Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.Reichthum Göttlicher Güte. Herr bildet mit dem Wort seinem Volch die Noth für/so ihm von seinen Feinden wiederfahren solte; Wie ein Nachts-Gesicht im Traum/ sagt er/ so soll seyn die Menge aller Heiden/ so wider Ariel streiten/ samt alle ihrem Heer und Bollwerck/ und die ihn ängsten. Hatte zuvor ge-Esa. 29, 7. drohet; Jch will den Ariel ängsten/ daß er traurig und jämmerig sey/ und soll mir ein rechter Ariel seyn. Derv. 2. hundert und siebende Psalm brauchets von der Noth der Verirreten in der Wüsten; von der Angst und Plage derPs. 107, 6. Gefangenen; von der Gefahr der Seefahrenden imSturmv. 13. und Ungewitter/ oder beym Schiffbruch. Eliphas vonv. 28. Theman sucht eben dis Wort herfür/ wann er das Unglück eines Gottlosen/ so der gerechte Richter aller Welt über ihn ergehen lässet/ beschreiben will. Der Gottlose/ sagt er/ be- bet sein Lebelang/ und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen. Was er höret/ das schrecket ihn/ und wenns gleich Friede ist/ fürcht er sich der Verderber komme/ gläubet nicht/ daß er möge dem Unglück entrinnen/ und versiehet sich immer des Schwerdts. Er zeucht hin und her nach Brod/ und düncket ihn immer/ die Zeit seines Un- glücks sey fürhanden. Angst und [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]qvtsm Noth schrecken ihn/ und schlagen ihn nieder/ als ein König mit einem Heer.Job. 15, 20. seqq. Nun ware zwar David kein solcher Gottloser und unbuß- fertiger Sünder/ sondern do ers gleich gröblich versahe/ be- kante er doch seine Sünde/ und verhölete seine Missethat nicht. Jch sprach/ lauten seine Worte/ ich will dem Herrn meine Ubertrettung bekennen/ da vergabestu mir die Misse-Ps. 32, 5. that meiner Sünde. Hat doch aber auch über seine Nö- then zuklagen. Aber was verstehet er hier durch dieselbi- gen? Die Heiligen Gregorius und Augnstinus wollensApud Lo- rinum t. 1. f. 446. col. 1. D. ausgeleget haben de necessitatibus peccandi, von den Noth-
Reichthum Goͤttlicher Guͤte. Herr bildet mit dem Wort ſeinem Volch die Noth fuͤr/ſo ihm von ſeinen Feinden wiederfahren ſolte; Wie ein Nachts-Geſicht im Traum/ ſagt er/ ſo ſoll ſeyn die Menge aller Heiden/ ſo wider Ariel ſtreiten/ ſamt alle ihrem Heer und Bollwerck/ und die ihn aͤngſten. Hatte zuvor ge-Eſa. 29, 7. drohet; Jch will den Ariel aͤngſten/ daß er traurig und jaͤmmerig ſey/ und ſoll mir ein rechter Ariel ſeyn. Derv. 2. hundert und ſiebende Pſalm brauchets von der Noth der Verirreten in der Wuͤſten; von der Angſt und Plage derPſ. 107, 6. Gefangenen; von der Gefahr der Seefahrenden imSturmv. 13. und Ungewitter/ oder beym Schiffbruch. Eliphas vonv. 28. Theman ſucht eben dis Wort herfuͤr/ wann er das Ungluͤck eines Gottloſen/ ſo der gerechte Richter aller Welt uͤber ihn ergehen laͤſſet/ beſchreiben will. Der Gottloſe/ ſagt er/ be- bet ſein Lebelang/ und dem Tyrannen iſt die Zahl ſeiner Jahre verborgen. Was er hoͤret/ das ſchrecket ihn/ und wenns gleich Friede iſt/ fuͤrcht er ſich der Verderber komme/ glaͤubet nicht/ daß er moͤge dem Ungluͤck entrinnen/ und verſiehet ſich immer des Schwerdts. Er zeucht hin und her nach Brod/ und duͤncket ihn immer/ die Zeit ſeines Un- gluͤcks ſey fuͤrhanden. Angſt und [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]קוצמ Noth ſchrecken ihn/ und ſchlagen ihn nieder/ als ein Koͤnig mit einem Heer.Job. 15, 20. ſeqq. Nun ware zwar David kein ſolcher Gottloſer und unbuß- fertiger Suͤnder/ ſondern do ers gleich groͤblich verſahe/ be- kante er doch ſeine Suͤnde/ und verhoͤlete ſeine Miſſethat nicht. Jch ſprach/ lauten ſeine Worte/ ich will dem Herrn meine Ubertrettung bekennen/ da vergabeſtu mir die Miſſe-Pſ. 32, 5. that meiner Suͤnde. Hat doch aber auch uͤber ſeine Noͤ- then zuklagen. Aber was verſtehet er hier durch dieſelbi- gen? Die Heiligen Gregorius und Augnſtinus wollensApud Lo- rinum t. 1. f. 446. col. 1. D. ausgeleget haben de neceſſitatibus peccandi, von den Noth-
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="23"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Reichthum Goͤttlicher Guͤte.</hi></fw><lb/><hi rendition="#k">Herr</hi> bildet mit dem Wort ſeinem Volch die Noth fuͤr/<lb/> ſo ihm von ſeinen Feinden wiederfahren ſolte; Wie ein<lb/> Nachts-Geſicht im Traum/ ſagt er/ ſo ſoll ſeyn die Menge<lb/> aller Heiden/ ſo wider Ariel ſtreiten/ ſamt alle ihrem Heer<lb/> und Bollwerck/ und die ihn <hi rendition="#fr">aͤngſten.</hi> Hatte zuvor ge-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eſa.</hi></hi> 29, 7.</note><lb/> drohet; Jch will den Ariel <hi rendition="#fr">aͤngſten/</hi> daß er traurig und<lb/> jaͤmmerig ſey/ und ſoll mir ein rechter Ariel ſeyn. Der<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 2.</note><lb/> hundert und ſiebende Pſalm brauchets von der Noth der<lb/> Verirreten in der Wuͤſten; von der Angſt und Plage der<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pſ.</hi></hi> 107, 6.</note><lb/> Gefangenen; von der Gefahr der Seefahrenden imSturm<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 13.</note><lb/> und Ungewitter/ oder beym Schiffbruch. Eliphas von<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 28.</note><lb/> Theman ſucht eben dis Wort herfuͤr/ wann er das Ungluͤck<lb/> eines Gottloſen/ ſo der gerechte Richter aller Welt uͤber ihn<lb/> ergehen laͤſſet/ beſchreiben will. Der Gottloſe/ ſagt er/ be-<lb/> bet ſein Lebelang/ und dem Tyrannen iſt die Zahl ſeiner<lb/> Jahre verborgen. Was er hoͤret/ das ſchrecket ihn/ und<lb/> wenns gleich Friede iſt/ fuͤrcht er ſich der Verderber komme/<lb/> glaͤubet nicht/ daß er moͤge dem Ungluͤck entrinnen/ und<lb/> verſiehet ſich immer des Schwerdts. Er zeucht hin und her<lb/> nach Brod/ und duͤncket ihn immer/ die Zeit ſeines Un-<lb/> gluͤcks ſey fuͤrhanden. Angſt und <gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/>קוצמ Noth ſchrecken<lb/> ihn/ und ſchlagen ihn nieder/ als ein Koͤnig mit einem Heer.<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Job.</hi> 15, 20.<lb/><hi rendition="#i">ſeqq.</hi></hi></note><lb/> Nun ware zwar David kein ſolcher Gottloſer und unbuß-<lb/> fertiger Suͤnder/ ſondern do ers gleich groͤblich verſahe/ be-<lb/> kante er doch ſeine Suͤnde/ und verhoͤlete ſeine Miſſethat<lb/> nicht. Jch ſprach/ lauten ſeine Worte/ ich will dem <hi rendition="#k">He</hi>rrn<lb/> meine Ubertrettung bekennen/ da vergabeſtu mir die Miſſe-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pſ.</hi></hi> 32, 5.</note><lb/> that meiner Suͤnde. Hat doch aber auch uͤber ſeine Noͤ-<lb/> then zuklagen. Aber was verſtehet er hier durch dieſelbi-<lb/> gen? Die Heiligen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gregorius</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Augnſtinus</hi></hi> wollens<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Apud Lo-<lb/> rinum t.</hi> 1.<lb/><hi rendition="#i">f.</hi> 446.<lb/><hi rendition="#i">col.</hi> 1. <hi rendition="#i">D.</hi></hi></note><lb/> ausgeleget haben <hi rendition="#aq">de neceſſitatibus peccandi,</hi> von den<lb/> <fw type="catch" place="bottom">Noth-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0023]
Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
Herr bildet mit dem Wort ſeinem Volch die Noth fuͤr/
ſo ihm von ſeinen Feinden wiederfahren ſolte; Wie ein
Nachts-Geſicht im Traum/ ſagt er/ ſo ſoll ſeyn die Menge
aller Heiden/ ſo wider Ariel ſtreiten/ ſamt alle ihrem Heer
und Bollwerck/ und die ihn aͤngſten. Hatte zuvor ge-
drohet; Jch will den Ariel aͤngſten/ daß er traurig und
jaͤmmerig ſey/ und ſoll mir ein rechter Ariel ſeyn. Der
hundert und ſiebende Pſalm brauchets von der Noth der
Verirreten in der Wuͤſten; von der Angſt und Plage der
Gefangenen; von der Gefahr der Seefahrenden imSturm
und Ungewitter/ oder beym Schiffbruch. Eliphas von
Theman ſucht eben dis Wort herfuͤr/ wann er das Ungluͤck
eines Gottloſen/ ſo der gerechte Richter aller Welt uͤber ihn
ergehen laͤſſet/ beſchreiben will. Der Gottloſe/ ſagt er/ be-
bet ſein Lebelang/ und dem Tyrannen iſt die Zahl ſeiner
Jahre verborgen. Was er hoͤret/ das ſchrecket ihn/ und
wenns gleich Friede iſt/ fuͤrcht er ſich der Verderber komme/
glaͤubet nicht/ daß er moͤge dem Ungluͤck entrinnen/ und
verſiehet ſich immer des Schwerdts. Er zeucht hin und her
nach Brod/ und duͤncket ihn immer/ die Zeit ſeines Un-
gluͤcks ſey fuͤrhanden. Angſt und _קוצמ Noth ſchrecken
ihn/ und ſchlagen ihn nieder/ als ein Koͤnig mit einem Heer.
Nun ware zwar David kein ſolcher Gottloſer und unbuß-
fertiger Suͤnder/ ſondern do ers gleich groͤblich verſahe/ be-
kante er doch ſeine Suͤnde/ und verhoͤlete ſeine Miſſethat
nicht. Jch ſprach/ lauten ſeine Worte/ ich will dem Herrn
meine Ubertrettung bekennen/ da vergabeſtu mir die Miſſe-
that meiner Suͤnde. Hat doch aber auch uͤber ſeine Noͤ-
then zuklagen. Aber was verſtehet er hier durch dieſelbi-
gen? Die Heiligen Gregorius und Augnſtinus wollens
ausgeleget haben de neceſſitatibus peccandi, von den
Noth-
Eſa. 29, 7.
v. 2.
Pſ. 107, 6.
v. 13.
v. 28.
Job. 15, 20.
ſeqq.
Pſ. 32, 5.
Apud Lo-
rinum t. 1.
f. 446.
col. 1. D.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |