Francisci, Martinus: Des Sterbens Gewißheit und Der hinterbliebenden Zufriedenheit. [Musckaw], [1675].Abdanckungs-Rede. Collegen/ Raths- und Gerichts-Verwandten. Und solches umbso viel desto mehr/ weilen sie kaum in einer halben Jahres-Frist zwo Seulen aus ihren Regiments-Hause verlohren. Gewiß es ist kein gut Omen, und pfleget auf solche Hinwegraffung from- mer Regenten gemeiniglich den Stadt-Wesen ein Unglück zu folgen/ und mögen wir wohl zusehen und uns besinnen ob nicht eine Straffe GOttes dahinter liege/ erinnert der Chur-Sächß. Ober-Hof-Prediger D. Geier, in der Betrachtung der Sterb- ligkeit. (Tom. 2. p. 164.) wie denn der HErr unser GOtt es als einen grossen Land- und Stadt-Schaden drauet Es. III. v. 2. Jch will wegnehmen von Jerusalem und Juda/ Starcke und Kriegsleute/ Richter/ Propheten/ Wahrsager und Elte- ste/ Haubtleute über funffzig/ und ehrliche Leute/ Räthe/ und weise Werckleute und kluge Redner. Nun solchen Riß hat der Allerhöchste allhier gethan/ der wende ab allen zubefürch- tenden Unfall. Und also hat der seel. Herr Burgermeister mit dem Ertzvater Jacob/ in seinem Exempel uns allen vor Augen gestellet des Sterbens Gewißheit/ welcher aus seiner Gra- bes-Kammer gleichsam nochmahls uns zuruffende/ die vorge- dachte Todes-Ankündigung wiederholet: Siehe ich sterbe! Siehe liebe Ehegenossin ich sterbe! Siehe mein liebes Haus ich sterbe! Siehe mein liebes Vaterland ich sterbe! Jch sterbe dem Leibe/ und lebe der Seelen nach! Jch sterbe ab allen in der Welt häuffig befindlichen Unglücks-Jammer! Siehe ich sterbe! Wie nun dieses ein Hertz durchdringendes Trauer-An- Jacob
Abdanckungs-Rede. Collegen/ Raths- und Gerichts-Verwandten. Und ſolches umbſo viel deſto mehr/ weilen ſie kaum in einer halben Jahres-Friſt zwo Seulen aus ihren Regiments-Hauſe verlohren. Gewiß es iſt kein gut Omen, und pfleget auf ſolche Hinwegraffung from- mer Regenten gemeiniglich den Stadt-Weſen ein Ungluͤck zu folgen/ und mögen wir wohl zuſehen und uns beſinnen ob nicht eine Straffe GOttes dahinter liege/ erinnert der Chur-Saͤchß. Ober-Hof-Prediger D. Geier, in der Betrachtung der Sterb- ligkeit. (Tom. 2. p. 164.) wie denn der HErr unſer GOtt es als einen groſſen Land- und Stadt-Schaden drauet Eſ. III. v. 2. Jch will wegnehmen von Jeruſalem und Juda/ Starcke und Kriegsleute/ Richter/ Propheten/ Wahrſager und Elte- ſte/ Haubtleute uͤber funffzig/ und ehrliche Leute/ Raͤthe/ und weiſe Werckleute und kluge Redner. Nun ſolchen Riß hat der Allerhöchſte allhier gethan/ der wende ab allen zubefuͤrch- tenden Unfall. Und alſo hat der ſeel. Herr Burgermeiſter mit dem Ertzvater Jacob/ in ſeinem Exempel uns allen vor Augen geſtellet des Sterbens Gewißheit/ welcher aus ſeiner Gra- bes-Kammer gleichſam nochmahls uns zuruffende/ die vorge- dachte Todes-Ankuͤndigung wiederholet: Siehe ich ſterbe! Siehe liebe Ehegenoſſin ich ſterbe! Siehe mein liebes Haus ich ſterbe! Siehe mein liebes Vaterland ich ſterbe! Jch ſterbe dem Leibe/ und lebe der Seelen nach! Jch ſterbe ab allen in der Welt haͤuffig befindlichen Ungluͤcks-Jam̃er! Siehe ich ſterbe! Wie nun dieſes ein Hertz durchdringendes Trauer-An- Jacob
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Abdanckungs-Rede.
Collegen/ Raths- und Gerichts-Verwandten. Und ſolches umb
ſo viel deſto mehr/ weilen ſie kaum in einer halben Jahres-Friſt
zwo Seulen aus ihren Regiments-Hauſe verlohren. Gewiß es
iſt kein gut Omen, und pfleget auf ſolche Hinwegraffung from-
mer Regenten gemeiniglich den Stadt-Weſen ein Ungluͤck zu
folgen/ und mögen wir wohl zuſehen und uns beſinnen ob nicht
eine Straffe GOttes dahinter liege/ erinnert der Chur-Saͤchß.
Ober-Hof-Prediger D. Geier, in der Betrachtung der Sterb-
ligkeit. (Tom. 2. p. 164.) wie denn der HErr unſer GOtt es als
einen groſſen Land- und Stadt-Schaden drauet Eſ. III. v. 2. Jch
will wegnehmen von Jeruſalem und Juda/ Starcke und
Kriegsleute/ Richter/ Propheten/ Wahrſager und Elte-
ſte/ Haubtleute uͤber funffzig/ und ehrliche Leute/ Raͤthe/
und weiſe Werckleute und kluge Redner. Nun ſolchen Riß
hat der Allerhöchſte allhier gethan/ der wende ab allen zubefuͤrch-
tenden Unfall. Und alſo hat der ſeel. Herr Burgermeiſter mit
dem Ertzvater Jacob/ in ſeinem Exempel uns allen vor Augen
geſtellet des Sterbens Gewißheit/ welcher aus ſeiner Gra-
bes-Kammer gleichſam nochmahls uns zuruffende/ die vorge-
dachte Todes-Ankuͤndigung wiederholet: Siehe ich ſterbe!
Siehe liebe Ehegenoſſin ich ſterbe! Siehe mein liebes Haus ich
ſterbe! Siehe mein liebes Vaterland ich ſterbe! Jch ſterbe dem
Leibe/ und lebe der Seelen nach! Jch ſterbe ab allen in der Welt
haͤuffig befindlichen Ungluͤcks-Jam̃er! Siehe ich ſterbe!
Wie nun dieſes ein Hertz durchdringendes Trauer-An-
kuͤndigen iſt/ daruͤber bey denen hinterbliebenen allerſeits nichts
als Winſeln und Wehklagen gehoͤret wird; Alſo iſt gegentheils
dieſes fuͤr die ſchmertzlich verwundete ein heilſames Troſt-Pfla-
ſter/ welches ſtracks drauf/ alſo lautende/ folget: Und GOtt
wird mit euch ſeyn! Siehe ich ſterbe und GOtt wird mit
euch ſeyn! Worinnen er denn deutlich genug mit dem Ertzvater
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