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Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672.

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Christliche
cket/ wenn er plötzlich umb etliche stück Vieh kömmt/ wil
geschweigen/ wenn man gantze Heerden/ und zwar in
solcher Menge/ wie Hiob/ verliehren solte? Die jenigen
so heuer ihre schöne Heerden Schaaff-Viehe eingebüsset/
werden dem Hiob wohl gläuben/ wie ihm zu Muthe ge-
wesen/ da er so viel 1000. stück an unterschiedlichen kost-
baren Vieh auff einmahl so kürtzlich verlohren. Aber
das war noch der geringste Verlust und Jammer. Es
2.kam 2. darzu der schmertzliche und Hertzbrechende Ver-
lust seiner lieben Kinder/ welche alle auff einmahl in dem
Hause ihres erstgebohrnen Bruders/ bey dem sie in Frö-
ligkeit beyfammen waren/ plötzlich und jämmerlich um-
kahmen/ indem der leidige Satan einen grossen und
grausamen Wind erregte/ welcher auff alle 4. Ecken des
Hauses stieß/ und dasselbe erschrecklich auff die gedach-
ten Kinder warff und stürtzte/ daß sie alle elendiglich
darunter sterben musten. Das war nun freylich ein
Jammer über allen Jammer/ ein Schmertz über alle
Schmertzen; Kinder kommen von Hertzen/ und gehen
auch wieder zu Hertzen; Wenn mancher nur eins von
seinen Kindern solte sehen elendiglich umbkommen/ was
Jammer und Schmertzen solte es ihm verursachen.
Da Jacob den einzigen Joseph von seinen 12. Söh-
nen verlohr/ wolte er sich durchaus nicht trösten lassen/
Gen. 37, 35.ob schon alle seine Söhne und Töchter aufftraten/ daß
2. Sam. 18.
v.
33.
sie ihn trösteten; Da David den Absolon einbüßte/
was für eine bittere Klage führte er/ und wie jämmer-
lich und erbärmlich stelte er sich deßwegen; Wie solte
dann nun der Verlust aller Kinder dem Hiob nicht ge-
jammert und gekräncket haben/ denn er freylich alles
Haab und Vieh gerne würde vergessen haben/ wenn

GOtt

Chriſtliche
cket/ wenn er ploͤtzlich umb etliche ſtuͤck Vieh koͤmmt/ wil
geſchweigen/ wenn man gantze Heerden/ und zwar in
ſolcher Menge/ wie Hiob/ verliehren ſolte? Die jenigen
ſo heuer ihre ſchoͤne Heerden Schaaff-Viehe eingebuͤſſet/
werden dem Hiob wohl glaͤuben/ wie ihm zu Muthe ge-
weſen/ da er ſo viel 1000. ſtuͤck an unterſchiedlichen koſt-
baren Vieh auff einmahl ſo kuͤrtzlich verlohren. Aber
das war noch der geringſte Verluſt und Jammer. Es
2.kam 2. darzu der ſchmertzliche und Hertzbrechende Ver-
luſt ſeiner lieben Kinder/ welche alle auff einmahl in dem
Hauſe ihres erſtgebohrnen Bruders/ bey dem ſie in Froͤ-
ligkeit beyfammen waren/ ploͤtzlich und jaͤmmerlich um-
kahmen/ indem der leidige Satan einen groſſen und
grauſamen Wind erregte/ welcher auff alle 4. Ecken des
Hauſes ſtieß/ und daſſelbe erſchrecklich auff die gedach-
ten Kinder warff und ſtuͤrtzte/ daß ſie alle elendiglich
darunter ſterben muſten. Das war nun freylich ein
Jammer uͤber allen Jammer/ ein Schmertz uͤber alle
Schmertzen; Kinder kommen von Hertzen/ und gehen
auch wieder zu Hertzen; Wenn mancher nur eins von
ſeinen Kindern ſolte ſehen elendiglich umbkommen/ was
Jammer und Schmertzen ſolte es ihm verurſachen.
Da Jacob den einzigen Joſeph von ſeinen 12. Soͤh-
nen verlohr/ wolte er ſich durchaus nicht troͤſten laſſen/
Gen. 37, 35.ob ſchon alle ſeine Soͤhne und Toͤchter aufftraten/ daß
2. Sam. 18.
v.
33.
ſie ihn troͤſteten; Da David den Abſolon einbuͤßte/
was fuͤr eine bittere Klage fuͤhrte er/ und wie jaͤmmer-
lich und erbaͤrmlich ſtelte er ſich deßwegen; Wie ſolte
dann nun der Verluſt aller Kinder dem Hiob nicht ge-
jammert und gekraͤncket haben/ denn er freylich alles
Haab und Vieh gerne wuͤrde vergeſſen haben/ wenn

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[8/0008] Chriſtliche cket/ wenn er ploͤtzlich umb etliche ſtuͤck Vieh koͤmmt/ wil geſchweigen/ wenn man gantze Heerden/ und zwar in ſolcher Menge/ wie Hiob/ verliehren ſolte? Die jenigen ſo heuer ihre ſchoͤne Heerden Schaaff-Viehe eingebuͤſſet/ werden dem Hiob wohl glaͤuben/ wie ihm zu Muthe ge- weſen/ da er ſo viel 1000. ſtuͤck an unterſchiedlichen koſt- baren Vieh auff einmahl ſo kuͤrtzlich verlohren. Aber das war noch der geringſte Verluſt und Jammer. Es kam 2. darzu der ſchmertzliche und Hertzbrechende Ver- luſt ſeiner lieben Kinder/ welche alle auff einmahl in dem Hauſe ihres erſtgebohrnen Bruders/ bey dem ſie in Froͤ- ligkeit beyfammen waren/ ploͤtzlich und jaͤmmerlich um- kahmen/ indem der leidige Satan einen groſſen und grauſamen Wind erregte/ welcher auff alle 4. Ecken des Hauſes ſtieß/ und daſſelbe erſchrecklich auff die gedach- ten Kinder warff und ſtuͤrtzte/ daß ſie alle elendiglich darunter ſterben muſten. Das war nun freylich ein Jammer uͤber allen Jammer/ ein Schmertz uͤber alle Schmertzen; Kinder kommen von Hertzen/ und gehen auch wieder zu Hertzen; Wenn mancher nur eins von ſeinen Kindern ſolte ſehen elendiglich umbkommen/ was Jammer und Schmertzen ſolte es ihm verurſachen. Da Jacob den einzigen Joſeph von ſeinen 12. Soͤh- nen verlohr/ wolte er ſich durchaus nicht troͤſten laſſen/ ob ſchon alle ſeine Soͤhne und Toͤchter aufftraten/ daß ſie ihn troͤſteten; Da David den Abſolon einbuͤßte/ was fuͤr eine bittere Klage fuͤhrte er/ und wie jaͤmmer- lich und erbaͤrmlich ſtelte er ſich deßwegen; Wie ſolte dann nun der Verluſt aller Kinder dem Hiob nicht ge- jammert und gekraͤncket haben/ denn er freylich alles Haab und Vieh gerne wuͤrde vergeſſen haben/ wenn GOtt 2. Gen. 37, 35. 2. Sam. 18. v. 33.

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Zitationshilfe: Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508139/8>, abgerufen am 03.12.2024.