich ſpüren laſſen. Denn vnter andern heiſt vns ja GOttes Wort/ auch das wir im Creutz/ Kranckheit vnd allem leyden ſollen geduldig ſein/ nicht wider GOtt murren/ ſondern ſagen mit Michea 7. Iram Domini portabo, ich wil den zorn deß Herrn gern tragen/ denn ich habe jhm geſündiget/ vnd mit dem lieben David Pſalm. 119. Herr es iſt mir gut das du mich gedemütiget haſt/ auf das ich deine gerechtigkeit erkennen lerne. II. Ratione patientiæ declarati- onis. Nun hat aber vnſer verſtorbener Juncker ſeliger in ſeiner Kranck- heit eine ſolche gedult erwieſen/ das man mir davon kaum gnugſam ſa- gen können. Ja auch ſeine liebe Haußfraw vnd andere ſo vmb jhn ge- weſen/ darzu vermahnet/ vnd vmb gedult vnd mitleiden gebeten. Auch Gott mit ſehnlichen ſeuftzern darumb ſtets angeruffen/ vnd ſeinen wil- len in Gottes alle zeit ergeben. Vnd ob wol es bißweilen/ wegen deß groſſen ſchmertzens kein wun- der geweſen were/ das er vngeduldig worden/ ſonderlich weil es in die länge gewehret/ ſo hat er doch keinen vngedultigen Othem/ geſchweige ein vngedultiges wort von ſich kommen laſſen. Weil denn dem aber- mal alſo/ das vnſer Juncker Gottſeliger eine ſolche gedult er wieſen/ als iſt abermal kein zweifel Gott habe jhn in allen gnaden angeſehen/ vnd an jhm laſſen war werden die tröſtliche ſequelam: Er wird den Todt nit ſchmecken ewiglich. Zum Dritten. Schlieſſe ich ſolches noch mehr vnd ſtercker/ wegen ſeines fleiſſigen vnd jnniglichen ſeufftzens vnd Gebets/ ſo der ver- ſtorbene Juncker nicht allein bey geſunden leib ſtetigs mit allem fleiß zu 3. Ratione ardẽtiſſi- mæ preca- tionis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508113
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508113/32
Zitationshilfe: Haßfurter, Wolfgang: Eine Christliche Predigt. Nürnberg, 1608, S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508113/32>, abgerufen am 21.11.2024.