Neomenius, Johann: Exilii humani Miseria & Consolatio. [Brieg], 1622.Knaben die angebohrne Thorheit aus dem hertzen Vnnd wer kan alles was den Menschen plaget auff er- Kompts zum alter/ da finden sich grawe haar/ mit Prima dies dolor est, medius dolor, ultima summus. Der erste tag diß lebens zart Mit schmertzen geht zur Jammerfarth/ Der ander/ bringet gleiche klag Der dritt mit weinen schleicht ins Grab. Zum andern haben wir zu klagen über vnsere eigene sün- er) C
Knaben die angebohrne Thorheit aus dem hertzen Vnnd wer kan alles was den Menſchen plaget auff er- Kompts zum alter/ da finden ſich grawe haar/ mit Prima dies dolor eſt, medius dolor, ultima ſummus. Der erſte tag diß lebens zart Mit ſchmertzen geht zur Jammerfarth/ Der ander/ bringet gleiche klag Der dritt mit weinen ſchleicht ins Grab. Zum andern haben wir zu klagen uͤber vnſere eigene ſuͤn- er) C
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0017"/><hi rendition="#fr">Knaben die</hi> angebohrne <hi rendition="#fr">Thorheit aus dem hertzen<lb/> treiben/</hi> da ſetzt es abermals thraͤnen/ biß man ſchier zu<lb/> den Maͤnlichen Jahren kommet/ da hats wol ein anſehen/<lb/> als wolte es nun eineſt gutt werden/ vnd die klage ſtimme<lb/> ein ende nemen/ weil damals die Natur mit jhrer anmut-<lb/> tigkeit am luſtigſten: Aber baldt finden ſich neweſorgen/ da<lb/> hebt man an hauß zu halten/ aͤmbter zubedienen/ Ehelich zu<lb/> werden/ ꝛc. Da kommet man allererſt recht inn die Klage-<lb/> ſchul hienein/ das man fuͤr kummer offters das heubt in die<lb/> haͤnde legt/ vnd des nachtes im weichen Bette nicht ſchlaf-<lb/> fen kan/ da man zuvor auff harten Baͤncken beſſer geru-<lb/> het hat.</p><lb/> <p>Vnnd wer kan alles was den Menſchen plaget auff er-<lb/> den/ <hi rendition="#aq">ſpecificiren</hi>? ein jeder fuͤhlets wol ſelber wo jhn der<lb/> ſchuch druͤcket.</p><lb/> <p>Kompts zum alter/ da finden ſich grawe haar/ mit<lb/> mancherley kranckheit vnd beſchwerungen/ biß das wir vol-<lb/> lend im tode den Geiſt auffgeben/ Alſo bleibts dabey was<lb/> im bekandten Schulverß geſagt wird.</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Prima dies dolor eſt, medius dolor, ultima ſummus.</hi> </quote> </cit><lb/> <lg type="poem"> <l>Der erſte tag diß lebens zart</l><lb/> <l>Mit ſchmertzen geht zur Jammerfarth/</l><lb/> <l>Der ander/ bringet gleiche klag</l><lb/> <l>Der dritt mit weinen ſchleicht ins Grab.</l> </lg><lb/> <p>Zum andern haben wir zu klagen uͤber vnſere eigene ſuͤn-<lb/> de/ damit wir ſelbſt Gott taͤglich erzuͤrnen/ vnd dardurch vn-<lb/> ſern jammer vnd Elend heufflen/ daruͤber Jeremias klagt/<lb/> ſampt der gantzen Juͤdiſchen Kyrchen/ zur zeit der Baby-<lb/> loniſchen verwuͤſtung. <hi rendition="#fr">Meine ſchwere ſuͤnden</hi> (ſpricht<note place="right"><hi rendition="#aq">Thren.</hi> 1.<lb/> 14.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom">C</fw><fw type="catch" place="bottom">er)</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Knaben die angebohrne Thorheit aus dem hertzen
treiben/ da ſetzt es abermals thraͤnen/ biß man ſchier zu
den Maͤnlichen Jahren kommet/ da hats wol ein anſehen/
als wolte es nun eineſt gutt werden/ vnd die klage ſtimme
ein ende nemen/ weil damals die Natur mit jhrer anmut-
tigkeit am luſtigſten: Aber baldt finden ſich neweſorgen/ da
hebt man an hauß zu halten/ aͤmbter zubedienen/ Ehelich zu
werden/ ꝛc. Da kommet man allererſt recht inn die Klage-
ſchul hienein/ das man fuͤr kummer offters das heubt in die
haͤnde legt/ vnd des nachtes im weichen Bette nicht ſchlaf-
fen kan/ da man zuvor auff harten Baͤncken beſſer geru-
het hat.
Vnnd wer kan alles was den Menſchen plaget auff er-
den/ ſpecificiren? ein jeder fuͤhlets wol ſelber wo jhn der
ſchuch druͤcket.
Kompts zum alter/ da finden ſich grawe haar/ mit
mancherley kranckheit vnd beſchwerungen/ biß das wir vol-
lend im tode den Geiſt auffgeben/ Alſo bleibts dabey was
im bekandten Schulverß geſagt wird.
Prima dies dolor eſt, medius dolor, ultima ſummus.
Der erſte tag diß lebens zart
Mit ſchmertzen geht zur Jammerfarth/
Der ander/ bringet gleiche klag
Der dritt mit weinen ſchleicht ins Grab.
Zum andern haben wir zu klagen uͤber vnſere eigene ſuͤn-
de/ damit wir ſelbſt Gott taͤglich erzuͤrnen/ vnd dardurch vn-
ſern jammer vnd Elend heufflen/ daruͤber Jeremias klagt/
ſampt der gantzen Juͤdiſchen Kyrchen/ zur zeit der Baby-
loniſchen verwuͤſtung. Meine ſchwere ſuͤnden (ſpricht
er)
Thren. 1.
14.
C
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |