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Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604.

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de dorten so grosse Frewde seyn/ das man weder einander kennen
noch mit einander reden werde. Das aber es gewiß seyn werde/
das wir einander erkennen/ mit einander reden sollen/ wird durch
folgende Argumenta bewehret.

1. Adam da er noch in der vnschuldt war/ erkandte seine
Evam, das sie ein Fleisch vnnd Bein von seinem Fleisch vnnd
Beinen war/ ob er sie gleich zuvor nicht gesehen hatte. Weil
wir nach diesem Leben wiederumb in standt der vollkommenheit
kommen/ werden wir seyn wie Adam anfenglich vor dem Fall
gewesen: Folget nun/ das wir auch die vnsern als denn kennen/
mit jhnen reden vnd sich besprechen werden.

2. CHristus saget Matth. 22. das wir den Engeln gleich
seyn werden/ nach vnser Aufferstehung; Die Engel kennen ein-
ander/ haben schöne liebliche gesprech/ loben vnd preysen Gott.
Folget hierauff/ das wir auch vnter einander sich kennen/ vnd
Gottselige Gesprech haben werden.

3. CHristus nach seiner heiligen Aufferstehung ließ sich se-
hen/ vnd redet mit denen/ so auch aufferstanden waren (wie die
Evangelisten zeugen) von dem Reich GOttes. Am Jüngsten
Tage werden wir auch durch die Krafft CHRisti aufferstehen.
Folget das es mit vns dergleichen geschehen werde.

4. Matth. 17. stehet/ Das CHristus sich verkleret in ge-
genwart dreyer Apostel/ da dann erschiene Moses vnd Elias,
redeten mit CHristo Die Apostel hatten diese zweene Männer
niemals gesehen/ dennoch erkennen sie dieselben/ wer sie waren.
Demnach CHristi Verklerung ein Fürbilde gewesen der Ver-
klerung vnser Leiber in ewiger Seligkeit. Folget derowegen/
das wir die vnsern werden reden hören/ ja auch die sehen vnd ken-
nen/ so vormals vns kentlich gewesen.

5. Ioannes der Täuffer/ voll deß heiligen Geistes/ erkan-
te CHristum seinen Erlöser/ ob sie schon noch beyde in Mutter

Leibe

de dorten ſo groſſe Frewde ſeyn/ das man weder einander kennen
noch mit einander reden werde. Das aber es gewiß ſeyn werde/
das wir einander erkennen/ mit einander reden ſollen/ wird durch
folgende Argumenta bewehret.

1. Adam da er noch in der vnſchuldt war/ erkandte ſeine
Evam, das ſie ein Fleiſch vnnd Bein von ſeinem Fleiſch vnnd
Beinen war/ ob er ſie gleich zuvor nicht geſehen hatte. Weil
wir nach dieſem Leben wiederumb in ſtandt der vollkommenheit
kommen/ werden wir ſeyn wie Adam anfenglich vor dem Fall
geweſen: Folget nun/ das wir auch die vnſern als denn kennen/
mit jhnen reden vnd ſich beſprechen werden.

2. CHriſtus ſaget Matth. 22. das wir den Engeln gleich
ſeyn werden/ nach vnſer Aufferſtehung; Die Engel kennen ein-
ander/ haben ſchoͤne liebliche geſprech/ loben vnd preyſen Gott.
Folget hierauff/ das wir auch vnter einander ſich kennen/ vnd
Gottſelige Geſprech haben werden.

3. CHriſtus nach ſeiner heiligen Aufferſtehung ließ ſich ſe-
hen/ vnd redet mit denen/ ſo auch aufferſtanden waren (wie die
Evangeliſten zeugen) von dem Reich GOttes. Am Juͤngſten
Tage werden wir auch durch die Krafft CHRiſti aufferſtehen.
Folget das es mit vns dergleichen geſchehen werde.

4. Matth. 17. ſtehet/ Das CHriſtus ſich verkleret in ge-
genwart dreyer Apoſtel/ da dann erſchiene Moſes vnd Elias,
redeten mit CHriſto Die Apoſtel hatten dieſe zweene Maͤnner
niemals geſehen/ dennoch erkennen ſie dieſelben/ wer ſie waren.
Demnach CHriſti Verklerung ein Fuͤrbilde geweſen der Ver-
klerung vnſer Leiber in ewiger Seligkeit. Folget derowegen/
das wir die vnſern werden reden hoͤren/ ja auch die ſehen vnd ken-
nen/ ſo vormals vns kentlich geweſen.

5. Ioannes der Taͤuffer/ voll deß heiligen Geiſtes/ erkan-
te CHriſtum ſeinen Erloͤſer/ ob ſie ſchon noch beyde in Mutter

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[0015] de dorten ſo groſſe Frewde ſeyn/ das man weder einander kennen noch mit einander reden werde. Das aber es gewiß ſeyn werde/ das wir einander erkennen/ mit einander reden ſollen/ wird durch folgende Argumenta bewehret. 1. Adam da er noch in der vnſchuldt war/ erkandte ſeine Evam, das ſie ein Fleiſch vnnd Bein von ſeinem Fleiſch vnnd Beinen war/ ob er ſie gleich zuvor nicht geſehen hatte. Weil wir nach dieſem Leben wiederumb in ſtandt der vollkommenheit kommen/ werden wir ſeyn wie Adam anfenglich vor dem Fall geweſen: Folget nun/ das wir auch die vnſern als denn kennen/ mit jhnen reden vnd ſich beſprechen werden. 2. CHriſtus ſaget Matth. 22. das wir den Engeln gleich ſeyn werden/ nach vnſer Aufferſtehung; Die Engel kennen ein- ander/ haben ſchoͤne liebliche geſprech/ loben vnd preyſen Gott. Folget hierauff/ das wir auch vnter einander ſich kennen/ vnd Gottſelige Geſprech haben werden. 3. CHriſtus nach ſeiner heiligen Aufferſtehung ließ ſich ſe- hen/ vnd redet mit denen/ ſo auch aufferſtanden waren (wie die Evangeliſten zeugen) von dem Reich GOttes. Am Juͤngſten Tage werden wir auch durch die Krafft CHRiſti aufferſtehen. Folget das es mit vns dergleichen geſchehen werde. 4. Matth. 17. ſtehet/ Das CHriſtus ſich verkleret in ge- genwart dreyer Apoſtel/ da dann erſchiene Moſes vnd Elias, redeten mit CHriſto Die Apoſtel hatten dieſe zweene Maͤnner niemals geſehen/ dennoch erkennen ſie dieſelben/ wer ſie waren. Demnach CHriſti Verklerung ein Fuͤrbilde geweſen der Ver- klerung vnſer Leiber in ewiger Seligkeit. Folget derowegen/ das wir die vnſern werden reden hoͤren/ ja auch die ſehen vnd ken- nen/ ſo vormals vns kentlich geweſen. 5. Ioannes der Taͤuffer/ voll deß heiligen Geiſtes/ erkan- te CHriſtum ſeinen Erloͤſer/ ob ſie ſchon noch beyde in Mutter Leibe

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Zitationshilfe: Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509390/15>, abgerufen am 27.04.2024.