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Wellich, Georg: Christliche Leichpredigt. Oels, 1618.

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Christliche LeichPredigt.

III.
Propria
Caro in
fensissim
hostis.

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Wenn aber dieser Feind kaum ein wenig gestillet/ so findet
sich bald der dritte/ der vil näher ist/ als die andern zweene:
Sintemal er in vns wohnet/ vnd ist das böse Sündhafftige
Fleisch vnd Blut des Menschen/ dieser lest sich viel vbeler
vberwinden als die vorigen zweene. Denn wenn schon ein
Mensch dem Teuffel durch GOttes Geist entgehen kan/
auch die böse Welt mit jhrem Exempel fliehen/ so muß er
doch diesen feind sein Lebtage am Halse tragen/ der vberall
mit jhme gehet/ wo er sich hin kehret vnnd wendet. Vnnd
welches das ärgste ist: so wird er von dem meisten theyl der
Welt nicht leichte gemercket/ das es denn ein böse anzeigung
ist/ nemlich das ein solcher Mensch von jhme vberwunden
Geistlich in Sünden todt ist. Diesen hat nun der Heilige
Apostel Paulus wol erkennen lernen/ vnd mehr vber den-
Roman. 7.
v.
24. 25.
selben/ als die andern Feinde geklaget/ wie zu lesen Rom. 7.
Jch weiß das inn mir/ das ist/ in meinem Fleische nichts
guttes wohnet. Vnd als Er nach der Lenge diesen feind
beschrieben/ beschleust Er mit einer Erbärmlichen klage:
Oppugna-
tio fuga
occasionun.
Jch elender Mensch/ wer wird mich erlösen/ von dem Leibe
dieses Todes. Nun wider diesen Feind sollen wir nun auch
kämpffen mit S. Paulo/ welches geschiehet/ wenn wir jhme
seine Waffen nehmen/ das sein alle gelegenheiten zu sün-
digen/ da wird er nicht können herrschen/ vnd müssen ge-
tödtet werden.

II.
DEus ho-
stis per
apparen-
tiam.
Vber diese jetzt erzehlete Drey böse Häuptfeinde der
Christenheit/ stellet sich auch Gott der HErr selbst gegen
den Gläubigen als ein feind/ welches geschiehet/ wenn Er
jhnen allerley Widerwertigkeit dieses Lebens zuschicket/
Thren. 3.
v.
10.
das sie offters klagen mit dem Propheten Jeremia/ Thre. 3.
Der HErr ist mir zum Lewen worden. Nun da muß auch
ein Christ ein rechter Jacob sein/ vnd Standthafftig mit

Kämpffen

Chꝛiſtliche LeichPꝛedigt.

III.
Propria
Caro in
fenſiſſim
hoſtis.




Wenn aber dieſer Feind kaum ein wenig geſtillet/ ſo findet
ſich bald der dritte/ der vil naͤher iſt/ als die andern zweene:
Sintemal er in vns wohnet/ vnd iſt das boͤſe Suͤndhafftige
Fleiſch vnd Blut des Menſchen/ dieſer leſt ſich viel vbeler
vberwinden als die voꝛigen zweene. Denn wenn ſchon ein
Menſch dem Teuffel durch GOttes Geiſt entgehen kan/
auch die boͤſe Welt mit jhꝛem Exempel fliehen/ ſo muß er
doch dieſen feind ſein Lebtage am Halſe tragen/ der vberall
mit jhme gehet/ wo er ſich hin kehꝛet vnnd wendet. Vnnd
welches das aͤrgſte iſt: ſo wird er von dem meiſten theyl der
Welt nicht leichte gemercket/ das es deñ ein boͤſe anzeigung
iſt/ nemlich das ein ſolcher Menſch von jhme vberwunden
Geiſtlich in Suͤnden todt iſt. Dieſen hat nun der Heilige
Apoſtel Paulus wol erkennen lernen/ vnd mehꝛ vber den-
Roman. 7.
v.
24. 25.
ſelben/ als die andern Feinde geklaget/ wie zu leſen Rom. 7.
Jch weiß das inn mir/ das iſt/ in meinem Fleiſche nichts
guttes wohnet. Vnd als Er nach der Lenge dieſen feind
beſchꝛieben/ beſchleuſt Er mit einer Erbaͤrmlichen klage:
Oppugna-
tio fuga
occaſionũ.
Jch elender Menſch/ wer wird mich erloͤſen/ von dem Leibe
dieſes Todes. Nun wider dieſen Feind ſollen wir nun auch
kaͤmpffen mit S. Paulo/ welches geſchiehet/ weñ wir jhme
ſeine Waffen nehmen/ das ſein alle gelegenheiten zu ſuͤn-
digen/ da wird er nicht koͤnnen herꝛſchen/ vnd muͤſſen ge-
toͤdtet werden.

II.
DEus ho-
stis per
apparen-
tiam.
Vber dieſe jetzt erzehlete Dꝛey boͤſe Haͤuptfeinde der
Chꝛiſtenheit/ ſtellet ſich auch Gott der HErꝛ ſelbſt gegen
den Glaͤubigen als ein feind/ welches geſchiehet/ wenn Er
jhnen allerley Widerwertigkeit dieſes Lebens zuſchicket/
Thren. 3.
v.
10.
das ſie offters klagen mit dem Pꝛopheten Jeremia/ Thre. 3.
Der HErꝛ iſt mir zum Lewen woꝛden. Nun da muß auch
ein Chꝛiſt ein rechter Jacob ſein/ vnd Standthafftig mit

Kaͤmpffen
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Zitationshilfe: Wellich, Georg: Christliche Leichpredigt. Oels, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509201/14>, abgerufen am 29.03.2024.