Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.Freylich ja! Bey anderm Schmerze Sprang Dir noch Dein Böttner bey. Andrer Jammer preßt Dein Herze; Dieser reißt es gar entzwey. Trafen sonst die ersten Wetter Deiner Myrten Ast und Blätter: O so kömmt voritzt sogar Selbst ihr Wipfel in Gefahr. Siehe da, hier stürzt er nieder: Und so scheints um Dich gethan. Suchst Du Trost von mir darwieder? Ach! es fehlt mir selber dran. GOTT, der Trost bestürzter Geister, Macht ja sonst die Blöden dreuster: O so still auch dessen Treu Unsrer Wehmuth Angst-Geschrey. Er, Dein Schutz und Dein Vergnügen, Habe selber auf Dich Acht. Laß Dich nicht den Harm besiegen, Der nur übel ärger macht. Faßt dies Wort, Jhr andern alle, Die Jhr bey dem Trauerfalle, Der zwar Böttners Ruhm erhöht, Jn der bängsten Tieffe steht. Hemmt, Geschwister, hemmt, Jhr Freunde, Was Euch itzt beklemmt und kränkt. Macht sich der nicht GOtt zum Feinde, Der ihm seinen Schluß verdenkt? Nun
Freylich ja! Bey anderm Schmerze Sprang Dir noch Dein Boͤttner bey. Andrer Jammer preßt Dein Herze; Dieſer reißt es gar entzwey. Trafen ſonſt die erſten Wetter Deiner Myrten Aſt und Blaͤtter: O ſo koͤmmt voritzt ſogar Selbſt ihr Wipfel in Gefahr. Siehe da, hier ſtuͤrzt er nieder: Und ſo ſcheints um Dich gethan. Suchſt Du Troſt von mir darwieder? Ach! es fehlt mir ſelber dran. GOTT, der Troſt beſtuͤrzter Geiſter, Macht ja ſonſt die Bloͤden dreuſter: O ſo ſtill auch deſſen Treu Unſrer Wehmuth Angſt-Geſchrey. Er, Dein Schutz und Dein Vergnuͤgen, Habe ſelber auf Dich Acht. Laß Dich nicht den Harm beſiegen, Der nur uͤbel aͤrger macht. Faßt dies Wort, Jhr andern alle, Die Jhr bey dem Trauerfalle, Der zwar Boͤttners Ruhm erhoͤht, Jn der baͤngſten Tieffe ſteht. Hemmt, Geſchwiſter, hemmt, Jhr Freunde, Was Euch itzt beklemmt und kraͤnkt. Macht ſich der nicht GOtt zum Feinde, Der ihm ſeinen Schluß verdenkt? Nun
<TEI> <text> <body> <div type="fsEpicedia" n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0075" n="74"/> <l>Freylich ja! Bey anderm Schmerze</l><lb/> <l>Sprang Dir noch Dein <persName>Boͤttner</persName> bey.</l><lb/> <l>Andrer Jammer preßt Dein Herze;</l><lb/> <l>Dieſer reißt es gar entzwey.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">T</hi>rafen ſonſt die erſten Wetter</l><lb/> <l>Deiner Myrten Aſt und Blaͤtter:</l><lb/> <l>O ſo koͤmmt voritzt ſogar</l><lb/> <l>Selbſt ihr Wipfel in Gefahr.</l><lb/> <l>Siehe da, hier ſtuͤrzt er nieder:</l><lb/> <l>Und ſo ſcheints um Dich gethan.</l><lb/> <l>Suchſt Du Troſt von mir darwieder?</l><lb/> <l>Ach! es fehlt mir ſelber dran.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">G</hi>OTT, der Troſt beſtuͤrzter Geiſter,</l><lb/> <l>Macht ja ſonſt die Bloͤden dreuſter:</l><lb/> <l>O ſo ſtill auch deſſen Treu</l><lb/> <l>Unſrer Wehmuth Angſt-Geſchrey.</l><lb/> <l>Er, Dein Schutz und Dein Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Habe ſelber auf Dich Acht.</l><lb/> <l>Laß Dich nicht den Harm beſiegen,</l><lb/> <l>Der nur uͤbel aͤrger macht.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">F</hi>aßt dies Wort, Jhr andern alle,</l><lb/> <l>Die Jhr bey dem Trauerfalle,</l><lb/> <l>Der zwar <persName>Boͤttners</persName> Ruhm erhoͤht,</l><lb/> <l>Jn der baͤngſten Tieffe ſteht.</l><lb/> <l>Hemmt, Geſchwiſter, hemmt, Jhr Freunde,</l><lb/> <l>Was Euch itzt beklemmt und kraͤnkt.</l><lb/> <l>Macht ſich der nicht GOtt zum Feinde,</l><lb/> <l>Der ihm ſeinen Schluß verdenkt?</l> </lg><lb/> <fw type="catch" place="bottom">Nun</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0075]
Freylich ja! Bey anderm Schmerze
Sprang Dir noch Dein Boͤttner bey.
Andrer Jammer preßt Dein Herze;
Dieſer reißt es gar entzwey.
Trafen ſonſt die erſten Wetter
Deiner Myrten Aſt und Blaͤtter:
O ſo koͤmmt voritzt ſogar
Selbſt ihr Wipfel in Gefahr.
Siehe da, hier ſtuͤrzt er nieder:
Und ſo ſcheints um Dich gethan.
Suchſt Du Troſt von mir darwieder?
Ach! es fehlt mir ſelber dran.
GOTT, der Troſt beſtuͤrzter Geiſter,
Macht ja ſonſt die Bloͤden dreuſter:
O ſo ſtill auch deſſen Treu
Unſrer Wehmuth Angſt-Geſchrey.
Er, Dein Schutz und Dein Vergnuͤgen,
Habe ſelber auf Dich Acht.
Laß Dich nicht den Harm beſiegen,
Der nur uͤbel aͤrger macht.
Faßt dies Wort, Jhr andern alle,
Die Jhr bey dem Trauerfalle,
Der zwar Boͤttners Ruhm erhoͤht,
Jn der baͤngſten Tieffe ſteht.
Hemmt, Geſchwiſter, hemmt, Jhr Freunde,
Was Euch itzt beklemmt und kraͤnkt.
Macht ſich der nicht GOtt zum Feinde,
Der ihm ſeinen Schluß verdenkt?
Nun
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |