Lindner, Abraham: Traur-und Trost Advent des HERREN JEsu/ Bey Christlichem Leichbegängnüs. Steinaw an der Oder, 1662.Traur- und Trost-Advent/ Parentibusest ingens & inenar- rabilis a- mor erga natos, & quidem multo ma- jor, quam in Liberis ergaParen- tes.braucht/ und uns über der hefftigen ssrge und eingepflantz- ten Eltern-Liebe verwundernde gar gerne zugeben und ge- stehen es sey bey ihrem tödlichen Hintrit der Väterliche Schmertz ehe grösser/ als geringer/ massen wir dem Aus- spruche offtgerügten Herren Philippi/ den Er hin und wie- der in seinen Schrifften führet/ gerne beyfahl geben; Es sey nechst Empfindung des Zorns Gottes kein grösser Schmertz/ als der Eltern/ den sie aus dem Unfahl/ oder tödlichen Abgang ihrer Kinder empfinden. Hat nu Jacob feinen Sohn Joseph den Er todt zu seyn vermey- nete so hefftig beklaget/ daß er sich nicht wollen trösten lassen/ (n) Pericles ein Mann von heroischen Gemüthe (n) Gen. 37. v. 35.seinen Sohn so hertzlich beweinet/ daß Er häuffige Thrä- nen unter unauffhörlichen Seufftzen vergossen/ wie Plu- (o) in Pe- ricle p. 115.tarchus(o) meldet/ Cicero ein sonst weiser Redner und zum Tode selbst unerschrockener Patriot über dem Tode seiner Tochter sich so sehr betrübet/ daß Er sich desfals in seinen Schrifften hin und wieder ziemlich bloß gegeben/ und vom Servio Sulpitio und andern fast verweißlich müssen ge- tröstet werden/ der vorgedachte Herodes Atticus über sei- ner Kinder Tode sich so ungeberdig gestellet/ daß er von ei- nem Stoico desfalls zurede gesetzet worden/ wie Agellius (p) l. 19. c. 12(p) angemerckt/ wer wolte nicht meynen daß unser gegen- wertiger Herr Vater durch den Tod seiner hertzliebsten Frauen Tochter in unaußsprechliches Trauren versetzet sey/ und wenn er selbigem/ der zur seeligst verstorbenen getrage- nen hertzlichen Liebe nach/ schmertzlich nachhenget/ ihme es nicht gerne zu gute halten? Zu mahlen weil ihr tödlichen Hintrit so eilend und unverhofft erfolget/ daß er bey ihrem letzten Abschiede nicht seyn/ nach welches etwa unter trau- rigem
Traur- und Troſt-Advent/ Parentibuseſt ingens & inenar- rabilis a- mor erga natos, & quidem multò ma- jor, quàm in Liberis ergaParen- tes.braucht/ und uns uͤber der hefftigen ςσργῇ und eingepflantz- ten Eltern-Liebe verwundernde gar gerne zugeben und ge- ſtehen es ſey bey ihrem toͤdlichen Hintrit der Vaͤterliche Schmertz ehe groͤſſer/ als geringer/ maſſen wir dem Aus- ſpruche offtgeruͤgten Herren Philippi/ den Er hin und wie- der in ſeinen Schrifften fuͤhret/ gerne beyfahl geben; Es ſey nechſt Empfindung des Zorns Gottes kein groͤſſer Schmertz/ als der Eltern/ den ſie aus dem Unfahl/ oder toͤdlichen Abgang ihrer Kinder empfinden. Hat nu Jacob feinen Sohn Joſeph den Er todt zu ſeyn vermey- nete ſo hefftig beklaget/ daß er ſich nicht wollen troͤſten laſſen/ (n) Pericles ein Mann von heroiſchen Gemuͤthe (n) Gen. 37. v. 35.ſeinen Sohn ſo hertzlich beweinet/ daß Er haͤuffige Thraͤ- nen unter unauffhoͤrlichen Seufftzen vergoſſen/ wie Plu- (o) in Pe- ricle p. 115.tarchus(o) meldet/ Cicero ein ſonſt weiſer Redner und zum Tode ſelbſt unerſchrockener Patriot uͤber dem Tode ſeiner Tochter ſich ſo ſehr betruͤbet/ daß Er ſich desfals in ſeinen Schrifften hin und wieder ziemlich bloß gegeben/ und vom Servio Sulpitio und andern faſt verweißlich muͤſſen ge- troͤſtet werden/ der vorgedachte Herodes Atticus uͤber ſei- ner Kinder Tode ſich ſo ungeberdig geſtellet/ daß er von ei- nem Stoico desfalls zurede geſetzet worden/ wie Agellius (p) l. 19. c. 12(p) angemerckt/ wer wolte nicht meynen daß unſer gegen- wertiger Herr Vater durch den Tod ſeiner hertzliebſten Frauen Tochter in unaußſprechliches Trauren verſetzet ſey/ und wenn er ſelbigem/ der zur ſeeligſt verſtorbenen getrage- nen hertzlichen Liebe nach/ ſchmertzlich nachhenget/ ihme es nicht gerne zu gute halten? Zu mahlen weil ihr toͤdlichen Hintrit ſo eilend und unverhofft erfolget/ daß er bey ihrem letzten Abſchiede nicht ſeyn/ nach welches etwa unter trau- rigem
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0008"/><fw type="header" place="top">Traur- und Troſt-Advent/</fw><lb/><note xml:id="m2" prev="#m1" place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Parentibus<lb/> eſt ingens<lb/> & inenar-<lb/> rabilis a-<lb/> mor erga<lb/> natos, &<lb/> quidem<lb/> multò ma-<lb/> jor, quàm<lb/> in Liberis<lb/> ergaParen-<lb/> tes.</hi></hi></note>braucht/ und uns uͤber der hefftigen ςσργῇ und eingepflantz-<lb/> ten Eltern-Liebe verwundernde gar gerne zugeben und ge-<lb/> ſtehen es ſey bey ihrem toͤdlichen Hintrit der Vaͤterliche<lb/> Schmertz ehe groͤſſer/ als geringer/ maſſen wir dem Aus-<lb/> ſpruche offtgeruͤgten Herren <persName>Philippi</persName>/ den Er hin und wie-<lb/> der in ſeinen Schrifften fuͤhret/ gerne beyfahl geben; Es<lb/> ſey nechſt Empfindung des Zorns Gottes kein groͤſſer<lb/> Schmertz/ als der Eltern/ den ſie aus dem Unfahl/<lb/> oder toͤdlichen Abgang ihrer Kinder empfinden. Hat<lb/> nu Jacob feinen Sohn Joſeph den Er todt zu ſeyn vermey-<lb/> nete ſo hefftig beklaget/ daß er ſich nicht wollen troͤſten<lb/> laſſen/ <hi rendition="#aq">(n) Pericles</hi> ein Mann von heroiſchen Gemuͤthe<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(n) Gen. 37.<lb/> v.</hi> 35.</hi></note>ſeinen Sohn ſo hertzlich beweinet/ daß Er haͤuffige Thraͤ-<lb/> nen unter unauffhoͤrlichen Seufftzen vergoſſen/ wie <hi rendition="#aq"><persName xml:id="psN1a" next="#psN1b">Plu-</persName></hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(o) in Pe-<lb/> ricle p.</hi> 115.</hi></note><hi rendition="#aq"><persName xml:id="psN1b" prev="#psN1a">tarchus</persName>(o)</hi> meldet/ <hi rendition="#aq"><persName>Cicero</persName></hi> ein ſonſt weiſer Redner und zum<lb/> Tode ſelbſt unerſchrockener <hi rendition="#aq">Patriot</hi> uͤber dem Tode ſeiner<lb/> Tochter ſich ſo ſehr betruͤbet/ daß Er ſich desfals in ſeinen<lb/> Schrifften hin und wieder ziemlich bloß gegeben/ und vom<lb/><hi rendition="#aq"><persName>Servio Sulpitio</persName></hi> und andern faſt verweißlich muͤſſen ge-<lb/> troͤſtet werden/ der vorgedachte <persName>Herodes <hi rendition="#aq">Atticus</hi></persName> uͤber ſei-<lb/> ner Kinder Tode ſich ſo ungeberdig geſtellet/ daß er von ei-<lb/> nem <hi rendition="#aq"><persName>Stoico</persName></hi> desfalls zurede geſetzet worden/ wie <hi rendition="#aq"><persName>Agellius</persName></hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(p) l. 19. c.</hi> 12</hi></note><hi rendition="#aq">(p)</hi> angemerckt/ wer wolte nicht meynen daß unſer gegen-<lb/> wertiger Herr Vater durch den Tod ſeiner hertzliebſten<lb/> Frauen Tochter in unaußſprechliches Trauren verſetzet ſey/<lb/> und wenn er ſelbigem/ der zur ſeeligſt verſtorbenen getrage-<lb/> nen hertzlichen Liebe nach/ ſchmertzlich nachhenget/ ihme es<lb/> nicht gerne zu gute halten? Zu mahlen weil ihr toͤdlichen<lb/> Hintrit ſo eilend und unverhofft erfolget/ daß er bey ihrem<lb/> letzten Abſchiede nicht ſeyn/ nach welches etwa unter trau-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">rigem</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0008]
Traur- und Troſt-Advent/
braucht/ und uns uͤber der hefftigen ςσργῇ und eingepflantz-
ten Eltern-Liebe verwundernde gar gerne zugeben und ge-
ſtehen es ſey bey ihrem toͤdlichen Hintrit der Vaͤterliche
Schmertz ehe groͤſſer/ als geringer/ maſſen wir dem Aus-
ſpruche offtgeruͤgten Herren Philippi/ den Er hin und wie-
der in ſeinen Schrifften fuͤhret/ gerne beyfahl geben; Es
ſey nechſt Empfindung des Zorns Gottes kein groͤſſer
Schmertz/ als der Eltern/ den ſie aus dem Unfahl/
oder toͤdlichen Abgang ihrer Kinder empfinden. Hat
nu Jacob feinen Sohn Joſeph den Er todt zu ſeyn vermey-
nete ſo hefftig beklaget/ daß er ſich nicht wollen troͤſten
laſſen/ (n) Pericles ein Mann von heroiſchen Gemuͤthe
ſeinen Sohn ſo hertzlich beweinet/ daß Er haͤuffige Thraͤ-
nen unter unauffhoͤrlichen Seufftzen vergoſſen/ wie Plu-
tarchus(o) meldet/ Cicero ein ſonſt weiſer Redner und zum
Tode ſelbſt unerſchrockener Patriot uͤber dem Tode ſeiner
Tochter ſich ſo ſehr betruͤbet/ daß Er ſich desfals in ſeinen
Schrifften hin und wieder ziemlich bloß gegeben/ und vom
Servio Sulpitio und andern faſt verweißlich muͤſſen ge-
troͤſtet werden/ der vorgedachte Herodes Atticus uͤber ſei-
ner Kinder Tode ſich ſo ungeberdig geſtellet/ daß er von ei-
nem Stoico desfalls zurede geſetzet worden/ wie Agellius
(p) angemerckt/ wer wolte nicht meynen daß unſer gegen-
wertiger Herr Vater durch den Tod ſeiner hertzliebſten
Frauen Tochter in unaußſprechliches Trauren verſetzet ſey/
und wenn er ſelbigem/ der zur ſeeligſt verſtorbenen getrage-
nen hertzlichen Liebe nach/ ſchmertzlich nachhenget/ ihme es
nicht gerne zu gute halten? Zu mahlen weil ihr toͤdlichen
Hintrit ſo eilend und unverhofft erfolget/ daß er bey ihrem
letzten Abſchiede nicht ſeyn/ nach welches etwa unter trau-
rigem
Parentibus
eſt ingens
& inenar-
rabilis a-
mor erga
natos, &
quidem
multò ma-
jor, quàm
in Liberis
ergaParen-
tes.
(n) Gen. 37.
v. 35.
(o) in Pe-
ricle p. 115.
(p) l. 19. c. 12
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |