Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neomenius, Johann: Christliche Leichpredigt. Brieg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd jhn vollendt grewlich vnd heßlich gemacht hat. Ohne
zweiffel hat er sich selten ohne Nase Augen vnnd klägliches
weinen anschawen können. Es nehme es ein jeglicher bey
sich selbst ab/ wie jhme zu muth sein solte/ wenn er aus al-
ler glückseligkeit inn das eusserste Elendt/ aus der schönesten
gesundheit in die aller heß[l]ichste Kra[n]ckheit gerahten wehre/
wie jhm das sein hertz krencken würde/ also ist auch Job nur
nicht eysern gen est/ sondern hat auch seine affectus ge-
habt/ die jhn in seiner noth hefftig betrübet haben.

Zum dritten/ klaget er ober den geschwinden vnd vnvorseh-
nen ablauff seines lebens/ den er sehr artig verblümet/ durch
das gleichnüß vom Weberspule/ der nimmer inn einer
hand bleibet/ sondern wird durch viel auffgespannete Fäden
geschwinde geworffen/ also/ des Menschen leben blei-Ijob 14 v 2.
bet nimmer in einem stande/ sondern wird hin vnd her ge-
worffen/ durch viel vnd dicke Fädem des mancherley vnglü-
ckes vnnd vielfaltigen trübsals/ die alle außgespannet sein/
durch welche der Mensch in seinem leben wandern mus/ O
es seind stachlichte Dornen/ vnd scharffbrennende Visteln/
die ein Mensch durchgehen muß/ vnnd dazu offters durch
lauffen/ ehe er aus der Väterlichen probir vnd Creutz-Syr. 2. v. 4. 5
handt/ seines Gottes/ in die genedige frides vnd Trost-
handt
des Ewigen Vaters kommet.

Verberat una DEi, sed sublevat altera lapsumNath.
Iustitia pollens & bonitate manus.Chytr:

Ein Weberspul/ je offter er durchgeworffen wird/ [so ge-]
laufftiger er wird/ ein Christ je offter er durchs Creutz leufft/
je huttiger er wird im Geist vnnd glauben/ aber wenn der

Spul

vnd jhn vollendt grewlich vnd heßlich gemacht hat. Ohne
zweiffel hat er ſich ſelten ohne Naſe Augen vnnd klaͤgliches
weinen anſchawen koͤnnen. Es nehme es ein jeglicher bey
ſich ſelbſt ab/ wie jhme zu muth ſein ſolte/ wenn er aus al-
ler gluͤckſeligkeit inn das euſſerſte Elendt/ aus der ſchoͤneſten
geſundheit in die aller heß[l]ichſte Kra[n]ckheit gerahten wehre/
wie jhm das ſein hertz krencken wuͤrde/ alſo iſt auch Job nur
nicht eyſern gen eſt/ ſondern hat auch ſeine affectus ge-
habt/ die jhn in ſeiner noth hefftig betruͤbet haben.

Zum dritten/ klaget er ober den geſchwinden vnd vnvorſeh-
nen ablauff ſeines lebens/ den er ſehr artig verbluͤmet/ durch
das gleichnuͤß vom Weberſpule/ der nimmer inn einer
hand bleibet/ ſondern wird durch viel auffgeſpannete Faͤden
geſchwinde geworffen/ alſo/ des Menſchen leben blei-Ijob 14 v 2.
bet nimmer in einem ſtande/ ſondern wird hin vnd her ge-
worffen/ durch viel vnd dicke Faͤdem des mancherley vngluͤ-
ckes vnnd vielfaltigen truͤbſals/ die alle außgeſpannet ſein/
durch welche der Menſch in ſeinem leben wandern mus/ O
es ſeind ſtachlichte Dornen/ vnd ſcharffbrennende Viſteln/
die ein Menſch durchgehen muß/ vnnd dazu offters durch
lauffen/ ehe er aus der Vaͤterlichen probir vnd Creutz-Syr. 2. v. 4. 5
handt/ ſeines Gottes/ in die genedige frides vnd Troſt-
handt
des Ewigen Vaters kommet.

Verberat una DEi, ſed ſublevat altera lapſumNath.
Iuſtitiâ pollens & bonitate manus.Chytr:

Ein Weberſpul/ je offter er durchgeworffen wird/ [ſo ge-]
laufftiger er wird/ ein Chriſt je offter er durchs Creutz leufft/
je huttiger er wird im Geiſt vnnd glauben/ aber wenn der

Spul
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0031" n="12.[31]"/>
vnd jhn vollendt grewlich vnd heßlich gemacht hat. Ohne<lb/>
zweiffel hat er &#x017F;ich &#x017F;elten ohne Na&#x017F;e Augen vnnd kla&#x0364;gliches<lb/>
weinen an&#x017F;chawen ko&#x0364;nnen. Es nehme es ein jeglicher bey<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ab/ wie jhme zu muth &#x017F;ein &#x017F;olte/ wenn er aus al-<lb/>
ler glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit inn das eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Elendt/ aus der &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;undheit in die aller heß<supplied>l</supplied>ich&#x017F;te Kra<supplied>n</supplied>ckheit gerahten wehre/<lb/>
wie jhm das &#x017F;ein hertz krencken wu&#x0364;rde/ al&#x017F;o i&#x017F;t auch Job nur<lb/><hi rendition="#fr">nicht ey&#x017F;ern</hi> gen e&#x017F;t/ &#x017F;ondern hat auch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">affectus</hi> ge-<lb/>
habt/ die jhn in &#x017F;einer noth hefftig betru&#x0364;bet haben.</p><lb/>
            <p>Zum dritten/ klaget er ober den ge&#x017F;chwinden v<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> vnvor&#x017F;eh-<lb/>
nen ablauff &#x017F;eines lebens/ den er &#x017F;ehr artig verblu&#x0364;met/ durch<lb/>
das gleichnu&#x0364;ß vom <hi rendition="#fr">Weber&#x017F;pule/</hi> der nimmer inn einer<lb/>
hand bleibet/ &#x017F;ondern wird durch viel auffge&#x017F;pannete Fa&#x0364;den<lb/>
ge&#x017F;chwinde geworffen/ al&#x017F;o/ des <hi rendition="#fr">Men&#x017F;chen leben blei-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ijob</hi> 14 <hi rendition="#i">v</hi></hi> 2.</note><lb/><hi rendition="#fr">bet ni<choice><abbr>m&#x0303;</abbr><expan>mm</expan></choice>er in einem &#x017F;tande/</hi> &#x017F;ondern wird hin v<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> her ge-<lb/>
worffen/ durch viel vnd dicke Fa&#x0364;dem des mancherley vnglu&#x0364;-<lb/>
ckes vnnd vielfaltigen tru&#x0364;b&#x017F;als/ die alle außge&#x017F;pannet &#x017F;ein/<lb/>
durch welche der Men&#x017F;ch in &#x017F;einem leben wandern mus/ O<lb/>
es &#x017F;eind &#x017F;tachlichte Dornen/ vnd &#x017F;charffbrennende Vi&#x017F;teln/<lb/>
die ein Men&#x017F;ch durchgehen muß/ vnnd dazu offters durch<lb/>
lauffen/ ehe er aus der Va&#x0364;terlichen <hi rendition="#fr">probir vnd Creutz-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Syr.</hi> 2. <hi rendition="#i">v.</hi></hi> 4. 5</note><lb/><hi rendition="#fr">handt/</hi> &#x017F;eines Gottes/ in die genedige <hi rendition="#fr">frides vnd Tro&#x017F;t-<lb/>
handt</hi> des Ewigen Vaters kommet.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">Verberat una DEi, &#x017F;ed &#x017F;ublevat altera lap&#x017F;um</hi> <note place="right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nath.</hi> </hi> </note>
              </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Iu&#x017F;titiâ pollens &amp; bonitate manus.</hi> <note place="right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Chytr:</hi> </hi> </note>
              </l>
            </lg><lb/>
            <p>Ein Weber&#x017F;pul/ je offter er durchgeworffen wird/ <supplied>&#x017F;o ge-</supplied><lb/>
laufftiger er wird/ ein Chri&#x017F;t je offter er durchs Creutz leufft/<lb/>
je huttiger er wird im Gei&#x017F;t vnnd glauben/ aber wenn der<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Spul</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12.[31]/0031] vnd jhn vollendt grewlich vnd heßlich gemacht hat. Ohne zweiffel hat er ſich ſelten ohne Naſe Augen vnnd klaͤgliches weinen anſchawen koͤnnen. Es nehme es ein jeglicher bey ſich ſelbſt ab/ wie jhme zu muth ſein ſolte/ wenn er aus al- ler gluͤckſeligkeit inn das euſſerſte Elendt/ aus der ſchoͤneſten geſundheit in die aller heßlichſte Kranckheit gerahten wehre/ wie jhm das ſein hertz krencken wuͤrde/ alſo iſt auch Job nur nicht eyſern gen eſt/ ſondern hat auch ſeine affectus ge- habt/ die jhn in ſeiner noth hefftig betruͤbet haben. Zum dritten/ klaget er ober den geſchwinden vñ vnvorſeh- nen ablauff ſeines lebens/ den er ſehr artig verbluͤmet/ durch das gleichnuͤß vom Weberſpule/ der nimmer inn einer hand bleibet/ ſondern wird durch viel auffgeſpannete Faͤden geſchwinde geworffen/ alſo/ des Menſchen leben blei- bet nim̃er in einem ſtande/ ſondern wird hin vñ her ge- worffen/ durch viel vnd dicke Faͤdem des mancherley vngluͤ- ckes vnnd vielfaltigen truͤbſals/ die alle außgeſpannet ſein/ durch welche der Menſch in ſeinem leben wandern mus/ O es ſeind ſtachlichte Dornen/ vnd ſcharffbrennende Viſteln/ die ein Menſch durchgehen muß/ vnnd dazu offters durch lauffen/ ehe er aus der Vaͤterlichen probir vnd Creutz- handt/ ſeines Gottes/ in die genedige frides vnd Troſt- handt des Ewigen Vaters kommet. Ijob 14 v 2. Syr. 2. v. 4. 5 Verberat una DEi, ſed ſublevat altera lapſum Iuſtitiâ pollens & bonitate manus. Ein Weberſpul/ je offter er durchgeworffen wird/ ſo ge- laufftiger er wird/ ein Chriſt je offter er durchs Creutz leufft/ je huttiger er wird im Geiſt vnnd glauben/ aber wenn der Spul

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508270
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508270/31
Zitationshilfe: Neomenius, Johann: Christliche Leichpredigt. Brieg, 1616, S. 12.[31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508270/31>, abgerufen am 03.12.2024.