Silber, Wolfgang: Exequiae Rothianae. Leipzig, 1619.Christliche Leichpredigt. darumb auch an jhnen sehr viel gelegen: die geben auffsAlter nach/ werden schlaff/ vnd hinlege/ lassen die Glie- der sincken/ vnd dahin fallen/ welches doch auch zugleich auß jener Vrsach des schwindenden Appetitus herrüh- ret/ das heisset: der Silberne Strick kömpt weg. 2. Wie sonsten das Gold eine sonderliche gemein- Denn/ der Eymer zulechtzet am Born: Das Wenn sich das Brünnlein nicht mehr thut ergiessen/ So hört das Bächlein auch auff zufliessen/ Vnd kan nicht gewessert werden die Wiesen/ Da muß notwendig das Gräßlein sich verliesen. Also auch im Menschlichen Cörper/ wo das Ge- blüte
Chriſtliche Leichpredigt. darumb auch an jhnen ſehr viel gelegen: die geben auffsAlter nach/ werden ſchlaff/ vnd hinlege/ laſſen die Glie- der ſincken/ vnd dahin fallen/ welches doch auch zugleich auß jener Vrſach des ſchwindenden Appetitus herruͤh- ret/ das heiſſet: der Silberne Strick koͤmpt weg. 2. Wie ſonſten das Gold eine ſonderliche gemein- Denn/ der Eymer zulechtzet am Born: Das Wenn ſich das Bruͤnnlein nicht mehr thut ergieſſen/ So hoͤrt das Baͤchlein auch auff zuflieſſen/ Vnd kan nicht geweſſert werden die Wieſen/ Da muß notwendig das Graͤßlein ſich verlieſen. Alſo auch im Menſchlichen Coͤrper/ wo das Ge- bluͤte
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Chriſtliche Leichpredigt.
darumb auch an jhnen ſehr viel gelegen: die geben auffs
Alter nach/ werden ſchlaff/ vnd hinlege/ laſſen die Glie-
der ſincken/ vnd dahin fallen/ welches doch auch zugleich
auß jener Vrſach des ſchwindenden Appetitus herruͤh-
ret/ das heiſſet: der Silberne Strick koͤmpt weg.
Die guͤldene Quelle verleufft ſich: Dieſe iſt
das Humidum radicale, Die natuͤrliche Feuchtigkeit
in dem Menſchen/ die verdrucknet/ dadurch dann das
Hertze matt wird/ vnd welcket/ vnd alle natuͤrliche Waͤr-
me ſich verleuret/ vnnd die kraͤffte legen den Menſchen
abe.
2.
Fontem au-
teum Cor.
Wie ſonſten das Gold eine ſonderliche gemein-
ſchafft hat zum Hertzen/ daß es daſſelbige durch die A-
dern ſtaͤrcket: Alſo wird hie das Hertz mit ſeiner natuͤr-
lichen Feuchtigkeit vnd kraͤfften eine guͤldene Quelle
genandt/ dardurch dem gantzen Leibe vnd allen Glie-
dern krafft vnd ſafft zugehet/ die verleuret ſich bey den
Alten vnd zerrinnet.
Denn/ der Eymer zulechtzet am Born: Das
iſt/ die groſſe Ader vber der Leber/ welche das Gebluͤt auß
der Leber ſchoͤpffet/ vnnd vermittelſt der andern Adern/
als darzu gelegten rinnlein/ in den gantzen Leib fuͤhret
vnd leitet/ dadurch alle Glieder er nehret werden/ die zu-
lechtzet wird matt/ vnd nimmet ab/ ſie faſſet nicht mehr
ſo viel friſches Blutes: Da heiſſet es dann: Ceſſante
cauſa, ceſſant effectus, i. e.
3.
Hyd_iam
confringentem
venam cavam.
Alexis cul-
dam ridenti i-
pſum, iam ſenio
feſſum ægrè,
lentèq; incede-
re, ac roganti,
quid ageret?
paulatim inquit
morior, ſive pe-
detentim mori-
or. Stob. ſerm.
115.
Wenn ſich das Bruͤnnlein nicht mehr thut ergieſſen/
So hoͤrt das Baͤchlein auch auff zuflieſſen/
Vnd kan nicht geweſſert werden die Wieſen/
Da muß notwendig das Graͤßlein ſich verlieſen.
Alſo auch im Menſchlichen Coͤrper/ wo das Ge-
bluͤte
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