Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.Reichthum Göttlicher Güte. Noth befreyet. Die Herrschafft ist gleich einer vergülde-ten Pille. Jhr Glantz und Herrligkeit locket manchen be- gierigen Liebhaber zu sich/ und macht ihm/ nachdem sie an- genommen/ und mit Ernst und Fleiß der Pflicht und dem Gewissen nach verwaltet wird/ so viel zuschaffen/ daß man die beschwerliche Ehre in leichte Ruhe verwandelt wünschet. Wann ein Bauer wüste die Gefahr/ Sorge und Mühe ei- nes Fürsten/ würde er GOtt nicht gnug wissen zudancken/ daß er ihn hätte lassen einen Bauer werden/ pflegte unserZinck- gräf. A- pophtheg. part 1. p. m. 221. sel. Vater Lutherus zusagen. Jn einer Vorrede über den Propheten Daniel/ die er an den theuren Fürsten Johann Friedrichen zu Sachsen Anno 1530. verfertiget/ schreibet er von der Noth und Gefahr der Obrigkeit folgendes: Eine iegliche Herrschafft hat ihre Fürsten aus der Hölle. Je grössere Heerschafft/ ie grösser und ärgere Teufel/ die denen Königen und Herren alle Plage anlegen mit Hindern/ mit Reitzen zum Zorn/ Streit/ Mord/ Stoltz/ Unzucht und al- len Lastern/ daß GOtt wiederum muß auch guteEngel und Fürsten aus dem Himmel bey den Königen und Herren wi- der die Teufel halten/ wie wir hie im Daniel lesen. JmDan. 10, 13. Hauß- und gemeinen Stand mangelts auch nicht an Noth.Luth. t. 5. Mit Kummer muß ein ieder sich nähren/ und seinen bissenAltenb. f 2. a. fin. Brodt suchen. Welche Gefahr/ Mühe/ Sorge und Ver-Gen. 3, 17. drüßligkeit muß doch/ zum Exempel/ ein chrlicher Kauff- mann auf seinen Reisen und in der Handlung selbst ange- hen/ und ausstehen? zugeschweigen/ das/ wie ein Nagel in der Mauer zwischen zween Steinen steckt/ also die Sünde zwischen Käuffer und Verkäuffer stecke. Es fühlet einSir. 27, 2. 3. probirter Christ seine Noth an der Seelen/ da ist Sorge/ Furcht und Kummer von Leib- und Geistlichen Leid herrüh-Sir. 40, 2. rend. Er klagt mit Assaph: Mein Geist muß forschen; Wird D 3
Reichthum Goͤttlicher Guͤte. Noth befreyet. Die Herrſchafft iſt gleich einer verguͤlde-ten Pille. Jhr Glantz und Herrligkeit locket manchen be- gierigen Liebhaber zu ſich/ und macht ihm/ nachdem ſie an- genommen/ und mit Ernſt und Fleiß der Pflicht und dem Gewiſſen nach verwaltet wird/ ſo viel zuſchaffen/ daß man die beſchwerliche Ehre in leichte Ruhe verwandelt wuͤnſchet. Wann ein Bauer wuͤſte die Gefahr/ Sorge und Muͤhe ei- nes Fuͤrſten/ wuͤrde er GOtt nicht gnug wiſſen zudancken/ daß er ihn haͤtte laſſen einen Bauer werden/ pflegte unſerZinck- gräf. A- pophtheg. part 1. p. m. 221. ſel. Vater Lutherus zuſagen. Jn einer Vorrede uͤber den Propheten Daniel/ die er an den theuren Fuͤrſten Johann Friedrichen zu Sachſen Anno 1530. verfertiget/ ſchreibet er von der Noth und Gefahr der Obrigkeit folgendes: Eine iegliche Herrſchafft hat ihre Fuͤrſten aus der Hoͤlle. Je groͤſſere Heerſchafft/ ie groͤſſer und aͤrgere Teufel/ die denen Koͤnigen und Herren alle Plage anlegen mit Hindern/ mit Reitzen zum Zorn/ Streit/ Mord/ Stoltz/ Unzucht und al- len Laſtern/ daß GOtt wiederum muß auch guteEngel und Fuͤrſten aus dem Himmel bey den Koͤnigen und Herren wi- der die Teufel halten/ wie wir hie im Daniel leſen. JmDan. 10, 13. Hauß- und gemeinen Stand mangelts auch nicht an Noth.Luth. t. 5. Mit Kummer muß ein ieder ſich naͤhren/ und ſeinen biſſenAltenb. f 2. a. fin. Brodt ſuchen. Welche Gefahr/ Muͤhe/ Sorge und Ver-Gen. 3, 17. druͤßligkeit muß doch/ zum Exempel/ ein chrlicher Kauff- mann auf ſeinen Reiſen und in der Handlung ſelbſt ange- hen/ und ausſtehen? zugeſchweigen/ das/ wie ein Nagel in der Mauer zwiſchen zween Steinen ſteckt/ alſo die Suͤnde zwiſchen Kaͤuffer und Verkaͤuffer ſtecke. Es fuͤhlet einSir. 27, 2. 3. probirter Chriſt ſeine Noth an der Seelen/ da iſt Sorge/ Furcht und Kummer von Leib- und Geiſtlichen Leid herruͤh-Sir. 40, 2. rend. Er klagt mit Aſſaph: Mein Geiſt muß forſchen; Wird D 3
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Reichthum Goͤttlicher Guͤte.</hi></fw><lb/> Noth befreyet. Die Herrſchafft iſt gleich einer verguͤlde-<lb/> ten Pille. Jhr Glantz und Herrligkeit locket manchen be-<lb/> gierigen Liebhaber zu ſich/ und macht ihm/ nachdem ſie an-<lb/> genommen/ und mit Ernſt und Fleiß der Pflicht und dem<lb/> Gewiſſen nach verwaltet wird/ ſo viel zuſchaffen/ daß man<lb/> die beſchwerliche Ehre in leichte Ruhe verwandelt wuͤnſchet.<lb/> Wann ein Bauer wuͤſte die Gefahr/ Sorge und Muͤhe ei-<lb/> nes Fuͤrſten/ wuͤrde er GOtt nicht gnug wiſſen zudancken/<lb/> daß er ihn haͤtte laſſen einen Bauer werden/ pflegte unſer<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Zinck-<lb/> gräf. A-<lb/> pophtheg.<lb/> part</hi> 1. <hi rendition="#i">p.<lb/> m.</hi></hi> 221.</note><lb/> ſel. Vater <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lutherus</hi></hi> zuſagen. Jn einer Vorrede uͤber den<lb/> Propheten Daniel/ die er an den theuren Fuͤrſten Johann<lb/> Friedrichen zu Sachſen <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1530. verfertiget/ ſchreibet er<lb/> von der Noth und Gefahr der Obrigkeit folgendes: Eine<lb/> iegliche Herrſchafft hat ihre Fuͤrſten aus der Hoͤlle. Je<lb/> groͤſſere Heerſchafft/ ie groͤſſer und aͤrgere Teufel/ die denen<lb/> Koͤnigen und Herren alle Plage anlegen mit Hindern/ mit<lb/> Reitzen zum Zorn/ Streit/ Mord/ Stoltz/ Unzucht und al-<lb/> len Laſtern/ daß GOtt wiederum muß auch guteEngel und<lb/> Fuͤrſten aus dem Himmel bey den Koͤnigen und Herren wi-<lb/> der die Teufel halten/ wie wir hie im Daniel leſen. Jm<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dan.</hi></hi> 10, 13.</note><lb/> Hauß- und gemeinen Stand mangelts auch nicht an Noth.<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Luth. t.</hi></hi> 5.</note><lb/> Mit Kummer muß ein ieder ſich naͤhren/ und ſeinen biſſen<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Altenb.<lb/> f</hi> 2. <hi rendition="#i">a. fin.</hi></hi></note><lb/> Brodt ſuchen. Welche Gefahr/ Muͤhe/ Sorge und Ver-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gen.</hi></hi> 3, 17.</note><lb/> druͤßligkeit muß doch/ zum Exempel/ ein chrlicher Kauff-<lb/> mann auf ſeinen Reiſen und in der Handlung ſelbſt ange-<lb/> hen/ und ausſtehen? zugeſchweigen/ das/ wie ein Nagel in<lb/> der Mauer zwiſchen zween Steinen ſteckt/ alſo die Suͤnde<lb/> zwiſchen Kaͤuffer und Verkaͤuffer ſtecke. Es fuͤhlet ein<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sir.</hi></hi> 27, 2. 3.</note><lb/><hi rendition="#aq">probir</hi>ter Chriſt ſeine Noth an der Seelen/ da iſt Sorge/<lb/> Furcht und Kummer von Leib- und Geiſtlichen Leid herruͤh-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sir.</hi></hi> 40, 2.</note><lb/> rend. Er klagt mit Aſſaph: Mein Geiſt muß forſchen;<lb/> <fw type="sig" place="bottom">D 3</fw><fw type="catch" place="bottom">Wird</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
Noth befreyet. Die Herrſchafft iſt gleich einer verguͤlde-
ten Pille. Jhr Glantz und Herrligkeit locket manchen be-
gierigen Liebhaber zu ſich/ und macht ihm/ nachdem ſie an-
genommen/ und mit Ernſt und Fleiß der Pflicht und dem
Gewiſſen nach verwaltet wird/ ſo viel zuſchaffen/ daß man
die beſchwerliche Ehre in leichte Ruhe verwandelt wuͤnſchet.
Wann ein Bauer wuͤſte die Gefahr/ Sorge und Muͤhe ei-
nes Fuͤrſten/ wuͤrde er GOtt nicht gnug wiſſen zudancken/
daß er ihn haͤtte laſſen einen Bauer werden/ pflegte unſer
ſel. Vater Lutherus zuſagen. Jn einer Vorrede uͤber den
Propheten Daniel/ die er an den theuren Fuͤrſten Johann
Friedrichen zu Sachſen Anno 1530. verfertiget/ ſchreibet er
von der Noth und Gefahr der Obrigkeit folgendes: Eine
iegliche Herrſchafft hat ihre Fuͤrſten aus der Hoͤlle. Je
groͤſſere Heerſchafft/ ie groͤſſer und aͤrgere Teufel/ die denen
Koͤnigen und Herren alle Plage anlegen mit Hindern/ mit
Reitzen zum Zorn/ Streit/ Mord/ Stoltz/ Unzucht und al-
len Laſtern/ daß GOtt wiederum muß auch guteEngel und
Fuͤrſten aus dem Himmel bey den Koͤnigen und Herren wi-
der die Teufel halten/ wie wir hie im Daniel leſen. Jm
Hauß- und gemeinen Stand mangelts auch nicht an Noth.
Mit Kummer muß ein ieder ſich naͤhren/ und ſeinen biſſen
Brodt ſuchen. Welche Gefahr/ Muͤhe/ Sorge und Ver-
druͤßligkeit muß doch/ zum Exempel/ ein chrlicher Kauff-
mann auf ſeinen Reiſen und in der Handlung ſelbſt ange-
hen/ und ausſtehen? zugeſchweigen/ das/ wie ein Nagel in
der Mauer zwiſchen zween Steinen ſteckt/ alſo die Suͤnde
zwiſchen Kaͤuffer und Verkaͤuffer ſtecke. Es fuͤhlet ein
probirter Chriſt ſeine Noth an der Seelen/ da iſt Sorge/
Furcht und Kummer von Leib- und Geiſtlichen Leid herruͤh-
rend. Er klagt mit Aſſaph: Mein Geiſt muß forſchen;
Wird
Zinck-
gräf. A-
pophtheg.
part 1. p.
m. 221.
Dan. 10, 13.
Luth. t. 5.
Altenb.
f 2. a. fin.
Gen. 3, 17.
Sir. 27, 2. 3.
Sir. 40, 2.
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |